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Sucht nach Superlative im Fußball oder: Zurück zur Realität und Normalität

Bevor am heutigen Abend die zum Großteil jungen Bullen aus aller Welt für Salzburg gegen Bröndby den nächsten Anlauf auf die Champions League nehmen, möchte ich als Leser vieler Auslandszeitungen und ebensolcher Online-Portale auch mit unseren Legionären beschäftigen. Zuallererst sei einmal gesagt, dass es aller Ehren wert ist, dass so viele mehr oder wenige Österreicher mit oder ohne Migrantenwurzeln mittlerweile in allen wichtigen Ligen Europas verstreut sind. Und es sei auch gesagt, dass man stolz darauf sein kann und auch muss, dass mit David Alaba ein Klassespieler vom Weltklasseverein Real-Madrid verpflichtet wurde, dem erfolgreichsten aller Klubs auf der Welt.

Das ist eine tolle Sache, an der nicht zu zweifeln ist, was mich hingegen stört, dass es allenthalben in einigen heimischen Medien schon zum guten Ton gehört, fast schon krampfhaft zu versuchen, nicht nur Alaba in den Himmel zu heben, obschon er und auch der eine oder andere gestandene oder zukunftsträchtige Legionär – ohne mich gleich zum Rassisten zu stempeln – noch immer auf Erden, in der Atmosphäre und nicht in der Stratosphäre spielt. Wenn ich noch daheim höre und lese, welch tollen Einstand unser aller Arnie Arnautovic als Torschütze für Bologna trotz der 4:5-Cup-Blamage gegen den Zweitliga-Aufsteiger Ternana gehabt haben soll, dann glaube ich eher schon der Gazzetta dello Sport, die bei aller subjektiven Betrachtung zum Schluss kam, „dass er zwar viel versucht hat, seine Kondition aber leider basso, also parterre ist.“

Es freut mich natürlich auch, wenn Barcelona-Coach Ronald Koeman von der Rapid-Leihgabe Yusuf Demir schwärmt, so übertrieben dargestellt bei manchen Portalen, als wäre schon die billige, aber fabelhafte Messi-Alternative gefunden. Allerdings erhebt sich dazu die Frage, warum Koeman den 18jährigen Wiener mit türkischen Wurzeln beim an sich beruhigenden Stande von 3:0 gegen Real Sociedad nicht debütieren, sondern bis zum dann knappen 4:2-Ende auf der Bank hat sitzen lassen. Und noch wissen ja nicht einmal Insider der Szene a la Ex-Bayern-Star Mario Basler (im Servus-TV), wie ernst es die Münchner wirklich meinen mit einem Sabitzer-Transfer von Leipzig an die Isar, aber schon wird über Kaufsummen und Spielpositionen des laufstarken Allrounders heftig spekuliert, philosophiert und diskutiert.

Bei allem Respekt vor medialem Konkurrenzkampf und dem Rennen um Schlagzeilen wäre ein bisschen mehr Realitätssinn ebenso angebracht wie ein Schuss mehr an Vernunft, vor allem dann, wenn ebenfalls aus dem Drang nach Superlativen mit Milliarden und Millionen jongliert wird. Das Allerwichtigste gerät dabei nämlich oft in Vergessenheit, weil´s ein Hauch zu viel an Normalität zu sein scheint. Und worum es dabei geht? Um den natürlichen, großen Spaß am Spiel, am Fußball und an der Herausforderung, Gegner zu überdribbeln oder aber zu bremsen, Tore zu schießen oder solche zu verhindern. Wenn aber Geld, wie es immer mehr der fall u sein scheint, den Charakter verdirbt, dann wird dabei auch der Fußball verdorben. Mit oder ohne österreichische Legionäre in allen Ligen Europas.

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