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Thiem oder: Wie man Ruf eines Tennis-Darlings der Nation selbst ruiniert

Eigentlich war´s ja erst für Samstag angekündigt worden, aber wir mussten nicht so lange warten, bis das offene Geheimnis schon heute hochoffiziell gelüftet wurde. Dominic Thiem hat uns über eine(englische) Video-Botschaft seines (familiären) Managements wissen lassen, dass es die letzte Saison ist, die er (zu Ende?) spielt, dass also nach dem 500er in der Stadthalle für ihn wohl Schluss mit unlustig bis erfolglos sein wird. Da aber nach der fatalen, fast einjährigen Verletzungspause sein Tennis buchstäblich weder Hand noch Fuß, geschweige denn den richtigen Kopf zum Gewinnen gehabt habe, wäre in ihm der Entschluss gereift, die Karriere heuer ausklingen zu lassen.

Ein letztes Hurra also für das einstige Wunderkind, das dank und unter der Regie seines ersten Mentors, Managers und Coaches Günter Bresnik  zum zweiten Grand-Slam-Sieger nach Muster, zu einem 16fachen Turniersieger und zu einem Weltranglistendritten mit einem oder mehreren Erfolgen gegen die aller größten Drei im Welttennis werden sollte – und zu einem Lokalmatador, Ticketseller und auch Publikumsliebling, dem die Fans zu Füßen lagen. In seinen besten Zeiten, die inzwischen so hinter ihm liegen wie sich die Anhängerschar immer mehr auf einen harten Kern reduzierte.Das mag zwar ungerecht und nach dem geflügelten Wort klingen, dass Undank aller Welten Lohn ist, aber diese negative Metamorphose hat sich Dominic mit seinem mehrmals gewechselten Team an halben „Stabsoffizieren“ auch selbst zuzuschreiben. Es waren und sind nicht mediale Kritiker oder kritische Kommentare in den sozialen Medien gewesen, die (abgesehen von der lädierten Hand) zum Karriereknick geführt haben.

Der inzwischen 30jährige, angesichts weit älterer, noch viel erfolgreicherer, immer noch aktiver Granden aber fast noch jugendliche Thiem hat seinem zu Recht unglaublich guten Ruf sukzessive mit oft nicht nachvollziehbaren Handlungen geschadet, wenn nicht sogar bei Ex-Fans ruiniert. Zu wenig Schweiß, zu wenig Härte, zu viel Adabei und zu viel Selbstaufgabe statt Selbstverteidigung. Und immer mehr schien es aus der TV-Distanz – abgeschottet vom jüngeren Manager-Bruder von fast allen Medien – , als würde sich ein bubenhafter Trotzkopf bei höherer Tennisgewalt über sein Schicksal beklagen, statt mit aller verfügbarer Kraft dagegenzustemmen. Kratzen, beißen, spucken, wie es bei Muster der Fall war, hat man bei Dominic nicht mehr gespürt, ganz so, als hätte sich Domi dem Thieminho ergeben, zu dem er geschrumpft war.

Das ist angesichts dessen, was er für Österreichs Tennis geleistet, was er alles gewonnen, welch tolle Spiele er geliefert und welch Begeisterung und Boom er ausgelöst hat, eine höchst negative Spirale, die auch einen höchst negativen Beigeschmack hinterlässt. Es ist halt wie im Leben auch im Sport und vor allem für davor tolle Spitzensportler: innen so, dass der letzte Eindruck, ob gerecht oder ungerecht, auch mit der guten oder schlechten Nachred´ verbunden ist. Bleibt zu hoffen, dass uns Thiem, mit sich selbst im Reinen, auch noch das eine oder andere letzte Hurra beschert. Im  Tennis, eh klar!

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