LIVE MIT JOE METZGER

Von Djokovic, Bällen oder Flaschen, um die es sich so oder so dreht

Wenn ich an das Theater denke, dass im Pandemie-Jahr in New York um jene amerikanische Linienrichterin gemacht wurde, die von einem Tennisball getroffen worden war, den der frustrierte Novak Djokovic achtlos nach hinten geschlagen worden war. Ja, da war nicht nur der Teufel los, da konnte er sich noch so entschuldigen für den fatalen Fehlschlag, da gab´s kein Pardon, da wurde der Djoker erst ausgebuht und dann disqualifiziert. Hinweg mit ihm, dem serbischen Impfmuffel, obendrein Feindbild vieler Fans, der ihren anderen Lieblingen zu oft die Butter vom Brot genommen hatte …

Von vorwurfsvollem Aufschrei hab´ ich weder gestern noch heute was gemerkt, als diesmal nach dem Motto: Einer muss der Novak sein, eben dieser Djoker selbst von einer Thermosflasche am Kopf getroffen wurde, als er nach dem 6:3, 6:1-Sieg gegen den Franzosen Corentin Moutet gerade Autogramme beim Abgang vom Campo Centrale am Foro Italico neben dem Olympiastadion schrieb. Ehe Spekulationen oder gar Gerüchte auftauchen würden, dass womöglich perfide böse Absicht hätte dahinterstecken können, hieß es hochoffiziell, aber ohne Entschuldigung, dass die Flasche einem Kind aus dem Rucksack gefallen wäre. Zufall. Bad luck.

Auch wenn Djokovic in die Knie und dann zu Boden gegangen war, so ging man ziemlich schnell über diesen seltsam-kuriosen Zwischenfall hinweg, als wär´s Part of the Game. Fazit: Gut is ´gangen, nix is g´schehen. Erst recht, weil´s der – ich hab ihn auch an einem Tisch erlebt – zwar im Tennis verbissen wirkende, aber humorvoll-witzige Djoker nach Erstbehandlung ironisch postete: Bin wieder im Hotel, drück mir den Eisbeutel auf den Schädel und freu mich, auch morgen wieder zu sehen. Ich möchte nicht wissen, wie sich manch anderer verschluckt hätte, wär´s ihm passiert. Aber auch auf die Gefahr, dass man mich darob verteufelt: Djokovic ist eben anders als andere. Und darum zumindest der erfolgreichste Tennisspieler aller Zeiten, ob man ihn jetzt mag oder auch nicht, was eher die Mehrheit zu sein scheint.

Nein, hier soll keine Verschwörungstheorie inszeniert oder aufgebauscht werden, schon gar nicht aus der Ferne mit einer schlechten Video-Dokumentation. Was mich vielmehr stört, das ist die oft einseitig punzierte, ziemlich simplifizierte Schwarz-Weiß-Berichterstattung, die meiner bescheidenen Meinung nach viel zu viel viel zu oft in Gute und Böse einteilt. Es müssen nicht immer nur Bälle oder Flaschen sein, um eine Frau, die umfällt, oder ein Kind mit Rucksack, um die sich alles wie beim Djoker dreht. Es reicht weit über die Tennis- und Sportgesellschaft hinaus…

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