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Thiem und dahinter leider lauter „Nullerln“

Dominic Thiem hat sein Comeback nach dem verkorksten Saisonstart bis 19. April und das Turnier in Belgrad hinausgeschoben, weil er sich noch nicht fit genug fühlt. Wie gut er dann auf Sand drauf sein wird, das ist schwer vorherzusagen nach einer Turnierpause von mehr als zwei Monaten. Was aber ist mit der zweiten Garnitur, die ja zum Großteil auch erste Wahl ist für die Daviscup-Weltgruppe in Innsbruck im November? Die ist auf Sand buchstäblich am Sand. Wo immer man hinschaut, dort regnet es nichts als Erstrunden-Niederlagen! Und welche auch noch dazu! Sie sind, gemessen an ihren Resultaten, echte „Nullerln“. 

Kaum hatten Lukas Miedler (Oueiras, Por) und Sebastian Ofner (Split) die Segel ohne Satzgewinn gestrichen, gab´s in Cagliari die nächsten, mehr als nur ernüchternden Schlappen. War beim jungen Juri Rodionow der Ofen im Quali-Finale gegen den Briten Liam Broady (Nr. 152) erst im dritten Satz aus, so knüpfte Österreichs Nr. 2, Dennis Novak, im Duell mit dem erst 19-jährigen italienischen Aufsteiger Lorenzo Musetti mit einem 0:6 und 0:4 dort an, wo der eingebürgerte Weißrusse in Cagliari aufgehört hatte. Ein einziges Game in 52 Minuten allerdings war das höchste der Gefühle für den Thiem-Freund und Sparringpartner, dessen Potenzial an Schlägen gerühmt wird, dem aber offenbar die mentale Stärke fehlt, um sie im Ernstfall auch auszupacken.

Mir ist schon klar, dass es Erfolge sind, mit denen das Selbstbewusstsein wächst. Aber wo keine Siege, sondern eher Rückschläge, dort scheint´s meiner Meinung nach angebracht, nicht nur Ballwechsel zu trainieren, sondern auch mit einem Mental-Coach am labilen Nervenkostüm zu arbeiten. Immer vorausgesetzt, der gute Novak ist auch bereit, alles zu unternehmen, um Vorschusslorbeeren einzulösen. Und dazu ist´s auch mit knapp 28 Jahren noch nicht zu spät nach dem Motto: Wo ein Wille, dort ein Weg.

Womit wir bei einem Slogan angekommen sind, der über Talente, die mehr oder weniger in die Wiege gelegt wurden, von entscheidender Bedeutung ist – und zum wichtigen Faktor wird, ob jemand etwas aus sich macht oder damit begnügt, im Schatten eines dominanten Dominic sein Dasein zu fristen. Ja, es kommt in erster Linie auch auf den individuellen Charakter an, ob er die richtige Einstellung besitzt, um die wachsenden Herausforderungen zu akzeptieren und deshalb auch zu meistern. Momentan allerdings schaut´s eher nicht danach aus, dass sich über kurz oder lang am Status quo etwas ändern könnte. Weder bei den Herren, wo man weit und breit auch talentierte Juniorenhoffnungen nicht einmal mit der Lupe findet – und erst recht nicht bei den Damen, die von lichten Höhen im tristen Niemandsland gelandet sind.

Umso gespannter wartet der Chronist darauf, mit welchen weitblickenden Konzepten der neue Sportdirektor Jürgen Melzer für eine Trendwende sorgen will. Wer sonst, wenn nicht Melzer, der in seiner mehr als 20-jährigen Karrieren viele Höhen (5 Grand-Slam-Titel, Junioren und Doppel), aber auch Tiefen erlebt, sollte eine richtige Antwort finden. Je schneller, umso besser, um die unübersehbare Abwärtsspirale zu stoppen. Am beinharten Werk und am bedingungslosen Willen führt dabei allerdings kein Weg vorbei. Auch darin könnten sich alle an Dominic Thiem, unserem Mohikaner in der Weltklasse, als Vorbild ein Beispiel nehmen. 

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