Schwimmen

Tiroler Zunge, japanische Gene: Simon Bucher ein Hit als Monsieur Butterfly

Er war total ausgepumpt. Er keuchte und rang nach Worten. Atemloser, als es Helene Fischer hätte besingen können. Simon Bucher, gerade 22, hatte im Vorlauf über 100m Delfin nicht nur den US-amerikanischen Mitfavoriten Michael Andrews, stets begleitet von Trainer-Papa und Video-Mama, hinter sich gelassen, sondern auch Ungarns Superstar Kristof Milak respektlos gefordert, um sich selbst zu übertreffen. Mit dem neuen Weltklasse-Rekord von 51,18 distanzierte er seine eigene Berstzeit aus dem Vorjahr um 0,62 Sekunden, ein wahrer Quantensprung.

Damit erreichte der Wahllinzer aus Innsbruck als Gesamtvierter locker das Semifinale, in dem ihm und Rotweißreit ein weiterer Endlauf zuzutrauen war. Womöglich sogar noch mehr, „weil ich nachmittags und abends immer schneller bin!“ Das Ende der Fahnenstange scheint also noch nicht erreicht. Die Leistungsexplosion erklärt sich der Handelsschulabsolvent schlicht und einfach so: „Das extrem harte Training hat sich ausgezahlt!“ Auch auf Teneriffa, „wo es mir schlecht gegangen ist!“ Als Toptalent hat Bucher ja immer schon gegolten. Ehe er sich just am Tag des Sports 2018 bei einem Ausrutscher den Knöchel brach, hatte er bei der Jugend-EM in Helsinki als Fünfter sein Potenzial angedeutet …

Jetzt, da der im Zwilling-Sternzeichen an einem 23. Mai geborene Simon als Schwimmstar in spe erstmals so richtig in die Tasten gegriffen, wenn nicht auf die Pauke gehaut hat, wird ihn auf der digitalen Google-Schiene niemand mehr so schnell mit dem namensgleichen Pianisten aus der Schweiz verwechseln, mit dem er absolut nichts zu tun hat. In allerhöchsten Tönen hat ihn allerdings schon zu Innsbruck-Zeiten sein langjähriger TWV-Trainer Wolfi Grünzweig gelobt, jener Mann, der ihn technisch geformt hat, ehe er vom 50m-Hallenpool-losen Innsbruck in den Olympiastützpunkt Linz wechselte – und nach Marco Wolf jetzt mit dem neuen Coach Zimmermann einen alten Schwimm- und Trainerbekannten zur Seite hat. Ein Jung-Betreuer, in dem offenbar auch ein Toptalent steckt.

Simon kommt aus Tirol, sein Zungenschlag kann´s nicht leugnen, er trainiert zwar des 50m-Hallenbades wegen seit 2020 in Linz, aber in seinen Adern rinnt auch fernöstliches Blut. Man sieht´s ihm nicht an, er hat nichts von Multikulti an such, es kann aber durchaus ein, dass ihn als Wasserschmetterling auch japanische Gene beflügeln, stammt doch sein Großvater mütterlicherseits aus Tokio! In und mit ihm besitzt der heimische Schwimmsport über einen zweiten Trumpf neben Felix Auböck, der auf klassischen, olympischen Strecken stechen kann. Wie die Dinge liegen und Auguren unter Experten sagen, ist die Entwicklung des Jung-Twens ja noch immer nicht abgeschlossen. Jedenfalls wurde schon der 100m-Vorlauf in Budapest zu einem Vorschuss, den Simon als Monsieur Butterfly wohl über kurz oder lang einlösen sollte. Auch den waschechten Japaner Matsumuto hatte er übrigens um exakt sechs Zehntelsekunden besiegt…

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