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Titeljagden in Japan-Regenschlachten mit Formel 1, die sich anachronistisch dreht

Die Regenschlacht von Suzuka, in der es schon und wieder einmal um einen Formel-1-WM-Titel ging, hat bei mir Erinnerungen an die Wasserschlacht zu Füßen des Mt. Fuji erinnert. Ans Jahr 1976, als der rekonvaleszente, vom Feuerunfall am Nürburgring gebrandmarkte Niki Lauda nach zwei Runden in die Box gefahren und mit den legendären Worten ausgestiegen war: Es gibt Wichtigeres als einen WM-Titel im Leben – nämlich leben!

Das war vor mehr als 45 Jahren, als die damaligen Formel-1-Autos im Falle eines Unfalles lebensgefährliche Geschoße waren, alljährlich mehr oder weniger prominente Piloten zu Grabe getragen wurden. Auch diesmal hat´s wieder so gewaschelt, dass der japanische Grand Prix abgebrochen, neu gestartet werden und der liebe Gott runterschauen musste, als der Franzose Gasly in der Gischt gerade noch einem Bergungsfahrzeug auf der Piste ausweichen konnte.

Das waren die Begleitumstände, unter denen der fliegende Holländer Max Verstappen sich zum Sieg und damit zum zweiten WM-Titel in Folge navigierte. Verstappen zum Zweiten oder doch nur zum Ersten? Ehe sich der rote Bulle im Fernen Osten ohne orangene Flaggenmeere a la Zandvoort, Spielberg, Budapest, Monza etc. vorzeitig den Titel sicherte, wurde (offenbar auf Antrag der Sterne- der Rösser-Rivalen) vom Automobilweltverband vorerst ergebnislos gegen ihn und sein Team ermittelt.

Grund der Anzeige/Anklage, hinter der Titelentzug und womöglich eine Sperre stehen könnten? Budgetüberschreitung des RedBull-Rennstalls! Unterton: Mit solch unerlaubt vollen Hosen ist leicht stinken! Dass ich nicht lache ob solcher Vorwürfe oder auch nur Unterstellungen in einer motosportlichen Branche, in der ja das Geld offensichtlich so gut wie abgeschafft ist, obschon uns die regierenden „Gottsöbersten“ inständig bitten, den Gürtel enger zu schnallen, Sprit, Strom, Energie zu sparen, wie und wo es nur geht, damit wir über die Runden kommen.

Wissen Sie eigentlich, was ein einziger Reifensatz für ein Rennwochenende pro Monoposto und Fahrer kostet? Zumindest 6000, wenn nicht mehr Euro! Und wie viele Reifensätze hat ein Pilot zur Verfügung pro Wochenende? Nicht weniger als 20 für dreimal Training, Qualifikation, Warm-Up und Rennen! Rechnen Sie sich das bei 20 Rennfahrern aus!

Und da ist die ganze andere motorische, elektronische, telemetrische, sündteure Hi-Tech ebenso wenig dabei wie hohe Gagen und aufwendiger Tross. An der Formel 1, so scheint es, sind die Zeichen der Zeit ganz einfach vorübergegangen, sie dreht sich weiter so im Kreis, als wäre nichts geschehen, vor allem und am liebsten dort, wo mit dem Öl der Petrodollar rollt. Da hört man nichts von den Gutmenschen, die sich sonst den Mund fusselig reden, sich inzwischen aber selbst so verleugnen, dass sie Atomkraftwerke wieder aufsperren oder als Pazifisten und Friedensapostel schwere Waffen verkaufen!

Ich erlaube mir diese Kritik, weil ich im Laufe von mehr als 30 Jahren Formel 1  in mehr als hundert Rennen erlebt, Größen kommen und gehen gesehen habe. Übrigens in einer Welt ohne solch digitale Verknüpfungen und soziale Kontakte von heute, die eher zu einem Circulus Vitiosus (Teufelskreis) führen als zu vernünftigen Problemlösungen und wichtigen Zukunftsentwicklungen.

Ich denke, dass sich die Formel 1 über den Brot-und-Spiele-Effekt hinaus am Ende des Tages nur etablieren und rechtfertigen kann, wenn sie wieder zu einem Hi-Tech-Instrument wird wie als Trendsetter in Pionierjahren. Damals, als sie mit einem Schuss Zynismus als wichtiges Experimentierfeld für Auto- und sogar Raumfahrtindustrie mit Highspeed-verrückten und erfolgssüchtigen Versuchskaninchen diente. Der Preis war hoch für (lebens)rettende und andere Errungenschaften damals – viel höher als heute!

In Zeiten von Energieknappheit und Klimawandel-Folgen sollte sie sich dieser epochalen Eigenschaften von Vorgestern erinnern, von denen wir PS- wie sonstige Normalverbraucher immer wieder profitiert haben, ohne es zu wissen oder ahnen. Alles andere ist anachronistische, gedankenlose Verschwendung, die aber von Grün-Regierungspolitikern bis Vizekanzler/Sportminister nie aufs Korn genommen wurde. Das ist eine Sache und Seite. Andererseits muss man einem Max(imalen) Verstappen gratulieren, dass er unter nicht immer leichten Umständen wieder Weltmeister geworden ist. Auch als Tribut an und Geschenk für den offenbar schwer erkrankten Firmen- und Teamgründer Mateschitz.

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