Hereinspaziert, hereinspaziert, um geehrt und bejubelt zu werden. Die Rede ist von den glorreichen Sieben, die Gold, Silber und Bronze im Land der aufgehenden Sonne gewonnen und damit, sofern wir es nicht verschlafen haben sollten, unsere sportlichen Herzen erwärmt haben. Ja, endlich gibt´s wieder so was wie Sommersporthelden, die die rotweißrote Fahne so gut hochgehalten haben, dass sie unser HBP, der VdB, in der einstigen kaiserlichen, jetzt präsidialen Hofburg stolzer Brust und hehrer Worte empfangen kann. Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich! Hurra! Hosianna! Aber sehen wir einmal vom Diskushünen Lukas Weißhaidinger, von Einer-Ruderin Magdalena Lobnig und dem Klettermaxe Jakob Schubert ab, so müssen wir uns – Blechtrommler Felix Auböck möge es verzeihen – doch eingestehen, dass sich aus heimischer Perspektive die an sich schon ungewöhnlichen Sommerspiele 2021 in Tokio als ungewöhnlicher Medaillen-Aufstand der weitgehend Unbekannten entpuppt haben.
Wenn am Ende auch weltweit abgerechnet wird, was es an Aufregern aller Arten in Toko 2020 anno 2021 gab, dann sind wir Österreicher angesichts des weißrussischen Lukaschenko-Flüchtlings, der deutschen Peitschenhiebe für einen störrischen Esel und aufmunternd gemeinter, aber medial verteufelter „Backpfeifen“ für eine deutsche Judoka leider nicht mehr ganz in der Pole-Position. Dabei hat sich am Grad der Sensation und wie sie zustande gekommen war, der Gold-Triumph unserer fern der Heimat lebenden Rad-Mathematikerin Kiesenhofer durchaus mit dem italienischen Sprint-Doppelpack durch und mit Lamont Marcell Jacobs hätte messen können. Aber in einer so schnelllebigen Zeit wie dieser ist halt nach zwei Wochen schon vergessen, was in ersten Reaktionen die total überraschten Experten und sensationshungrigen Medien zumindest 48 Stunden lang beschäftigte.
Und wenn wir von Schnelllebigkeit reden, dann bin ich schon gespannt, wie lange auch hierzulande das Interesse an den glorreichen Sieben anhält, die im fernen Osten die ganzen oder fast totalen Blamagen von London und Rio de Janeiro getilgt und damit die Dämonen von gestern und vorgestern verscheucht haben. Als geborener Wiener, gelernter Österreicher und in Olympiaden zählender Sport-Fan muss ich leider befürchten, dass nach der Überfülle an olympischer (Rand)-Sportinformation der Pegel bald mit einigen, oft nächtlichen Ausnahmen wieder auf Nullkommajosef sinkt. Und die Namen, die man kurzfristig kennengelernt hat, auch wieder im Niemandsland der Erinnerung verschwinden. Auch wenn wir Österreicher jetzt hin und wieder halblaut gebrüllt haben – Tokio magst still sein, denn Peking 2022 kommt mit dem olympischen Wintersport ganz bestimmt. Und da wär´s doch gelacht, würde es nur sieben Glorreiche geben…