Leichtathletik

Toller Wien-Marathon auch ohne Rekorde mit vielen Pluspunkten und einem Wermutstropfen

Der 41. Wien Marathon, für den Rest der Welt kurz VCM genannt, ist mittlerweile Geschichte – ohne wirklich große, weltbewegende Geschichten oder gar historischen Rekorden, die bei Start-Temperaturen nur wenig über dem Gefrierpunkt auch kaum möglich gewesen wären. Dass unter den mehr als 42.000 Teilnehmern (an zwei Tagen in unterschiedlichen Bewerben) aber just jener Mann überlegen gewonnen hat, der vor einigen Jahren als einer der Schrittmacher dabei war, als Eliud Kipchoge als erster Mensch der Welt auf der Prater Hauptallee die 42,195km unter zwei Stunden (1:59,40) und damit in die Marathon-Annalen gelaufen war, ist ganz sicher so etwas wie ein Bonus für Wien und eines seiner, wenn nicht dem Glamour-Event; was Spitzen- wie Breitensport betrifft.

Und obwohl´s buchstäblich saukalt war und dazu noch böiger Wind wehte, wurden die Profis wie die jungen und alten, dicken wie dünnen, erst recht Behinderten von einem Spalier an Menschen vor allem im städtischen Bereich angefeuert, musikalisch sogar begleitet von den Wiener Symphonikern. So laut, dass sich auch die durch ihre (biologische) Periode geschwächte, daher ihre Bestzeiten verpassende Olympia-Teilnehmerin Julia Mayer sich auf der langen Zielgeraden mit herzförmigen Armzeichen bedankte. Und zum Gaudium der Reporter nahm der Wiener Polizist und Ex-Kicker Mario Bauernfeind als bester Österreicher den von hm um eine Minute besiegten, aber trotzdem glücklich wirkenden Peter Herzog quasi auf den Arm. Freude auch ohne Götter- oder gar Rekordfunken, der sich bei bei diesen unterkühlten Bedingungen nicht entzünden konnte…

Trotzdem herrschte nicht nur im Ringstraßenbereich, vor Burgtheater und Rathaus oder Universität vis-a-vis echte Volksfeststimmung, was mit Marathon-, LA- und Spurtfans auch hohen Ratsherren die Herzen höherschlagen ließ. Aber wäre ja nicht dieser lästige Metzger-Blogger, würde er nicht doch eines Wermutstropfens wegen etwas hadern. Nein, nein, es geht nicht um den Marathon an sich, der sich im Laufe von vier Jahrzehnten vom vermeintlich kaum lebensfähigen Baby auch durch einen Profi wie Wolfgang Konrad und Konsorten zu einem stolzen Riesen ausgewachsen hat, ganz sicher nicht.

Aber mich persönlich schmerzt, dass solch eine Veranstaltung wie der Wien-Marathon international und sportlich im Schatten des London-Marathons steht, der am selbigen Sonntag fast zur gleichen Zeit mit einer ganzen Armada an viel prominenteren Marathon-Stars stattgefunden hat. Darunter der von einem gewissen Munjayo, Kenia, um 14 Sekunden besiegte, 41jährige Evergreen Kenenisa Bekele (3facher Olympiasieger, 6facher Weltmeister 5000m, 10.000m, 11x Cross-Weltmeister). Und dazu mit einer Teilnehmerzahl von inzwischen mehr als 50.000 Läufer: Innen, die von einer halben Million an Zuschauern bejubelt werden.

Logische Zahlen angesichts einer Stadt mitanderen Dimensionen, das ist mir schon klar. Aber wenn ich denke, wie sich der Wien-Marathon entwickelt hat, wenn ich mich daran entsinne, dass hier der historische, wenn auch inoffizielle Kipchoge-Rekordlauf stattgefunden hat, wenn eben dieser Afrikaner dann als PR-Aushängeschild (im eigenen Land) den Goldenen Rathausmann kriegt als Botschafter Wiens, dann frage ich mich doch, warum eben dieser tolle Wien-Marathon sich als kleiner Bruder mit dem Kingdom matchen muss.

Es wäre ja auch kein emporgeschossener Skiveranstalter froh oder glücklich, müsste er am gleichen Wochenende mit einem Hahnenkamm-Klassiker konkurrieren. Oder ein Top-Tennisturnier mit einem Grand-Slam. Literarisch formuliert: Ein Königreich für einen Wien-Marathon, der von „World Athletics“ (samt Präsident Coe) jenen internationalen Alleinstellungs-Termin bekommt, den er sich mit seinen Organisatoren verdient. Damit er an diesem Tag mit den Besten der Welt auch weltweit die Nr. 1 ist.  

 

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