Tennis

Trotz des schönen Tennistags wär´s fatal, ebene Erd´ und ersten Stock zu verwechseln

Aller guten Dinge sind, so heißt es, bekanntlich drei. Das traf am heutigen 17. September 2022 auch auf Österreichs Tennissport zu. Nicht nur, dass das Daviscupteam gegen die unterbemittelten Pakistani ohne Satzverlust in Tulln ein 4:0 fixierte. Nicht nur, dass Dennis Novak im polnischen Szechin, vormals Stettin, das Endspiel eines Challenger-Turnieres erreichte, steht auch Dominic Thiem erstmals seit seiner langen Verletzungs-Zwangspause und einer fast halbjährigen, höchst wechselhaften Comeback-Zeit wieder in einem Finale, dem Challenger von Rennes in Nordfrankreich.

Das alles ist natürlich so erfreulich wie es die eine oder andere Sensation in Kitzbühel oder der Turniersieg der Vorarlbergerin Grabher in Bari war, mit dem sie erstmals die Top 100 im Ranking geknackt hat. Ein Halleluja und Hurra auf die Rückkehr der Tennis-Nation? Auch wenn ein Großteil der Medien-Lobby dem Tennis mehr aus guten Verbindungen denn Gründen bestens geneigt ist, so wär´s wichtig, Schein und Sein gut zu unterscheiden. Sehen wir einmal von einem Thiem ab, der ja schon 17 Turniersiege und einen Grand-Slam-Titel auf dem Konto und ein ganz anderes Arsenal an Schlägen hat wie die meisten anderen ÖsterreicherInnen, so lässt sich nicht leugnen, dass Erfolge auf zweiter oder dritter Turnierebene halt noch lange kein Vorschuss sind, auch in der Beletage oder gegen SpielerInnen zu gewinnen, die ganz andere, viel größere und stärkere Kaliber sind.

Schön und erfreulich, dass mit Thiem auch andere ÖsterreicherInnen wieder nach der Devise: mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, zumindest brav Punkte sammeln oder es getan haben. Aber ebenso schmeichelhaft bis ernüchternd, dass etwa von den Sieben, die ausgezogen waren, um ein Grand-Slam-Ticket zu erobern oder dort zu punkten, alle an der US-Open-Qualifikation oder (wie Thiem) an der ersten Hürde scheiterten, von Novak, Ofner, Misolic bis zu Julia Grabher, Babsi Haas und Sinja Kraus. Die fleißige, disziplinierte, ehrgeizige Arbeitsbiene Grabher gleich zum Neo-Star hochzujubeln, weil sie in Italien aufgetrumpft hat, möge zwar manch Schlagzeile liefern, macht aber kaum Sinn. Wär´s anders, wäre sie nicht beim Bukarest.-Challenger gegen die Ägypterin Sherif in zwei Sätzen untergegangen.

Damit komme ich auf mein Prinzip zurück, das für mich nicht nur im Tennis zählt, sondern für alle Sportarten gilt: Was wiegt, das hat´s. Nicht mehr, nicht weniger. Wer den Sinn für Realität verliert, steht bald auf verlorenem Posten. Man darf und soll zwar keinem/r schmälern oder wegnehmen, was er/sie erreicht haben, aber es wäre fatal, ebene Erd´ mit dem ersten Stock zu verwechseln. Weil dem aber – ohne die böse Kassandra zu spielen – oft so ist, wie es eben ist, enden viele Erwartungen in enttäuschten Hoffnungen. Und bei einem hausgemachten, typisch österreichischen Schicksal…

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