Allgemein

Vom doch nicht ganz verkannten kroatischen Ski-Wunderkind

Unsereins, ein kritischer, aber wie ich meine, auch realistischer Geist, wird gerade deshalb mit Vorliebe als Negativist hingestellt, weil er es zu hinterfragen wagt, wie sportliche Resultate wann und warum so zustande gekommen sind. Das ist natürlich verwerflich, in jedem Falle aber abwertend zu betrachten, auch wenn sich die Dinge/Resultate dann post festum bestätigen. Sie erinnern sich vielleicht, dass unsereins vor einigen Wochen, als die Skisaison erst begann, über ein kroatisches Skiwunderkind berichtet hatte, das in seiner Altersklasse (16/17) alles in Grund und Boden fährt. Ja, und was war dann beim Weltcup? Rohrkrepierer oder was? Nirgendwo in einem Finale, hahaha. Ja, stimmt, muss man zugeben, aber Irren ist ja, wie man weiß, durchaus menschlich.

Aber haben sich Kroatiens Teammanager Vedran Pawlek, Janica Kostelic, nicht gerade ein Champion der Ahnungslosigkeit, Bruder Ivica, Kostelic-Vater Ante, ihr Papa und andere Experten in der Einschätzung der 17-Jährigen Zrinka Ljutic etwa täuschen lassen? Wie gesagt, nie in einem 30er-Finale – und das, obschon ja die Rennpisten heutzutage im Kunstschnee auch höheren Nummern noch eine Chance geben! Na gut, sie fuhr mit Nr. 65 bis 75, was natürlich suboptimal ist, aber wenn sie doch so ein begnadetes Talent sein soll, warum hat sie es nur bis zu Platz 32 oder 33 und nicht 30 oder 29 geschafft? Ein paar Hundertstel können, das kann man leicht checken, gleich ein paar Plätze und damit Qualis oder doch nicht Qualis ausmachen. Und das war´s auch, was das kroatische Sternchen am Semmering, in Zagreb und in Flachau aus dem Finale beförderte. Schlimm für ein Rennpferdchen, welches sich in Geduld üben – und an Nebenfronten versuchen muss, sich aufzubauen.

Die Pause hat gewirkt, das Fräulein Zrinka Ljucic hat jetzt en suite zweimal triumphiert im Europacup, erst im Slalom in Zell am See (26. Jänner), dann beim Riesenslalom im slowenischen Krvavac gezeigt, dass sie mehr drauf hat, als ihr da und dort schon abgesprochen worden war. Im Krvavec-RTL machten auch die ÖSV-Mitterlinge wieder keine großen Schwünge oder Sprünge, sondern landeten mit der als größte Riesenslalomhoffnung titulierten 22-jährigen Julia Scheib bestenfalls auf Platz 7, also im geschlagenen Feld. Ja, und wer triumphierte, obschon nur um eine winzige Hundertstel? Zrinka Ljutic, 17, aus dem Nicht-Ski- und Schneeloch Zagreb, die diesmal allerdings mit Nr. 10 unterwegs sein durfte und nicht mehr mit 60, 70 oder mehr über Buckelpisten fahren musste.

Ja, so kann man sich irren mit einem Starlet, das aus dem Stand nicht direkt zum Weltcup-Kometen mutieren konnte. Dabei muss ich gestehen,  vor zwei Jahren selbst so einem euphorisch determinierten Irrtum aufgegessen zu sein, als ich dachte, die damals zumindest in einigen Disziplinen weltbeste Junioren-Weltmeisterin und Europacup-Dominatorin Nadine Fest von der Gerlitzen würde von einer Saison zur nächsten in die Veith-Spuren gleiten. Die inzwischen 22-jährige Kärntnerin, fünf Jahre älter als die mögliche Kostelic-Nachfolgerin, hat sich mit untersten Mittelmaß-Platzierungen immer mehr davon entfernt, Vorschusslorbeeren einzulösen. Vom Griff nach Sternen ganz zu schweigen. 

Zwangsweise stellt sich mir, dem realistischen Negativisten, die Gretchenfrage, wie es möglich ist, dass eine U20-Campionissima von gestern seit zwei Jahren einfach keinen Zugang zum Morgen findet, sondern wie mit dem Rückwärtsgang irgendwo zwischen 20 und 50 herumkrebst. Was diese Talfahrten betrifft, so befindet sich die unerfüllte Hoffnung allerdings auf einer Linie mit den meisten anderen ÖSV-Dirndln, die skitechnisch kaum vom Fleck kommen.  Solange man dank splendabelster Sponsoren und großzügigster Verbandsunterstützung jedoch immer noch (wirtschaftlich) gut fährt, auch wenn man schlecht (Ski) fährt, muss man sich nicht unbedingt am Riemen reißen, oder?

Dalli, dalli, was in etwa für: schnell, schnell stand, ist ja nicht nötig, wenn das böhmische Pomale auch geht, was auf Deutsch so viel heißt wie: langsam, langsam, nur keine übertriebene Eile. Wie drückt es die Politik/Literatur aus? Wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte. Und ein anderer, negativ besetzter? Wenn es dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis tanzen. Wenn er ausrutscht, ist die (TV-) Kamera schon da, es einzufangen. Mit oder Sponsorenaufschriften,  product placement inklusive. Hauptsache Full-Service. Da ist die Ljutic-Family jedoch, Vorbild Kostelic, weit sparsamer. Dafür im Return of Investment aber um Eckhäuser erfolgreicher.

Zum Kommentieren hier klicken

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Meist gelesen

To Top

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen