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Vom eingebürgerten Topreiter Max, der so kühn nicht reiten kann, um aus Hugos Schatten zu springen

Es gibt Dinge im Sport und dabei mit Vorlieben für Sportler: Innen, die sich nicht so leicht erklären lassen. Die Rede ist jetzt nicht von den Sensationsleuten wie Sepp Straka oder Felix Gall, die sich gerade anschicken, so einen guten oder gar großen Namen zu machen wie Alaba, Arnautovic und Co zum einen, Pisten- und Schanzenstars in der Heimat des Skilaufs zum anderen. Hier geht´s um Pferdesport, genauer gesagt ums Springreiten, das wie ehedem Golf nur etwas für die oberen, betuchten Zehntausend war, ehe wir hierzulande zuerst den aus einer sudetendeutschen Familie stammenden, schnell eingebürgerten Pfälzer Hugo Simon und in dessen großen Spuren dann auch den echten Wiener Thomas Frühmann als Topstars der internationalen Szene entdeckten.

Frühmann ging (wie Straka, wie Auböck. Arnie, Alaba etc.) ins Ausland, um ein ganz Großer zu werden, während der Pfälzer mit dem unverwechselbaren Zungenschlag (Er sagte immer mein „Ferd“ statt Pferd) als verhinderter Olympiasieger, Welt- und Europameister, aber dreimaliger Weltcup- und dutzendfacher GP-Sieger nicht nur eingebürgert, sondern von den Fans als Inbegriff rotweißroter Reitkunst im Sattel von Vierbeinern als Alternative zum gebrandmarkten Champion Niki Lauda auf vier Rädern als Hugo Nazionale in Besitz genommen wurde. Wie Thomas, das schlampige Genie, so war der kleine, kernige, schlitzohrige Hugo als einer der größten Kämpfer ein Ticketseller bei Topturnieren, solange es sich Veranstalter (Frühmann, Nidetzky) leisten konnten.

Simon, der fast alles, was es in der Reiterwelt zu gewinnen gibt, auch gewonnen hätte, wäre ihm nicht immer wieder das letzte Hindernis zum Verhängnis geworden bei der Olympia-Medaillenjagd von München 72 bis Atlanta 96, faszinierte in seiner ganzen Kleinheit mit seinem überdimensionalen Fighting Spirit nicht nur Pferdesportfans. Hugo Nazionale wurde darin zum zeitlosen Begriff, auch wenn er in Weisenheim am Sande bei Mannheim daheim blieb  und nie hierzulande zu Hause war. Halt ein Beute-Ösi, auf den aber der heimische Reitsport jahrzehntelang bauen konnte und der als rotweißrote Ikone gefeiert wurde, ehe er aus dem Sattel stieg.

Ich gehe nicht deshalb auf dieses Thema ein, weil Simon in wenigen Tagen seinen 81. Geburtstag feiert.

Ich beschäftige mich darum damit, weil es einen ebenfalls eingebürgerten, von Sprache, Wohnsitz und Karriere uns weit näheren, inzwischen ebenfalls höchst erfolgreichen Nachfolger gibt, dessen sportlicher Stellenwert und namentlicher Bekanntheitsgrad ziemlich unten angesiedelt sind. Die Rede ist von Max Kühner, 49, der zuletzt  in der Ludger-Beerbaum-Anlage in Rickenberg (D) in der Global Champions Tour den zweiten Platz belegte, nur besiegt vom Weltranglistendritten Harry Smolders aus Holland. Und Topresultate wie diese hat der bayrische Österreicher vom Starnberger See schon jede Menge gesammelt, so lag er etwa auch als WM-Sechster bis zum Finale auf Medaillenkurs.

Und anders als Hugo, der zu den besten Deutschen zählte, bevor er vor München 72 zum „Austrianer“ wurde, hat der damals noch gar nicht stramme Max die Reiterei in Kitzbühel auf einem Pony gelernt – als Alternative, weil´s im Weihnachtsurlaub zu wenig Schnee gab. Auch von der bayrischen Zunge her ist er so etwas wie ein Grenzgänger, blieb aber im Gegensatz zu Simon für die breite Masse an Sportfans eine echte, aber trotzdem weitgehend unbekannte Größe. Vielleicht muss er noch kühner reiten, Welt- oder Europameister werden, damit er als neue, eigene Größe als Neo-Österreicher aus dem Schatten des kleinen Riesen aus Weisenheim  am Sande springen kann…?

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