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Vom fatalen Horrorsturz des Max Franz und einem Formel-1-Lamento über Klinkerlitzen

Wo immer es um Highspeed im Sport geht, dort wird das Leben frei nach Erich Kästner tatsächlich fast schon lebensgefährlich. Reden wir nicht von der Formel 1, wo inzwischen so viel Sicherheit in Form von Karbon, Überrollbügel und Knautschzonen eingebaut sind, dass selbst die Verletzungsgefahr bei Unfällen auf ein Minimum reduziert wurde. Ganz anders schaut´s hingegen beim Skisport aus, ob alpiner Rennsport oder aber Akrobatik in vielfältiger Form. Kaum dass die Wintersaison begonnen hat, schon häufen sich die Un- und die Ausfälle mit mehr oder weniger fatalen Trainingsstürzen, die in der Regel auf eine Mischung aus übertriebenem Ehrgeiz, der mitunter zu Fahrfehlern führt, und immer aggressiverem Material auf immer aggressiverem (Maschinen)-Schnee zurückzuführen sind.

Nicht hierzulande, wo man selbst auf handgemachte Pisten fast allerorten noch sehnsüchtig warten muss, sondern auf der vom ehemaligen ÖSV-Damenchef Herwig Demschar geschaffenen, permanenten Abfahrtspiste in Copper Mountain (Colorado) erwischte es mit dem inzwischen 33jährigen Max Franz bei einem Horrorsturz just jenen Kärntner, der als Markenzeichen früher die Wildsau am Helm zur Schau getragen hatte – und in diesem WM-Winter mit dem neuen (?) Hirscher-Ski einen neuen Anlauf zum Podest nehmen wollte. Mit den komplizierten, teils offenen Beinbrüchen, mit denen der stramme Max seine Waghalsigkeit bezahlte, ist nicht nur die Saison schon vorbei, bevor sie angefangen hat – ob der erste, noch dazu österreichische Hirscher-Promi-Abfahrer aber jemals wieder Rennen wird fahren können, steht trotz offenbar gelungener Operationen in Vail in den Sternen.

Und wenn, dann stellt sich auch die Frage, ob solch ein schwerer Unfall nicht auch so starke mentale Spuren hinterlässt, die daran zweifeln lassen, ob aus dem Abfahrtsopfer wieder ein Teufelskerl schlüpfen kann. Für Max Franz scheint jedenfalls Colorado, ob nun Copper Mountain oder vordem Beaver Creek, alles andere denn ein guter Boden, vielmehr ein in sportlicher Hinsicht teures Pflaster, wurde er doch einst mitten im Aufstieg zum Sieg- und Podest-Läufer ein Opfer von Birds of Prey – der Raubvogelpiste in Beaver Creek!

In alter Verbundenheit geht mir sein schmerzhaftes Schicksal jedenfalls näher als das Formel-1-Lamento der selbsternannten Fairness-Apostel, die sich darob mokieren, dass der alte, neue Weltmeister Max Verstappen seinen RedBull-Teamkollegen Diego Perez beim GP von Sao Paulo hinter sich gelassen statt vorbeigewinkt hat, was zwei Punkte und vorübergehend auch Platz zwei in der WM kostete.  Ja, so ist das mit dem lauten Geschrei nach Teamgeist und Stallorder, bei dem ich mich daran erinnert hab´, wie die zum Teil immer noch gleichen Formel-1-Kommentatoren sich ehedem darüber empört hatten, dass der führende Felipe Massa auf dem alten A1-Ring seinem weltmeisterlichen Teamkollegen Michael Schumacher auf Ferrari-Befehl im letzten Abdruck den Sieg überlassen musste.

Ja, so unterschiedlich können manchmal Perspektiven sein. Was nichts daran ändert, dass es sich dabei um Klinkerlitzen in einer maßlos überbewerteten und überbezahlten Branche handelt in Relation zum gefährlichen Geschäft der Abfahrer, deren Knautschzone immer noch ihr eigener Körper ist …

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