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Vom historischen Rodeltriumph, hinter dem von Prock bis Hackl und Co. ein Expertenteam steht

Glücklicher Zufall. Oder Glück des Tüchtigen. Wie immer. Alter schützt davor jedenfalls nicht. Meiner Wenigkeit lächelte Fortuna unglaublich oft, wenn Sportgeschichte geschrieben wurde. Etwa, als Ilona Gusenbauer erst EM-Gold im Hochsprung gewann und kurz danach den Weltrekord einer Transgender-Rumänin brach. Ich war dabei, als Niki Lauda sein erstes Formel-1-Rennen in Jarama gewann und seinen dritten WM-Titel in Estoril. Ich durfte Pele interviewen, bevor er Goodbye zum Fußball in New York sagte. Ich erlebte fünf Mal die Traumnote 20, ehe Toni Innauer noch einen Weltrekordflug draufsetzte. Und. Und. Und. Und ja, ich war dabei, als es am Patscherkofel den bis heute einzigartigen, unglaublichen Neunfach-Sieg in einem Ersatz-Super-G gab, angeführt vom unvergleichlichen Herminator Maier, der demnächst unglaubliche Fünfzig wird.

Wo sonst, wenn nicht dort neben diesem Zielsack, und wann sonst, wenn nicht dann, wenn die rotweißroten RodlerInnen den ersten, ebenso einzigartigen totalen Weltcuptriumph feiern, hätte ich an diesem historischen Sonntag vor Ort sein sollen. Ja, ich war wieder einmal auch auf meine alten Tage dabei, als Geschichte(n) geschrieben wurden. Ausgerüstet mit VIP-Ticket von meinem Freund Markus Prock, nicht nur Fahrerlegende, nicht nur Präsident des Verbandes, sondern auch Mastermind einer Entwicklung, die man vor wenigen Jahren noch für ausgeschlossen gehalten hatte angesichts einer deutschen Dominanz, die nur dann und wann gebrochen werden konnte. Momentaufnahmen, so dachte man, mehr nicht. Irrtum.

Weil irren menschlich ist, vor allem dann, wenn es Menschen im heimischen Sportgeschehen gibt, die deshalb wissen, wie die Uhren gehen, weil sie als umsichtige und weitblickende Spitzensportler stets am Puls der Zeit gewesen waren. Wie Markus Prock, der Welt- und Europameister war, dazu noch zehn Mal den Weltcup gewann. Und dieser Macher im Markus hatte mir schon vor Jahren seinen Traum zugeflüstert, die Deutschen mit deren eigenen Waffen zu entzaubern und zu entthronen. Und so gut der mit Fachwissen beschlagene und Praxiserfahrungen ausgestattete Thüringer Rene Friedl auch in eineinhalb Jahrzehnten die wichtige Vorarbeit geleistet hatte, so wichtig war´s für Prock, just jenen Georg Hackl zu holen, der ihm bei Olympischen Spielen auf der Nase herumgetanzt hatte.

Auch und nicht zuletzt darum, weil es keinen besseren und akribischeren Materialtüftler gab als eben diesen Golden Boy vom Königssee, einem Bayern aus dem Bilderbuch. Verschmitzt. Manchmal Schalk im Nacken. Manchmal Brummbär. Manchmal lustig und durstig. Aber immer höchst professionell. Bajuwarisch, aber teutonisch, was Gründlichkeit betrifft.  Wie gesagt. Deutsche Tugenden in einem urigen Bayern gleich neben unserer Grenze. Für die Deutschen, vor allem die Ossis, wohl so was wie ein Wolf im Schafspelz, der jetzt auf der anderen Seite steht. Als die Österreicher mit ihren einstigen nur ausnahmsweise bezwingbaren Vorbildern plötzlich Schlitten fuhren, gab´s eher versteinerte Mienen, frustrierte Gesichter, als wär´s ein Schweigen der Lämmer …

Acht Rennen, acht rotweißrote Rodel-Siege, das geht wie gesagt in die Geschichte ein. Auch viermal Egle, zweimal Madeleine (Einsitzer und Sprint), zweimal Schwester Selina mit Partnerin Kipp, ein Vierfachtriumph der Herren mit dem jüngeren Gleirscher Nico, den Weltmeistern Kindl und Müller, denen Olympiasieger David Gleirscher den Vortritt lassen musste, und dazu noch einem Triplesieg der Doppelsitzer, bei denen die Außenseiter Gatt-Schöpf und Frauscher-Müller (Sprint) den Olympiadritten Steu-Koller davonfuhren. Und da auch die junge Prock-Tochter Hannah mit zwei vierten Plätzen schon der Konkurrenz im Nacken sitzt, lässt sich sagen, dass mit der sensationellen Gegenwart auch schon die Zukunft begonnen hat.

Nicht nur mit und dank dem Hackl Schorsch, sondern auch dank eines Teamworks, in das immer wieder ehemalige Rodler eingebunden sind. Das gilt auch für den neuen Cheftrainer Eigentler, einst ein vermeintlicher Star in spe, der sich aber nie mehr von einem Horrorsturz erholte. Und das gilt auch für den alten Cheftrainer Friedl, der sich in der neuen Rodel-Konstellation um die 14- bis 17jährigen kümmert. Und natürlich gilt das auch für Markus Prock, der nicht nur ein legendärer Rodler warm, sondern auch ein legendärer Netzwerker, Geldbeschaffer und Sponsorenfreund ist. Die Million, die er für Innovationen herausgeschlagen hat, beginnen sich bezahlt zu machen.

So kann´s gehen, wenn absolute Fachleute im Sport das Sagen haben und nicht geltungsbedürftige Quereinsteiger mit Persönlichkeitsprothesen. Darum hinkt Österreich in vielen Bereichen weit hinter anderen, aber auch manch eigener Vergangenheit nach. Ein paar Ausreißer ausgenommen. Weil dem so ist, wie es ist, war auch die Tribüne in Igls schon vormittags gefüllt und mit der Kunde von den tollen Erfolgen kamen immer mehr im eigens organisierten Shuttle-Bus im Olympiazentrum an. Neben den begeisterten Kindl-, Gleirscher-, Egle- und sonstigen Fans, die in entsprechender Montur aufmarschiert waren, sah man auch Sportlegenden wie Toni Innauer oder (Sport)-Politiker wie den roten Landes-Vize und Hobbyjäger Georg Dornauer, der für den Tiroler Sport zuständig ist. Da muss ihm das Herz im Leibe gelacht haben, dass die Rodler die Fahnen hochhalten, während andere wie bei den nicht mehr wackeren Innsbruck-Fussballern ja eit Jahren auf Halbmast wehen. …   

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