Montagabend, Sport & Talk im (Servus-TV-)Hangar. Interessante Zusammensetzung der Runde, die über die Zukunft der FIS und des Skirennsports diskutierte. In der Tat interessant, denn rundum sah man nur einen Großteil von mehr oder weniger deklarierten Gegnern des Alt-ÖSV-Langzeit-Präsidenten und Neo-FIS-Vizepräsidenten Peter Schröcksnadel. Da saß als FIS-Anwalt der vom Schröcksi-Freund Eliasch besiegte Exweltmeister Urs Lehmann aus der Schweiz, neben ihm Michael Walchhofer, Weltmeister i. R. ebenso wie verhinderter ÖSV-Präsident, dann zwei weitere Salzburger mit Exweltmeister Hannes Reichelt und dem Ski-Journalisten Michael Smejkal, eher als kritischer Anti-Schröcksnadel-Geist bekannt, und Rainer Schönfelder, der selbst ernannte frühere „bunte Hund“ im Weltcup, dessen neue Saison am Wochenende in Sölden ansteht.
Zur Ehre von Urs Lehmann muss gesagt sein, dass er nicht nur sein Pilotprojekt der Zweiländer-Abfahrt am Matterhorn (Schweiz/Italien) propagierte, sondern als neues Mitglied des FIS-Councils auch die eine oder andere Idee des neuen Führungsduos als durchaus vernünftige und zukunftsweisende Initiativen und Impulse für die Verbreitung und Vermarktung des Skisports begrüßte. Natürlich wären Mittel- und Nordeuropa ebenso wie Nordamerika die Kernländer des Skilaufs, um aber höchst potente Sponsoren an Land zu ziehen, müsse man auch neue, große und laufkräftige Märkte erobern, die bisher weder mit Tradition noch mit Geschichte aufwarten könnten wie China, wo ja demnächst die Winterspiele 2022 in Szene gehen. Als Vorbote ist übrigens das olympische Feuer allen Demos und Protesten schon in Olympia entzündet und weitergetragen worden.
Ob Walchhofer, ob Reichelt, ob Schönfelder, die meinen, man müsse zuwarten, ehe man Winterspiele an sogenannte Ski-Entwicklungsländer vergebe, da sitzen sie meiner bescheidenen Meinung nach einem Trugschluss auf. Und warum? Weil sie das aus ihrer geografischen und sporthistorischen Perspektive einfach falsch sehen und beurteilen. Der Skirennsport ist zwar Teil der Winterspiele, aber alles andere denn ihr Kern, der sich in erster Linie rund um die Eissportdisziplinen dreht, also Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf mit Shortrack, weil sich auch und trotz (Klimawandel-)Zeiten wie diesen in allen Teilen der Welt leichter etwas aufs Eis zaubern lässt denn auf Pisten. Und wenn die FIS daran denkt, einen Sommer-Hallen-Circuit mit einem Finale im Wüstenstaate Dubai zu machen, dann würd´s wohl dabei darum gehen, mit einem Spektakel neue Petro-Geldquellen anzuzapfen.
Und die werden auch vonnöten sein, um weit höhere, dem Risiko angepasste Preisgelder für den Weltcup, in welcher Sparte immer, zu lukrieren. Auf eingefahrenen Bahnen, das hat auch Urs Lehmann erkannt, würde sich alles nur wie immer gehabt im Kreis drehen ohne Fortschritt mit Weitblick. In dieser Hinsicht war der Talk im Hangar nur ein erster, wichtiger Denkanstoß für weitere Diskussionen um die Zukunft des Skirennsports, der einem Großteil unserer Österreicher von der Wiege auf ans Herz gewachsen ist. Oder dass, frei nach Volksmund, viele (Alpen-)Kinder quasi mit den Kunststoff-Bretteln auf die Welt kommen..