Unsereins, der Blogger, hatte trotz des 2:1 in Norwegen noch eindringlich davor gewarnt, es zu überschätzen. Und so kam es auch. Zu früh gefreut, zu spät gereut oder: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben! Ja, so könnte man zum Auftritt des Fußballteams nach den beiden ersten Spielen der Nation League sagen. Gegen Rumänien in Klagenfurt fing nämlich Österreichs Team auch der aggressiven Gegenwehr dort an, wo es in Oslo aufgehört hatte. Das forsche Forechecking der obendrein offenbar unterschätzten Rumänen war ebenso Gift für die Österreicher wie deren schnelle Konter, die nicht zuletzt bei drei Gegentreffern quasi Tür und Tor geöffnet hatten. Was aber hörte man nach dem 2:3 aus fast aller Munde – Faserschmeichelei, die vorgaukelte, als bessere Mannschaft unglücklich verloren zu haben statt den Tatsachen ins Auge zu blicken, dass wir doch (noch) nicht so gut sind, wie wir glauben, es schon zu sein.
War in Oslo im starken Norweger-Finish der Kelch noch an uns vorbeigegangen, so mussten wir nun am dicken Ende eine bittere Pille schlucken. Noch dazu daheim, obschon es in Covid-9-Zeiten ja ohne Publikum im Rücken keinen echten Heimvorteil mehr gibt. Ich höre im Hinterstübchen schon jetzt die lauten Rufe, die ein Comeback von Alaba und Arnautovic herbeisehnen, was bei allem Respekt vor dem Können beider der Weisheit letzter Schluss nicht sein kann. Man kann zwar Birnen nicht mit Äpfel vergleichen, aber die Norweger scheinen jedenfalls aus ihrer Pleite besser und schneller ihre Lektion gelernt zu haben als wir aus der schwächeren zweiten Hälfte von Oslo, sonst hätten sie wohl nicht auswärts die gleichen Nordiren deklassiert, die in Rumänien gegen unsere Bezwinger ein 1:1 herausgeholt hatten. Alles hat halt zwei Seiten …
Und das gilt, allerdings sozusagen seitenverkehrt, auch für unser Tennis-Aushängeschild Dominic Thiem, der nach der Blamage im „Cincinnati-Masters“ von New York, dem Warmup zum US Open, kurz ins Kreuzfeuer der Kritik geraten war. Aber wie die und auch meine Erfahrungen lehren, dienen nicht nur Thiem, sondern auch anderen Granden selbst Masters-Turniere der Vorbereitung auf das höhere Major-Ziel. Was das betrifft und von mir auch vor wenigen Tagen angemerkt wurde angesichts der Thiem-Pleite, so gehört es neben dem Arsenal an Tenniswaffen auch zur Kunst der besten Tennis-Künstler, den Fokus speziell auf Grand-Slam-Turniere und eben solche Titel zu richten. Und wie sich, unterstützt von einem mehr als freundlichen Los, inzwischen ja gezeigt und bestätigt hat, kommt der „Dominator“ von Match zu Match, Satz für Satz, immer besser in Schwung und Form.
Und beides wird der Niederösterreicher auch brauchen, um seiner Favoritenrolle gerecht zu werden, in die er nach der Djoker-Disqualifikation zwangsweise als Nr. 2 des Turnieres geschlüpft ist. Wer ihn aber gegen den Jung-Kanadier Felix Auger-Aliassieme gesehen hat, für den steht eines fest: Der Weg zum Sieg im US-Open-Klassiker unter ganz anderen, neuen Begleitumständen kann nur über einen Dominic Thiem führen, der mittlerweile Talent, Trainingseifer und Ehrgeiz auch mit der nötigen Routine, Reife und Selbstsicherheit verbindet. Nicht zuletzt deshalb, weil er gelernt hat, seine besten Schläge dann auszupacken, wenn es um alles oder nichts geht. Weil er das beherrscht, lebt auch die Hoffnung auf (s)ein ersehntes Happy End. Mehr, größer und näher denn je..