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Von hochgeputschten und nun nebenbei servierten Dopingaffären von Weltstars

Auch wenn er beteuert, keine Medaille verdient zu haben, wird Christoph Sumann das Biathlon-Bronze schon annehmen, das man mehr als zehn Jahre danach dem Russen Ustjugow wegen Dopings weggenommen hat. Hat ja auch Benjamin Raich, ohne ihm nahetreten zu wollen, bier Jahre vor seinem Gold-Doppelpack in Salt Lake City wenn auch schweren Herzens und ein  wenig schlechten Gewissens getan (tun müssen), als dem britischen Slalomstar Alain Baxter das historische Alpin-Bronze aus mehr als nur peniblen Gründen (das von ihm benützte, rezeptfreie US-Schnupfenmittel gleichen Namens wie das europäische, aber offenbar anderer Zusammensetzung) aberkannt worden war. Und welch Wellen einst in Salt Lake City die Stecknadel-Affäre ausgelöst hat, will ich gar nicht mehr erörtern, nur daran erinnern, dass diese damals praktizierte Behandlung erst viele Jahre später verboten wurde.

Hauptsache, der erste Skandal um Österreich, dem der zweite in Turin folgen sollte, war – auch dank der gütigen  Mithilfe des sonst auf einem Auge eher blinden deutschen TV-„Dopingjägers“ Hajo Seppelt – ebenso in die Medienwelt gesetzt wie ein gewisser Trainernarr namens Walter Mayer als Gottseibeiuns, der zwar in Italien (Susa, 2012) von einem italienischen Gericht freigesprochen, dessen Karriere und Leben aber ruiniert wurde. Bis heute wissen die wenigsten, dass dem so ist, wie es ist. Schwamm drüber.

Warum ich Sie, werte Blog-Leser, des langem  und breitem damit beschäftige  wenn nicht belästige? Weil all das, was damals passiert ist und allerhöchste Wellen über unsere Grenzen hinweg geschlagen hat, weil all das, was mit uns diabolischen Ösis aufgeführt, in masochistischer Anwandlung auch von der eigenen Medienwelt aufgemotzt wurde, in fast unverfrorener, dreister Art und Weise im Tennis ad absurdum geführt wird.

Noch weiß man nicht, wohin der Wind weht, was Jannik Sinner betrifft, der ja trotz zweier positiver, höchst dubios erklärter  Dopingtests im März frisch und fröhlich noch die US-Open, das ATP-Finale, den Daviscup gewinnen und die unangefochtene Nummer 1 werden konnte; schon wurde uns eher nebenbei von der Tennis Integrity Kommission mitgeteilt, dass leider auch die fünfmalige polnische Grand-Slam-Siegerin und aktuelle Nummer 2 der Welt, Iga Swiatek, in Cincinnati einen positiven Test abgeliefert habe, nach einer Anhörung aber alles nur halb so schlimm gewesen sei. Also unter Brüdern und Schwestern inTennis, wir denken, dass eine Sperre von vier Wochen und Preisgeld-Pönale von Cincy (Semifinale) wohl genug der Strafe sind, nicht wahr.  Wie die gleiche integre Instanz reagiert hätte, wäre es womöglich um die sonst so sympathische, aber eben Immer-noch-Weißrussin Sabalenka gegangen, das möchte ich nur in den Raum stellen …

In einer Welt, die sich immer atemberaubender auch im Sport dreht, die aber frei nach George W. Bush sich in eine Allianz der guten wie der Gutmenschen und die Achse der Bösen auf allen Ebenen teilt/spaltet, darf einen so gut wie nichts mehr überraschen, weil einerseits alles möglich sein kann, andererseits so gut wie alles verhindert werden muss. Ja, es ist eine von vorn bis hinten heuchlerische, verlogene Partie auch im Sport, in der alles nur noch eine Frage des Preises zu sein scheint.

Darum schütteln alle der Reihe nach auch dem saudischen Kronprinzen die Hand, von der der gleiche Teil des Westens noch vor wenigen Jahren voller Empörung bis Entsetzen behauptet hat, an ihr würde Blut kleben. Auch der Sport leidet unter Erinnerungslücken, zumindest dann und dort, wann und wo es eine neue Nomenklatur, verbunden mit neuer Normalität, diktiert. Selbst dann, wenn das Integrity Board den guten Jannik suspendieren sollte, das Preisgeld von 7,5 Millionen fürs Showturnier in Ryad kann ihm niemand nehmen. Verkauft und verraten werden vor allem die armen Schlucker….

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