Zuletzt gab´s so viele interessante, aktuelle Themen, dass ein ganz brisantes fast unter den Tisch gefallen wäre. Es handelt sich um ein Frauenthema, nicht aber um den Frauen-Kick, der sich nicht nur der attraktiven Pferdeschwänze wegen vor allem punkto Abschlussschwächen doch wesentlich vom Männerfußball unterscheidet. Nein, nein, darum geht es diesmal nicht, sondern um den Gender-Wahnsinn, der auch auf die Riesenschanzen drängt, koste es, was es wolle beim Spiel mit dem Verletzungsrisiko.
Da bei der FIS offenbar die Angst, als Verband der frauenfeindlichen, ewig gestrigen Zöpfe abgestempelt zu werden, größer war als die Angst vor fatalen Stürzen allzu wagemutiger junger Adlerinnen über 18, hat sie grünes Licht für den ersten historischen Skiflug-Wettkampf für Frauen gegeben – notabene gleich auf der größten aller Flugschanzen, dem Monsterbakken von Vikersund in Norwegen, wo Stefan Kraft bei seinem Weltrekord von 253,5m fast in den Schnee gedrückt worden wäre. Ja, wenn schon, denn schon, nicht wahr?
Da sie als Überfliegerin auf Großschanzen bekannt ist, war die um ihre olympische Goldchance geprellte Austro-Oranje-Weltcupsiegerin Sara Marita Kramer natürlich anfangs begeistert, ihren Kindheitstraum, ausleben zu dürfen. Weil aber Traum und Wirklichkeit oft so weit auseinanderdriften, dass des traumatische Folgen nach sich ziehen kann, hat kein anderer als einer der besten Skispringer, Skiflieger, Trainer, Sportdirektoren und intellektuellen Analytiker der Schanzengeschichte, der Ex-Weltrekordler und Olympiasieger Toni Innauer, mehr als nur den warnenden Zeigefinger gehoben.
Wer sonst, wenn nicht einer, der noch mit alten Latten, antiquiertem Outfit und überholtem Stil nicht nur schöner und weiter als andere je zuvor geflogen war, hätte auf die die latenten, aber bei jedem Aufprall lauernden Gefahren lauter aufmerksam machen können, mehr noch: aus seiner erlebten Perspektive auch davor warnen müssen! Innauer verwies in diesem Zusammenhang auf die spektakulären, mehr als nur atemberaubenden Stürze solch Kapazunder wie Thomas Morgenstern und Daniel Andre Tande, Olympiasieger und sogar Skiflugweltmeister, bei denen man um Leben und Gesundheit hatte zittern müssen – wie beim Kulm-Sturz des Vorfliegers Lukas Müller, der sich nach Querschnittslähmungen wieder zurück auf Krücken und Beine gekämpft hat.
Ja, das alles ist passiert bei kräftigen Burschen und g´standenen Männern, die den enormen Kräften bei der Landung nicht hatten standhalten können. Auf eben diese physikalischen und anatomischen, biomechanischen, sportlichen, aber auch moralischen Aspekte hat Innauer zu Recht hingewiesen und geharnischt dagegen protestiert, die eben erst den Schanzen-Kinderschuhen entschlüpften Amazonen, pardon: Adlerinnen, aus völlig falsch verstandenem Gender-Wahnwitz womöglich und buchstäblich ins Unglück mit Unheil zu stürzen.
Diese fehlgeleitete, emanzipatorische Fortschrittsheiligkeit hat nichts mit vernunftorientierter Chancengleichheit zu tun, sondern grenzt eher an Verantwortungslosigkeit, diktiert von einer zwanghaften politischen Korrektheit. Nur zu hoffen, dass Innauer kein Rufer in der Sand- bzw. Schneewüste bleibt, sondern auf so offene Ohren stößt wie bei Sara Marita Kramer, die inzwischen auf die Euphorie-Bremse getreten ist. Und als Weitenjägerin und Überfliegerin mittlerweile auch selbst der Ansicht ist, dass gut Ding eben seine Weile braucht.
Citius, altius, fortius, also schneller, höher und stärker, das sind die drei olympischen Prinzipien und auch die Säulen, die für Anlauf, Absprung und die Landung gelten, was sich beim Skifliegen noch potenziert, aber anders als im Motorsport ohne Karbon und ohne Knautschzonen. Vielleicht sollte manch einer aus dem betuchten Kreis, der grünes Licht für die fliegenden Frauen gab, das einmal selbst ausprobieren, um zu wissen, was er oder sie sagen und betreiben. So wie Innauer, dessen offener Brief an die FIS-Granden hoffentlich das richtige Echo findet – und nicht zum Schaden der Frauen schubladisiert wird.