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Austria Finals: Wo Spitzensport draufsteht, ist eher nur ein Fun-Festival drin

6000 Aktive, 28 Sportarten, 250 Bewerbe, 23 Sportstätten, alles in Graz, alles in vier Wettkampftagen vom 15. – 19. Juni 2022. Mehr Spitzensport geht nicht! So plakativ rührt Sport Austria, vormals nüchterner Bundessportorganisation (BSO), die Werbetrommel für die zweite Auflage der Austria Finals in der steirischen Metropole! Mini-Olympia, zeitlich komprimiert, auf einem Fleck – viel davon mitten im Stadtzentrum, da muss das Sportlerherz einfach höherschlagen.

Aber geht wirklich noch mehr Spitzensport? Die bombastische Ankündigung, dass 28 Verbände ihre MeisterInnen ermitteln würden, hält leider einer eingehenden Überprüfung nicht ganz statt. Wäre ja auch kontraproduktiv, würde das zum Beispiel aufs Schwimmen zutreffen, findet doch zur gleichen Zeit die WM in Budapest statt. Oder auf den anderen olympischen Klassiker, die Leichtathletik, wo Diamond- und andere Top-Ligen just zu diesem Termin ihre Meetings haben. Fehlanzeige auch beim Rudern, Paddeln oder Judo (1. Oktober) ja nicht einmal Sportklettern (21. -. 26. Juni, Innsbruck) ist mit von der Partie – und Turnen nun doch wieder mit Meisterschaften dabei, weil durch die EM bei den European Games im Sommer ein neuer Termin gesucht und mit den Austrian Finals gefunden wurde.

Ja, so schaut´s mit dem klassischen Spitzensport aus, der durch Fun- und Trendsport ersetzt wird, darunter auch neuen künftigen Olympia-Disziplinen wie etwa Break-Dance mit einer rotweißroten Hoffnung, die sich Lill Zoo nennt, männlichen Geschlechts übrigens, sofern man das noch erwähnen darf. Die Break-Dancer, Cheerleaders, Foot-Volley-Cracks, TrockenrodlerInnen vom Schlossberg, MTB Trial-Artisten, auch ganz normale (Kriterium)-Radler und andere dürfen erstens zeigen, was sie können, sollen aber das Fußvolk auch dazu animieren, sich selbst zu bewegen. Alles nach der Devise, die auch der Vizekanzler und periphere Sportminister Werner Kogler in allerdings auf „Handarbeit“ reduzierter Form eher gestenreich denn telegen demonstrierte: Move your body!

Ja, es wird, das stimmt wohl eher, ein Festival für Fun- und Trend- statt der bei uns so genannten Rand-, aber Grundsportstarten, die anderswo zentrale Rollen spielen. Ja, eher ein buntgemischtes Sportfest mit einigem Aufputz da oder dort wie etwa der Eisschnelllaufkanone Vanessa Herzog, die auch ein Golden Girl im Inline-Skating ist. Sie und einige andere sind jene (Bruch)-Teile an Spitzensport, der da hochtrabend verkauft und auch vom Sportminister hochgejubelt wird, weil es in seiner Heimatstadt Graz stattfindet – und für ihn als verhinderten Profikicker auch Mini-Fußball mit Foot-Volley dabei ist. Hurra. Gib dem Affen Zucker, auch wenn allgemein der „Zuckermangel“ angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage wächst und wächst.

Nichtsdestotrotz bemühen sich Sport Austria und Sportminister in rotgrüner Allianz, das Sportbudget zu erhöhen und dabei spezifisch österreichische, bürokratische Mechanismen auszuhebeln, die der BSO- oder S. A.-Boss Hans Niessl, Ex-Landeshäuptling im Burgenland, Ex-Kicker bei Frauenkirchen, nebenbei angesprochen hat. Und die wären, sind oder bald waren? Die Zusatzförderungen für die olympischen Medaillen, also quasi Extraprämien für erfolgreiche Verbände, wurden anderen Verbänden abgezogen. Andersrum gesagt: Die Katze beißt sich in den Schwanz, mi-au!

Wie bei der Tatsache, dass einige der Randsportarten einen Teil ihrer staatlichen Förderungen auch dazu nützen müssen, um damit auch zu den (Film- oder Live-)Produktionskosten des ORF-Staatsfernsehens beizusteuern. Auslandskollegen haben das für einen schlechten Treppenwitz gehalten. Dabei rennt da allen Ernstes kein Schmäh, wenn Geld von einem Sack in den anderen gesteckt wird. Tu Felix Austria – es lebe der Sport!

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