Da bekanntlich nichts aus nichts kommt, macht auch das geflügelte Wort von der Angst vor dem Gewinnen durchaus Sinn. Ich hab´s beim TV-Lokalaugenschein des Zweitrunden-Duells in Indian Wells zwischen Sebastian Korda, 21, Sohn des ehemaligen Australian-Open-Siegers, und dem aktuellen, heuer noch ungeschlagenen Melbourne-Triumphators Rafael Nadal sozusagen live erlebt. Korda, junges Ebenbild seines in die USA ausgewanderten Vaters Petr, dessen Tochter Nelly übrigens Golf-Olympiasiegerin in Tokio wurde, hatte den Grand-Slam-Rekordsieger im dritten und entscheidenden Satz bei einer Doppel-Break- und 5:2-Führung mit eigenem Aufschlag quasi schon auf der Schaufel.
Aber dann, was geschah dann? Dann machte Korda alles falsch, was er vordem richtig gemacht hatte, ganz so, als hätte ihn der mit dem Rücken zur Wand stehende Nadal hypnotisiert. Die Hand des Twens wurde schwerer und schwerer, er servierte nur noch zweite Aufschläge, dafür aber Defensivkünstler Nadal manch einen Ball wie maßgeschneidert zum Passierschlag. Statt die Gunst der Stunde und Kunst seines Könnens zu nützen, verwandelte sich der Korda-Sohn binnen weniger Minute in ein Kaninchen, das vor der Schlange erstarrte, die ihn nicht mehr losließ. Und so kam´s, wie es kommen muss, wenn den Jüngeren der Mut verlässt und die Angst vor dem Gewinnen di Oberhand behält …
Parallel und in Konferenzschaltung zum Tennis-Drama in der Wüstenoase in Kalifornien spielte sich ein Golf-Drama mit österreichischer Beteiligung in Sawgrass, Ponte Vedra, Florida, bei den Players Championships ab. Sepp Straka, in Wien geboren, in Fontana als Golfer aufgewachsen, historischer erster österreichischer Sieger auf der US-PGA-Tour, befand sich nach langen Wetterpausen schon auf Platz drei am Leaderboard mit fünf unter Par. Für den Doppelstaatsbürger mit Wiener Akzent wurde aber das Finale, als der Abend schon dämmerte, zum Schlag ins Wasser. Nicht einmal klatschte er hinein, nein: gleich zweimal auf einem Hole. Der Wasser-Doppelpack wuchs sich am vorletzten Loch, dem umwindeten 17er, einem Par 3, zu einem Quadruple-Bogey aus, wie es der Fachjargon sagt, also vier verlorenen Schlägen. Und statt zur Jagd auf den führenden britischen Ex-European-Tour-Champion Tommy Fleetwood anzusetzen, musste der wagemutige oder doch zu übermütige Sepp dann Trübsal statt Halali blasen.
Das verflixte 17. Loch in Sawgrass, Ponte Vedra, das für Sepp Straka zum doppeklten Schlag ins Wasser wurde am 2. Tag.
Vom geteilten dritten Platz rasselte er vorerst runter auf Platz 41 bei diesem von den Profis als fünftes „Major“ bezeichneten 12-Millionnen-Dollar-Turnier. Wieder einmal zeigte ein schwieriger Golfplatz bei extrem schwierigen Wind- und Wetterbedingungen die scharfen Zähne. Denn im Golf spielen auch die Besten der Besten nur auf dem Papier und im Endergebnis gegeneinander, aber in erster Linie gegen die Tücken eines Kurses und die Lücken eigenen Könnens. Was dabei herauskommen kann, das hat man in Ponte Vedra gesehen, aber auch beim Tennis in Indian Wells unter anderen Vorzeichen und Voraussetzungen, eben Mann gegen Mann, erlebt. Da wie dort gab´s zwei Dramen, die aber nichtsdestotrotz auf lange Sicht keine Tragöldien sein müssen. Es kommt halt immer darauf an, wie gut und schnell sie verarbeitet werden…