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Von Learn to Swim und wie man´s bei uns schafft, Oberwasser zu haben

Ehe es beim Tennis in Turin um die Wurst, ehe am Matterhorn im zweiten Anlauf vielleicht doch eine Damen-Abfahrt über die vordem verwehte Schneebühne, und ehe es im Fußball in aller Freundschaft gegen Deutschland geht, möchte ich mich wieder einmal dem nassen Element zuwenden. Wenn ich die Spitzenmeldung der übrigens (wer hat, der kann sich solch Prioritäten leisten) neu gestalteten Homepage des Schwimmverbandes (OSV) richtig interpretiere, so haben sich einige europäische Verbände in einer Podium-Diskussion schon ausgetauscht, was das grenzüberschreitende Pilotprojekt „Learn to Swim“ betrifft.

Österreichische Vertretung war am Podium allerdings keine dabei, vielleicht auch deshalb, weil es hierzulande ja an allen Ecken und Enden des Landes an Schwimmbecken mangelt, damit von jung bis alt, von klein bis groß schon Normalverbraucher sozusagen Oberwasser haben statt so oft unterzugehen, wie es eine alarmierende Statistik zuletzt ans Tageslicht brachte. Was bei der angekündigten (Entwicklung)-Kommission des Europaverbandes in zwei Jahren herauskommt, wird sich noch zeigen.

Bejubelt hingegen wurden dafür jetzt auf dem OSV-Portal zahlreiche Limits für die kommende Kurzahn-EM in Otopeni (Anfang Dezember), dem Flughafen-Vorort von Bukarest, wo auch der 100m-Kraulweltrekordler und Langbahn-Europameister David Popovici (18) daheim ist. Der Lokalmatador wird sicherlich dabei sein, das ist sozusagen nationale Verpflichtung. Gut möglich aber, dass viele Topstars einen Bogen um Otopeni machen, weil natürlich die wegen Olympia in Paris schon im Februar 2024 angesetzte Langbahn-WM in Doha absolute Priorität hat.

Damit steigen auch die Chancen der heimischen Schwimmer: Innen auf passable Platzierungen und das eine oder andere Semi- oder Finale, vordergründig eine gute Geschichte, die allerdings erst dann eine tolle Sache wäre, würde sie sich im 50m-Pool bei WM oder Olympia wiederholen. Das hat nichts mit Beckmesserei zu tun, sondern ist der unleugbaren Tatsache geschuldet, dass sich über weibliche Reize und etwaige Kurzbahn-WM-Titel in (Fast)-Rekordzeiten hinaus Schwimm-Größen über herausragende WM- und Olympia-Resultate definieren, da muss man nur bei Rogan, Jukic-Geschwister, Podoprigora nachschlagen – und natürlich bei Auböck!

Das ist ja auch mit ein Grund, warum der seit einigen Jahren erfolgreichste heimische Schwimmer, der Kurzbahn-Kraul-Exweltmeister, zweifache EM-Medaillengewinner, Triple-Olympia- und Doppel-EM-Finalist, sich derzeit beim Höhentraining in Flagstaff, Arizona, weniger auf Otopeni vorbereitet, das er wohl so mitnimmt, sondern aufs 24er-Jahr mit WM in Doha und Olympia in Paris, wo er möglichst spektakuläre Schlusspunkte hinter seine Karriere setzen möchte. Abgesehen vom Sprint, der seine Sache nie war und wird, würde Felix auf allen anderen Kraulstrecken wohl aus dem Training locker die Limits packen, die vom Schwimmverband und dessen Sportkommission (mit zwei vizepräsidialen Vätern von Schwimmer: innen) festgelegt wurden.

Wetten, dass die präsidialen Schwimmkinder in Otopeni wieder dabei sind, um EM-Luft zu schnuppern. Nicht nur im Einzel, sondern auch in diversen (Mixed) Staffeln, wo Top-10-Resultate angesichts dünner Teilnehmerfelder keine Hexerei sein sollten. Dank der Alten, wie sie schon vor 35 Jahren sungen, zwitschern halt jetzt auch deren Junge. Aber wo aus Des- oder anderen Interessen keine Kläger, dort keine Richter, die reinen Tisch in einem auch von oberster Stelle geduldeten Selbstbedienungsladen machen würden. 

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