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Von Los Cabos, Kitzbühel, Thiem-Krimi und von einem Ofner-Hit, der sich in Flop verwandelte


Verzeihen Sie, geneigte Blog-Leserfreunde, dass ich mich heute wiederum, aber auch wider ursprüngliche Absichten mit dem Tennis-Turnier in meiner zweiten Heimat Kitzbühel beschäftige. Es ist zum einen der eher unerfreuliche Anlass, der mich dazu zwingt, zum anderen aber auch ein Vergleich, der sich aufdrängt – und nicht so einfach nach dem Motto: mir-nichts-dir-nichts ignorieren lässt.

Bevor ich mich mit den sommerlichen Streif-Lichtern beschäftige, muss ich ganz weit ausschweifen, genauer gesagt nach – nein, nicht nach Washington, wo seit Jahren parallel zu Kitz bereits der Us-Open-Countdown einsetzt, sondern nach Los Cabos! Und nein, mich reitet nicht der Westernteufel, was der Name vermuten ließe, vielmehr möchte ich darauf verweisen, dass in Los Cabos das zweite Parallel-Turnier zum heimischen Sandplatz-Turnier, der einmal ein Klassiker war, stattfindet. Los Cabos, wie, wo, was?  Man findet das kultlose Badeparadies am Südzipfel der Halbinsel Baja California, die zu Mexiko gehört. Und dort wird nicht gekleckert, sondern auch mit Einkäufen geklotzt, sonst würden da nicht Kaliber wie Stefanos Tsitsipas (Nr. 5), wie Cameron Norrie (13), Tommy Paul (14), Borna Coric (16) und die bald 40jährige Aufschlagkanone John Isner, übrigens Erstrundensieger, als Asse aus der Kasse gezaubert werden.

Das sind die Namen und Nummer, Zahlen und Daten, die Schwarz-auf-Weiß oder wie alten Römer gesagt hätten. sine ira et studio, signalisieren und alarmieren, zu welch Stellenwert der einstige Klassiker leider wider besseres Getue geschrumpft ist.  Daran ändert auch nichts, dass der auf Österreich und die bayrisch-alemannischen Nachbarn fokussierte, sonst so ehrenwerte bullige TV-Sender Servus das Kitz-Turnier unter Vorspiegelung falscher sportlicher Tatsachen als Hotspot unterjubelt – mit großem personellem Aufwand und schönem Babsi-Aufputz, begleitet von Promi- oder Fachkommentaren, ganz so, als wär´s eine Kopie der (soweit er Rechte hat) Eurosport-Coverage von Grand-Slams.

Es gibt auch sonst höchst interessante Kitz-News wie etwa jene, dass der chinesische Achtelfinalgegner unser aller Dominic, der Chinese Zhang, beim Ausflug zum Hahnenkamm leibhaftig erstmals eine Kuh gesehen haben soll. Gut möglich, dass es sich bei dieser Weltsensation um eine Peking-Ente gehandelt haben könnte, weil derselbige Zhang vor kurzem auch in Gstaad gespielt hat, wo unmittelbar hinter der Roy Emerson-Arena und dem tollen (Spieler)Hotel anbei die Kuhglocken unüberhörbar schellen, wovon ich mich einst selbst (Skoff schlug Gomez) überzeugen konnte. Und dieser Zhang, der heuer den Durchbruch schaffte, wird ja kaum blind oder taub gewesen sein in der Gstaad-Höhenluft.

Aber Kitzbühel serviert uns auch ein Novum, das man wohl sonst wohl nirgendwo mehr auf der (demokratischen) Tenniswelt finden dürfte. Beim Generali-Open kann und darf der Herr Turnierdirektor höchstpersönlich auch als Co-Kommentator im Fernsehen seinen Senf dazugeben, vor allem dann, wenn sein Zugpferd Thiem spielt und es schafft, den 33jährigen Argentinier Bagnis (Nr. 133) in einem Regen-Krimi so niederzuringen, dass er selbst von einem Klassiker spricht. Na, bitte!! Ja, das nenn´ ich ein echtes Muster an Selbsterkenntnis da und Objektivität dort ganz ohne jede Scheu vor möglichen Interessenskonflikt. P(l)apperlapapp.

Nicht der Turnierdirektor, dafür die ehemalige Nr. 17 der Welt und auch ehemalige, mittlerweile vom Sportdirektor als Daviscup-Kapitän abgelöste Stefan Koubek saß als Experte beim vermeintlich einseitigen, so gut wie gewonnen Duell der neuen Nr. 1 im Lande, Sebastian Ofner, wie meine Laien-Wenigkeit einem Irrtum auf. Koubek hob den unaufhaltsamen Aufsteiger Ofner fast in den Himmel, ehe es beim Stande von 6:4, 5:0 wie mit dem Teufel zuging. Den Ofi, wie er liebevoll tituliert wurde als alter Kumpel, holte die Vergangenheit ein, als er nur ein Mitläufer war und nicht der steirische Nachfolger eines Thomas Muster, der schon davon träumte, die Top 50 zu knacken. Ofner, von dem  man schon gedacht und gehofft hatte, angesichts des machbaren nächsten Gegners würden die Türen zu weiteren Kitz-Highlights offenstehen, verlor den zweiten Satz und nach vergebenen Matchbällen auch den dritten. Flop statt Hit.

Aber Irren ist menschlich, wann und wo immer. Als Zitat ein zeitloser Klassiker.  Sportlich ist Kitzbühel leider keiner mehr, auch wenn es unter Urlaubern an weniger zum Schwarzsee-Bad einladenden Tagen so verkauft wird. Vom Marketing her allerdings, das wieder stimmt, ist´s ein toller, voller Erfolg auf regional-eingeschränkter Ebene. Die (Tennis-) Welt nimmt davon aber höchstens Notiz, mehr nicht.

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