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Von Thiem, Lokalkolorit und Grand-Slam-Hauch beim Wien-Klassiker

Ja, wer hätte nach eineinhalb erbärmlichen Sätzen gedacht, dass das noch gut ausgehen würde! Aber mit dem Rücken zur Wand und eine neuerliche Blamage vor Augen zog Dominic Thiem zum Auftakt in Antwerpen den Kopf aus der Schlinge, um den 20jährigen Italiener Luca Nardi, Semifinalist des Bratislava-Challenger, in drei Sätzen 3:6, 7:6, 6:2 zu schlagen. Ob´s zum Katalysator wird, der Thiem von Rost befreit, physisch wie psychisch, wird spätestens das Duell mit dem Deutschen Hanfmann zeigen, das auch im Zeichen von (Kitzbühel-)Revanche steht.

Das Wohl und Wehe von Thiem ist (s)eine eigene, sozusagen ganz persönliche, mehr oder weniger dramatische Geschichte, die auch Lokalpatriotismus befriedigt. Das Erste Bank Open 500 in der Stadthalle, vor fast einem haben Jahrhundert als Fischer-Cup aus der Taufe gehoben, würde natürlich einen Lokalmatador vom alten, jungen Thiem-Schlag mit Handkuss nehmen, dieser vor einigen Jahren aufgewertete Klassiker ist aber inzwischen nicht mehr von Form und Zugkraft eines heimischen Stars abhängig.

Dass Wien und die in die Jahre gekommene Stadthalle bei diesem 500er gegen Saisonende einen Hauch von Grand-Slam mit einem Dutzend an Topstars bieten kann, hat ganz sicher auch damit zu tun, dass der Turnierchef in wichtigen Tennisgremien in wichtigen Positionen natürlich auch dementsprechend Einfluss besitzt. Ein Vorteil oder besser: Ass im Ärmel, das Herwig Straka im Ernstfall neben anderen Trümpfen, die Wien im Talon hat, ausspielen kann. Wo sonst, bitte vielmals, sitzen heimische Sportfunktionäre/manager in solchen Ämtern..?

Wien, wir kommen, dieser Slogan reflektiert die Eigendynamik, die das Turnier bekommen und genommen hat, seit es in eine höhere Kategorie aufgestiegen ist, die nicht nur mit mehr Geld, sondern auch mehr Punkten fürs Ranking zu einem gefragteren Event geworden ist. Dotationen hin oder her, auch in (Saudi)-Zeiten wie diesen, da quasi Schindluder mit Geld getrieben und der eine oder andere schwache Charakter verdorben wird, spielt der sportliche Wert eine wichtigere Rolle bis Zugnummer als finanzielle Lockrufe. Wär´s anders, würden nicht so viele Spitzenspieler sagen, was geschrieben: Wien, wir kommen!

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