Als verteufelter Negativist und bekennender Realist erlaube ich mir in diesem Blog auf spezielle österreichische Selbstverständlichkeiten im Sport oder im sportlichen Umfeld hinzuweisen, die anderswo kein Thema oder aber ein Tabu wären. So sehr ich oft den Mateschitz-Sender als Alternative geliebt und gelobt habe, so sehr wundere ich mich nur, dass Servus-TV als Rechteinhaber für das Kitzbüheler Tennis-Turnier und in treuer Verbundenheit zu Thiem und Co den Unabhängigkeits-Idealen seines streitbaren Chefs mitunter ziemlich untreu wird.
Und warum soll dem so sein, so werden meine Blog-Leser fragen? Ganz einfach, weil es in seinem Network ein Unikat gibt, das seinesgleichen sucht. Eben dort, im Wegscheider-Sender, darf der Kitzbühel-Turnierdirektor immer wieder im verdammt ähnlichen Assinger-Kärntnerisch wie im unüberhörbaren Unterton, er wäre der womöglich noch bessere Muster (gewesen), für sich und das ehedem hoch- und jetzt nur noch mittelklassige Turnier zu Füßen des Kitzbüheler Horns werben. Ja, das hat schon was von einem Alleinstellungsmerkmal an sich, wenn jemand unter Vorspiegelung neutraler Fachkompetenz vor allem Reklame in eigener Sache macht.
Ich möchte nicht wissen, wie sich der sonst kritis.che Sender-Chef, der mir sehr oft aus der Seele spricht, verhalten würde, sollte das beim Staatsfunk passieren. Na Servus, da würde er den Kasperl auspacken, um zu zeigen, welch Commedia del Arte es hierzulande gibt. Na ja, ein wenig Tschauner, wie die legendäre Stegreifbühne in Ottakring heißt, darf´s ja noch ein bisserl sein, oder?
Ähnlich, nur viel verdeckter, viel weniger öffentlich vertraut, verhält es sich beim aktuellen „Machtkampf“ im ÖOC. Jetzt möchte ich vorausschicken, dass ich trotz Mitarbeit an seiner Biografie nicht immer mit den Ansichten des ÖSV-Altpräsidenten und scheidenden ÖOC-Vizepräsidenten Peter Schröcksnadel konform gegangen bin, mitunter bei gewissen Kriterien und Anlässen auch über Kreuz mit ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel war, aber auch nicht einverstanden bin, wie eine olympische „Friday for Future“-Gruppierung einen Machtwechsel einleiten und erzwingen will/wollte.
Aus meiner jahrzehntelangen olympischen Erfahrung (19 Spiele) weiß ich natürlich, warum welcher Wind woher und wohin weht, das ist keine große Kunst oder Errungenschaft, sondern auch dem Alter zuzuschreiben. Man merkt, wenn man sich etwas auskennt, die Absicht und wäre verstimmt, würde man sich in der Lage derer befinden, die man unbedingt entfernen will. Dazu bedarf es weniger der Personen, die am liebsten in der ersten Reihe Mitte stehen, was sie zur Zielscheibe machen könnte, vielmehr solchen, die lieber als Heckenschützen aus dem Hinterhalt feuern. Ganz so, so höre ich, soll es sich aktuell beim ÖOC abspielen, wobei jene Topfunktionäre, die sich am liebsten hinter demokratischen (Spiel) Regeln verschanzen, weder im künftigen ÖOC-Vorstand noch im eigenen Sportlager besonders viel von Demokratie halten.
Wär´s anders, würden sie sich ja nicht vehement gegen ein Stimmrecht eines Athletenvertreters im ÖOC stemmen, was aus ihrer Sicht ohnehin sonnenklar ist, weil in den eigenen Reihen so was wie Athletenmitsprache in den Statuten nicht zu finden ist. Ich finde, dass manch einer, der sich nicht selbst, sondern andere aus dem Fenster lehnen lässt, um sich nicht schmutzig zu machen, lieber vor der eigenen Tür kehren sollte, vor der sich bei näherer Ansicht ganz schön viel Untat (mit t und nicht r) angesammelt hat, was aber in Schönwetter-Selbstdarstellung natürlich nirgendwo nicht vorkommt.
Jetzt kann man über das bisherige ÖOC-Führungsgremium denken, wie man will, man könnte sogar sagen, dass es sich mehr oder weniger nur um ein Entsendungs- und Reisebüro handelt, nicht zu leugnen aber ist, dass die Sommerspiele in Tokio und Winterspiele in Peking ein Gold- und Medaillenspektakel waren, zu dem jene, die jetzt am lautesten nach Machtwechsel rufen, am wenigsten beigetragen haben. Alles andere sind Vorspiegelungen falscher Tatsachen, die im Sportland Österreich offenbar zum Alltag gehören…