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Von unersättlicher Weltcup-Punktejagd und WM-Goldfluch, der den ÖSV auch in Planica verfolgt

Natürlich hat´s in Planica erst angefangen, aber irgendwie beschleicht einen das Gefühl, als wäre der österreichische Skiverband mit seinen Topstars – im Gegensatz zu Cortina und Oberstdorf, aber auch Olympia in Peking – von einem Goldfluch verfolgt. Immer dann, wenn unsereins gehofft hatte, eine oder einer von uns würde zu einem Himmelsturm oder Höhenflug anzusetzen, gab´s auch auf Schanzen und Loipen, bei SpringerInnen und KombiniererInnen nur Silber, Bronze oder gar Blech wie für den vermeintlichen Kraft-Meier, der seine Halbzeitführung auf der „Normalschanze“ mit der Blechtrommel tauschte. Verflixt und zugenäht, auch der (Rücken)Wind hat uns verweht, als wollte er allen, die schon das Allerschönste hochgerechnet hatten, ein Schnippchen schlagen.

Wenn wir ehrlich zu uns sind, so hat doch fast jeder aufgrund der letzten Resultate und der dementsprechenden Medienvorschau erwartet, wenn nicht damit gerechnet, dass der im Weltcup zuletzt unbesiegbare Kombinierer Johannes Lamparter auch in PIanica den jungen Doppelweltmeister hervorkehrt, den nichts und niemand irritieren oder gar aufhalten kann. Geschweige denn sein ehedem dominanter Vorgänger aus Norwegen, Jarl Riiber, der zuletzt gar nicht mehr am Start gewesen war, sondern stattdessen fern des Schnees die Batterien aufgeladen hatte. Aber während sich Lamparter und Co. sozusagen zu Tode siegten, um auch, aber nicht nur im WM-Ernstfall als Windopfer im Niemandsland zu enden, überflügelte Freund Riiber seine Formkrise, um ganz oben auf dem Podest zu landen. Natürlich war eine Portion Glück dabei, aber das Glück lächelt halt meistens den Tüchtigsten, oder…?

Was ich damit ansprechen und sagen will, ist für meine Begriffe als langjähriger Wegbegleiter der alpinen wie der nordischen Szene die rotweißrote Strategie, trotz eines WM- oder olympischen Highlights vor lauter (Ur)Angst, etwas zu verpassen, immer und überall zu starten, immer und überall alles an Punkten und Pünktchen mitzunehmen auch jenseits der Top 10, die niemanden mehr interessieren nach der Devise: Was man hat, das hat man schon und müssen andere erst erreichen. In WM- und Olympiajahren aber zählen für Länder wie Österreich in erster Linie die Siege und die Titel, weil nur sie Goldes wert sind und alles andere, ob Silber oder Bronze, doch nur die ersten, wenn auch dekorierten Verlierer sind, ganz zu schweigen von Blechtrommeln, die nach Dissonanzen klingen.

Da aber Planica erst einige Tage alt ist, so dürfen wir hoffen, dass der eine oder doch eher die andere den Goldfluch verjagt, was vor allem der so emotionalen Eva Pinkelnig zu vergönnen wäre, die inzwischen schon viermal Silber auf dem Konto und auch den drei anderen Adler-Damen zum zweiten Platz im Team verholfen hat. Nicht auszudenken, hätte der ÖSV nicht seine Frauenpower, vor allem jene auf den Schanzen und in Bewerben, die es vor 2009, also vor eineinhalb Jahrzehnten, nicht einmal noch gegeben hatte.

Zumindest in den alpinen wie nordischen Ski-WM-Wertungen 2023 ist das schwache Geschlecht vorerst einmal das stärkere, das die Schwächen der halbstarken Männer kompensieren musste. Aber dafür, das sei vorweg auch gesagt, ohne ihr eine Zacke aus dem Krönchen zu brechen, kann auch die erste Frau als ÖSV-Präsident so gut wie nichts – noch weniger für das WM-Bronze der eingebürgerten US-Amerikanerin Carroll, deren Oma einst vor den Nazis aus Österreich geflüchtet waren, bei der Buckelpisten-Ski-WM in Georgien …

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