Es dauert nicht mehr lange, dann ist die Wiener Stadthalle mit dem Erste Bank Open 500 für eine Woche sozusagen der Nabel der Tenniswelt. Wie es ausschaut, so sind nicht weniger fünf Spieler aus den Top 10 und 12 der Top 20 bei unserem Klassiker dabei, der im kommenden Jahr seinen 60er feiert. Zudem mit Lokalmatador Dominic Thiem, der 2019 triumphiert hat, auch ein ehemaliger Grand-Slam-Sieger und Weltranglistendritter, die Thiem vor der fatalen Handgelenksverletzung gefeiert hat, an deren Folgen er mit einem zähen Comeback mit mehr Tiefen als Höhen noch immer leidet.
Aber Thiem ist nicht der einzige Star der Szene, dem vor allem die immer schwereren, immer filzigeren Bälle auf mitunter langsamen Belägen immer mehr zu schaffen machen. Nicht nur deshalb, weil er als Titelverteidiger In Shanghai vorzeitig (an Sebastian Korda) gescheitert war, kritisierte Daniil Medwedew eine gefährliche Entwicklung, die in die falsche Richtung geht, besser gesagt in die Hände und Gelenke fährt.
Im Bestreben, das durch neue, optimierte Materialien und die immer bessere Athletik der Asse immer schnellere Spiel einzubremsen und auch allzu kurzen Ballwechseln im Interesse der Zuschauer den Kampf anzusagen, schlägt das Pendel jetzt andersrum aus. „Weil es immer schwieriger wird, Winner zu schlagen, dauern Ballwechsel jetzt bis zu 30 Schlägen“, klagt Medwedew, aktueller US-Open-Finalist, Weltranglistendritter und Titelverteidiger in Wien.
Mit dieser höchst ungesunden Entwicklung wäre nicht nur der Verschleiß mit Abnützungserscheinungen vor allem in der Schlaghand immer größer, er würde vor allem die Spitzenspieler immer mehr belasten, die ja viel mehr Spiele in ihren Armen und Beinen haben als jene, die höchstens ein oder zwei, inklusive Qualifikationen vielleicht drei, maximal vier Matches spielen. Medwedew steht mit seiner aufrüttelnden Kritik nicht alleine da, fast alle Topleute haben sich seiner Meinung angeschlossen und zudem von der Spielervereinigung ATP verlangt, noch mehr Physiotherapeuten zu beschäftigen, um die immer mehr beanspruchten, um nicht zu sagen: geschlauchten Spieler intensiver und länger behandeln zu können.
Tatsächlich ist´s ja so, dass viele der jüngeren Stars und Starlets früher als ihre Vorgänger an Verletzungen vor allem an den Handgelenken leiden, die sie zu längeren Pausen zwingen. Man sollte den Warnruf des alles andere denn Haudrauf-Athleten Medwedew jedenfalls ernst nehmen, auch wenn er ein nicht allseits geliebter Russe ist. Einem Thiem hat er mit seinen Worten ganz sicher aus der Seele gesprochen.