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In Italiens Fußball wiehert der Amtsschimmel

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Stell Dir vor, es geht um Fußball, aber auch um Instanzen, Institutionen und Beamten. Stell Dir vor, es kommt dabei zu einem spannenden bis bizarren Duell der Bürokraten, da die sportlichen, dort die politischen. Und stell Dir vor, das alles spielt sich ausnahmsweise nicht bei uns ab, sondern in Italien, wo der Amtsschimmel angesichts der komödiantischen Ader unserer südlichen Nachbarn noch viel lauter, aber oft auch launiger und lustiger wiehert. Vor allem dann, wenn´s auch im Paragrafenstolz darum geht, wer in diesem Duell der Behörden das letzte Wort hat. Und dann: Basta. Silenzio.

Jetzt werden Sie fragen: Warum spannen Sie uns auf die Folter, sagen sie uns Blog-Lesern bitte lieber, worum es geht und weshalb sie darüber überhaupt schreiben. Nun gut, es geht um den italienischen Fußball, die Serie A und den Schlager zwischen Meister Juventus, der alten Dame aus Turin, und dem Herausforderer SSC Napoli, der hätte stattfinden sollen, aber nicht stattgefunden hat, weil – leider kommt man ihm in diesen Tagen einfach nicht aus – dieses verdammte, sich überall einnistende Virus Covid-19 in die Quere gekommen war.

Aber nicht etwa, dass eine Infektionsserie den SSC gepackt hätte, das nicht, aber weil die Epi-, Pardon: Pandemie in Neapel immer mehr um sich zu greifen schien, erließ die kommunale Gesundheitsbehörde ein Ausreise-, sprich: Abflugverbot für die Fußballer, die von Amtswegen unter Quarantäne gestellt wurden. Wie hätten sie also am gleichen Abend in Turin spielen sollen, wenn sie sich im Stadio San Paolo in Napoli-Fuorigrotta quasi unter Hausarrest befanden? Die Kunst, mit einem Arsch auf zwei Kirtagen zu tanzen, beherrschen auch Ballkünstler nicht.

Der italienische Fußballverband, dem nachgesagt wird, dass er nicht unbedingt ein gestörtes Verhältnis zum Fiat-Agnelli-Klub Juventus haben soll, sah diese Sache ganz anders als die neapolitanischen Behörden. Für ihn sind Ankickzeiten eben Anstoßzeiten und anstößig nur, wenn sie nicht eingehalten werden, egal aus welchen Gründen. Ja, wo kämen wir denn da hin, wenn Beginn-Zeiten im Calcio, eine der wenigen Konstanten im ganz normalen italienischen Chaos, auch noch umgestoßen werden und mit ihnen die TV-Programme  um fallende Einschaltziffern geändert? So etwas muss nach Strafe schreien! Der langen Vorrede kurzer Sinn, der italienische Fußballverband oder die rechte Serie-A-Hand ließen – Ausreiseverbot hin, vergebliches Warten in Turin her – keine Covid-19-Gnade vor Calcio-Justitia gehen! Das Spiel wurde mit 3:0 für Juventus strafverifiziert, um ein Exempel zu statuieren.

Alles nach der Devise: Ja, wo kämen wir denn da hin, wenn da nicht ein- und durchgegriffen wird, gell! Wäre ja noch schöner/schlimmer, würden womöglich das nächste Mal irgendwelche Vereine mit getürkten Infektionsbestätigungen kommen, um nicht spielen zu müssen, wenn die Form nicht passt! Na, da muss man natürlich einen Riegel vorschieben, um mafiosen Anfängen zu wehren. Und da sollen die politischen (Gesundheits-)Behörden einmal sehen, was es heißt, wenn der italienische Fußballverband oder die Serie-A-Rechthaber auf den Tisch hauen. Damit sie wissen, wer der Stärkere von zwei Paragraphenrittern ist, wenn sie der Amtsschimmel reitet. Egal, ob dann so ein Urteilsspruch herauskommt, der wahrlich zum Wiehern, wenn nicht zum Weinen ist. Woraus sich zwangsläufig die nächste Frage stellt: Gibts eigentlich auch Strafverifizierungen für Rechtsverdreher bei behördlichen Unsinn wie diesem, der zum Himmel stinkt…

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