Just am Thiems-Tag, an dem Dominic im Einzel gegen den argentinischen Routinier Facundo Bagnis (Sieg in
Umag/Niederlage in Salzburg) die Doppel- und womöglich auch noch andere Scharten ausmerzen will, traf der angekündigte Regen pünktlich im bis dahin so gut wie verschonten Kitzbühel ein. Da Ballwechsel also kürzere oder längere Spielpausen einlegen mussten, möchte ich mit einem ganz anderen Tennis-Thema beschäftigen, das bisher abseits von nächtlichen Sky-Übertragungen mehr oder weniger im Verborgenen blühte, aber nach allen Regeln amerikanischer PR- und Werbekunst geprobt wurde. Es handelt sich dabei um ein durch und durch der TV-Programmierung angepasstes, wenn nicht untergeordnetes Modell der Zukunft, dessen Publikumswirksamkeit samt Fernsehtauglichkeit mittlerweile mit Schaukämpfen in komprimiertem Turnierformat überprüft wird.
UTS nennt sich dieses neue, vom neuen „Tennispapst“ Patrick Mouratoglou erfundene Format, ein Kürzel für Ultimate Tennis Showdown, wie er zuletzt in Los Angeles mit einem 8-Mann-Teilnehmerfeld in zwei 4er-Gruppen inszeniert wurde und nach den US-Open im September in Frankfurt seine PR-trächtige Europapremiere feiern soll. Wie gesagt, es ist ein Tennisformat, das ganz auf Fernseh-Planung zugeschnitten ist mit der Dauer von 8, 12 oder 12 Minuten pro Satz und 3 Minuten folgender Pause, gespielt wird Best of 4 oder bei 2:2-Gleichstand mit Sudden Death (Sieg bei zwei aufeinanderfolgenden Punkten). Und alles nochmals zu verkürzen, wird die auch für mich überkommene Regel von zwei Aufschlägen auf ein Service reduziert, es gibt auch kein Warmup-Einschlagen mehr und dazu noch eine 15-Sekunden-Regel bis zum Service. Damit lassen sich, Pausen inkludiert, locker fünf Matches am Nachmittag absolvieren.
Und wäre nicht Amerika, Los Angeles und Hollywood, hätte das neue Tennis-Spektakel namens Ultimate Showdown mit vorerst reduziertem, aber bei mehr Show-Courts durchaus ausweitbarem „Personal“ nicht auch Anleihen beim – jawohl Wrestling genommen! Nein, nicht dass da womöglich auch um Bälle gerangelt wird, nein, das nicht, aber jeder Spieler bekommt sozusagen einen Nickname als ganz persönliches Markenzeichen, wobei – wo immer oder wann immer: The show must go on! – schon bei der Selektion das Schwarzweißmalerei-Diktat eine Hauptrolle spielt.
Wär´s anders, würde ja nicht der grimmig-bärtige Franzlosen-Lackel-Lümmel Benoit Paire (als Kyrgios-Ersatz) unter dem Label „The Rebel“ johlend begrüßt oder der ehemals größte aller Tenniszwerge, Diego Schwartzman, als „El Peque“ (der Kleine) auftreten. Oder Taylor Fritz, der Schlagkräftige US-Boy aus LA, als “Hotspot“, sein Landsmann Frances Tiafoe als „Big Foe“, der Franzose Gael Monfils als „La Mont“ und, wie könnt´s anders sein, der russische Kasache Sascha Bublik als „The Bublik Enemy“. Und. Und. Und. Erinnerungen an díe alten Heumarkt-Zeiten eines ringenden Veranstalters Georg „Schurl“ Blemenschütz, privat ein Kunstsammler, werden da in einem wachgerufen.
Ob a la longue auch die der klassischen Tennisversion näherstehenden europäischen bis asiatischen
Zuschauer diese amerikanische Show- bis Clown-Variante wirklich begrüßen, wird sich erst weisen. Fakt aber ist und bleibt, dass das Fernsehen mit wenigen Ausnahmen am aller liebsten Sportarten überträgt, die sich dem gewünschten und auch durch Einschaltziffern bestimmten Zeitplan anpassen lassen oder können. Bei aller Skepsis sei auch daran erinnert, dass auch die Tiebreak-Regel erst 1970 offiziell eingeführt wurde, die inzwischen selbst in Melbourne und Wimbledon nach langjährigen Widerständen neue Normalität ist. Wer sagt, dass in einigen Jahren das inzwischen noch als Absurdität betrachtete zum ganz normalen Entertainment gehört. Auch im einst so elitären, klassischen, nur noch in Wimbledon weißen Tennis – abgesehen von weiblicher Unterwäsche. Wie auch immer, der (Welt) Sport treibt´s, gerade in Zeiten wie diesen sowieso ziemlich bunt…