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Wenn strenge( West-)Richter böse (Putin-)Russen aussperren

Bevor ich mich auf heikles Terrain begebe, sprich Dopingsünder, WADA, NADA, CAS und sonstige Sportinstanzen, muss ich weiter ausholen und zurückgreifen. Unsereins hat als älteres Semester schließlich die Hochblüte des Ostblock-Dopings von den 60er bis zu den 90er-Jahren erlebt. Mehr noch, durch persönliche Bekannt- und Freundschaften mit Sportler (Innen) nicht nur, aber vor allem aus der DDR wussten wir, um welche Praktiken es sich in der Regel handelte. Wir wussten aber auch, dass nicht nur die verteufelten Ostgermanen, sondern auch viele SportlerInnen aus dem Westen alles andere denn arme Schlucker waren, ohne als notorische Verlierer in vielen direkten Duellen dessen verdächtigt worden zu sein. Wenn Sie mich fragen, so hat sich daran wenig bis nichts geändert, weil die sportlichen Rechtsinstanzen immer noch und schon wieder nach der politischen Pfeife tanzen.

Wie allseits bekannt, hat sich der sogenannte Polit-Westen ja seit Jahren auf Putins Russland eingeschossen. Und wenn alle (wirtschaftlichen) Sanktionen-Stricke reißen, dann ist der beste Strick, den man den Russen drehen kann, vor allem jener, der den (National) Stolz von Moskau bis Wladiwostok verletzt. Die sportlichen Erfolge, die Russen feierten, waren quasi Futter für diesen Stolz. Was also war, ist und bleibt seit mehr als einem halben Jahrzehnt das probateste Mittel, um Russland diesen Nährstoff zu entziehen? Mit dem Hinweis auf Vertuschung und Manipulationen, die selbstredend allen West-Athleten fremd waren und sind, fährt die Eisenbahn bis 2022 über alle Russen-Verbände und Russen-Sportler mit Ausnahme derer, die sich mehr oder weniger von ihrer Heimat (gemeint ist wohl Putin) distanzieren, ganz einfach drüber. Kurz gesagt: Russland bleibt, solange es nicht klein beigibt und macht, was wir fordern, überall ausgesperrt.  

Unterton: Froh sollen´s sein, die Gottseibeiuns-Russen, dass man die schon seit einem halben Jahrzehnt bestehende Aussperrung von weiteren vier mittlerweile am Sportgerichtshof (CAS) auf zwei Jahre reduziert hat. Ist ja auch wirklich unglaublich milde, bedenkt man, dass sich die Russen weder bei Sommer-Olympia 2021 in Tokio wie Winter-Olympia 22 in Peking oder Fußall-WM 22 im bekanntlich hochdemokratischen Katar und wohl auch bei LA- und sonstigen Weltmeisterschaften nicht blicken lassen dürfen. Als es ums Milliardengeschäft der Fußball-WM 2018 in Russland ging, blieb allerdings keine qualifizierte Nation fern, da wurde gespielt, da wurde gefeiert, da wurden keine Steine geworfen, da wurde auch, wie es so schön heißt, vom Weltverband FIFA der Gewinn geteilt. Geld ist Goldes wert.

Nicht etwa, dass ich systematischem Doping das Wort reden oder die Russen pauschal exkulpieren möchte, bei Gott nicht, da war ich als überzeugter Westler schon in meinen „Die-Presse“-Zeiten besonders kritisch gegenüber Ostblock-Athleten. Mich stört nur die politisch determinierte, leicht zu durchschauende Einseitigkeit, mit der hier vermeintlich „neutrale“ Sport-Instanzen und Sport-Gerichte in vorauseilendem Gehorsam mit einem Land umspringen, in dem der Sport einen sicher weit höheren Stellenwert besitzt als in vielen westlichen Ländern, ganz zu schweigen von uns in Österreich, wo er in Regierungserklärungen nicht einmal einer Erwähnung wert ist. Wer wirklich glaubt, dass es jenseits von Russland und den ehemaligen Sowjetrepubliken nur sogenannte saubere SportlerInnen gibt, der muss auf mehr als nur einem Auge blind sein. Wenn dem so wäre, wäre es natürlich auch leicht zu erklären, warum das privatwirtschaftlich organisierte, ebenso systematische Balco-Doping von Golden Boys und Girls quasi Null-Folgen für die USA hatte. Nur Schelme können wohl bei Nachsicht aller Taxen glauben, dass im Weltsport manchmal ganz bewusst mit zweierlei Maß gemessen wird… 

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