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Wenn Wimpernschläge über Helden-Storys oder Herzschmerz-Geschichten entscheiden

Was wäre gewesen, wenn? Das Glück des Tüchtigen wechselte binnen (Hundertstel)-Sekunden. Im ersten Moment schien´s, als wäre der berühmte Tormann-Sohn Casper Schmeichel des noch berühmteren Tormannes Peter Schmeichel, beide England-Legionäre aus Dänemark, der Held des Semifinalabends, aber einen Augenblick später hatte der Schein getrogen und Goalgetter Kane, erst gescheitert, im Nachschuss doch den Elfmeter zum 2:1 verwandelt. Hurra Harry, es ist vollbracht, da bist der Vater eines Sieges, der England zum ersten Mal seit dem legendären Wembley-Tor-Sieg gegen die Deutschen in ein Finale geschossen hat. Mehr noch, du hast Geschichte geschrieben, weil Du alle Torjäger-Legenden des englischen Fußballs jetzt eingeholt, wenn nicht übertroffen hast, wie immer sie hießen oder gar geadelt wurden wie Geoff Hurst (3 Final-Tore 1966 beim 4:2), Bobby Charlton, Gary Lineker, Alan Shearer und wie immer sie geheißen haben.

Aber du, mein Fußballfreund Harry, Ober-Löwe Albions, bist ja erst 27 und noch lange nicht am Ende einer Reise, sondern mit dem Endspiel gegen den italienischen Männerchor rund um den lauten Vorsinger Chiellini erst in einer Zwischenstation angelangt. In einer, in der Du mit England in die Annalen eingehen könntest als glorreiche Sieger von Wembley – 55 Jahre nach dem WM-Triumph. Und dann, wenn´s gelänge, auch dein Teamchef Gareth Southgate, die vermeintliche Interimslösung, aus der einer der erfolgreichsten Teammanager geschlüpft ist, als Penalty-Pechvogel der Heim-WM 1996 nach einem Viertel-Jahrhundert diese Schmach tilgen würde.

Womit wir wieder bei Elferdramen sind, die Glückskinder und Pechvögel, umjubelte Sieger oder tragische Helden in den Mittelpunkt rücken. Ja, was wäre gewesen, hätte Leicester-Legionär Schmeichel den Penalty so abgewehrt, dass weder Kane noch ein anderer Brite an den Ball gekommen und es beim 1:1 geblieben wäre? Ja, binnen Sekundenbruchteilen hatte sich Harry Kane, den der Buhmann buchstäblich schon umschmeichelt hatte, in den Sieges- und Rekordschützen verwandelt, den mehr als 50.000 der 60.000 Fans im Wembley-Stadion ins Herz schlossen.

Und zurück sind jetzt die Dänen geblieben, die jetzt der Chance nachtrauern, noch einmal nach 1992 eine weitere Herz-Schmerzgeschichte zu schreiben nach der Rückkehr ins Leben von Christian Eriksen zum Auftakt, gegen die die Wort-Kombination Elfer-Drama mehr als eine maßlose Übertreibung ist. Eben dieser sozusagen „wiedergeborene“ Eriksen wird jetzt der einzige Dänen-Kicker sein, der auf Einladung der Uefa beim Finale in Wembley dabei sein kann. Angesichts dieses Wunders binnen kurzer Zeit bleibt einem fast selbst das Herz stehen.

Nicht auszudenken, welch Wendung die Euro 2020 anno 2021 genommen hätte, wäre der Kelch nicht doch noch vorbeigegangen. Es sind eben oft nur Bruchteile an Zeit, die über mehr als nur Tore entscheiden.

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