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West-Wien-Handball oder: Jetzt no an Titel, dann san´s wach und sperren zua…

Jahrelang hatten die Vorarlberger Klubs aus Bregenz und dem nachbarlichen Hard im heimischen Handball die Hosen an, jetzt wurden sie ihnen endgültig ausgezogen. Keiner der beiden Vereine aus dem Ländle steht im Semifinale der Meisterschaft, dafür aber gelang das mit Krems und Linz auch den Margareten-Fivers und (Union) West-Wien, das allerdings längst nicht mehr im Westen Wiens spielt, wo es an einer vernünftigen Halle handelt, sondern in der Südstadt, also in Niederösterreich.

Entbehrt schon dieses Faktum nicht einer gewissen Ironie, so wächst sie sich insofern zu einem Armutszeugnis für die Doch-nicht-Sportstadt Wien aus, dass ein Titelanwärter per Saisonende – und sei es womöglich sogar als Meister – seinen Profibetrieb einstellt, weil er ihn sich nicht mehr leisten kann. Ja, das ist derzeit der Stand der Dinge, die der ehemalige Teamspieler und deutsche Bundesliga-Legionär Konrad Wilczynski als UWW-Sportchef schon vor Wochen beim Namen genannt hat.

Abgesehen davon, dass sich die österreichische Handball-Liga vor allem punkto Rahmenbedingungen und Budget nicht mit der deutschen vergleichen kann, die als die beste der Welt gilt, so fristet sie ja trotz sportlichen Aufschwungs gemessen am Fußball, aber auch anderen, oft bevorzugteren Sportarten vor allem wirtschaftlich eher ein Schattendasein. Von Gagen, wie sie auch im heimischen Fußball trotz enger geschnallter Gürtel zumindest in der Beletage noch immer bezahlt werden, können selbst Nationalspieler im Handball meines Wissens nach höchstens träumen – oder schauen, so schnell wie möglich in Deutschland, Frankreich, Spanien, der Schweiz der sonst wo als Legionäre unterzukommen.

Den aktuellen Noch-West-Wien-Spielern muss man höchsten Respekt zollen, dass sie mit ihren Gedanken und ihrem Einsatz noch immer beim und für den Verein da sind, den sie als Profis (oder Halbprofis) mit Ende der Saison nolens volens verlassen (werden müssen). Wär´s anders, hätte sich ja West-Wien nicht ins Titel-Playoff und jetzt mit zwei Siegen  im Best-of-3-Viertelfinale gegen Bregenz ins Derby-Duell um das Endspiel gegen die Fivers gekämpft, die schon aus der Nähe zu den „Sportstadt“-Granden keine Zusperrens-Sorgen plagen.

Wenn ich immer wieder sehe, wer wann wo aller bei gewissen Wien-Vereinen oder aber Wien-Events als freundlicher Geldgeber un d williger Sponsor zur Kassa gebeten wird, dann stellt sich nicht nur mir zu Recht die Frage, warum man einem Titelanwärter im Handball nicht in aller sportlichen Freundschaft unter die Arme greift. Das hätte sich ein Traditions- und Immer-noch-Allroundverein allemal verdient, der mit vielen Topspielen, Europacup.-Viertelfinale (gegen Barcelona) inklusive, ebenso wie mit einer Reihe großer Handballer auch Wien viel Ehre eingelegt hat. So wenig wie in Abwandlung des legendären Staatsvertrags-Spruches statt der Reblaus die Devise: Jetzt no an Titel, dann san´s wach und sperr´n zua…“. Mein alter Freund Harry Dittert, dessen Herz für diesen Klub schlug, würde sich angesichts dieser dramatischen  Entwicklung im Grab umdrehen!

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