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Wie sportfremde Saudis den Sport kaufen, um sich mit Mäntelchen zu schmücken

dpa

Da die Welt heutzutage sowieso Kopf steht gemessen an Wertvorstellungen von gestern, an denen sich sogenannte Ewiggestrige als Realitätsverweigerer orientieren, regiert in immer mehr Bereichen das Prinzip: Was kostet sie, ich kaufe sie! Und da spielen vor allem jene, die Geld sprichwörtlich wie Heu haben, weil (noch Jahre lang) die Ölquellen sprudeln, die Vorreiter dieses Trends, der seit geraumer Zeit auch den Sport mit seinen Top-Events in Bausch und Bogen kauft.

Nach den nur halbherzig und medial in Misskredit geratenen Versuchsballons, die die Emirate mit allen möglichen Weltmeisterschaften, Weltpokalen und Millionenturnieren haben steigen lassen, sind nun die Saudi-arabischen Wüsten- und Königssöhne am Zug, um ihrem feudalistisch-anachronistischem Regime das Mäntelchen gesellschaftlichen Fortschritts umzuhängen. Irgendwie werden dabei Erinnerungen ans autoritäre DDR-Kummerl-Regime wach, wo auch der Sport als Steigbügelhalter diente, sich über die dort errungenen Erfolge internationale und staatliche Anerkennung zu verschaffen – koste es, was es wolle auf dem Rücken des Fußvolks, das auf engst geschnallten Gürtel lebte!

Um zum Thema und zur Sache zu kommen, so hat der mehr als nur stattliche staatliche saudische Public Investment Fonds (PIF) das Angebot unterbreitet, die Rechte für alle Masters-1000-Tennisturniere der Damen (WTA) und Herren (ATP) ums „Kleingeld“ von zwei Milliarden Dollar zu kaufen. Alles nach dem Vorbild und Muster im Golf, wo ja LIF- und Aramco-Turnierserie mit Abermillionen an Preisgeldern die Sportler: Innenwelt schon gespaltet und sich so nebenbei mit Rafael Nadal fürs Tennisprojekt ein weltweit so populäres Testimonial geholt haben wie vordem einen Ronaldo im Fußball.

Die Stoßrichtung ist, wie man leicht verfolgen kann, die gleiche, egal ob Bälle welcher Art im Spiel sind oder aber Räder, zwei und vier, sich im Jeddah-Kreise drehen. Übrigens abgesehen von Fußballvereinen (und Reitern auf teuersten Rössern) nur mit Stars aus dem Ausland, weil die Saudis dank ihrer finanziellen, aber sportlich unterentwickelten Ressourcen halt nur Weltmeister im Veranstalten sind, die nicht einmal über importierte Schwimmer, Leichtathleten, Tennis- und TT-Spieler, geschweige denn Turner etc. verfügen – und Kamelreiterei wie Falkendressur auf die arabische Insel beschränkt sind.

Wo gehobelt wird, sagt ein Sprichwort, fliegen Späne. Und mag ein Geist noch so traditions-willig sein, so werden die Knie leicht weich und das Fleisch noch leichter schwach, wenn´s um Unsummen geht, mit denen man nicht nur in Versuchung gerät, sondern in gieriger Kurzsichtigkeit immer mehr und immer öfter zur Selbstaufgabe bis zur Selbstvernichtung verführt wird. Irgendwann wär´s an der Zeit, zu hinterfragen, ob wirklich nur Geld die Welt regieren darf. Ich bin zwar alles andere denn ebendort, fürchte aber, dass ich mit meinem Einwand, sich NICHT mit Haut und Haar an Bestbieter zu verkaufen, zum Rufer in der Wüste werde, abgestempelt als Ewiggestriger.

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