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Wie vergleicht man verpasste Podestplätze im Ski-Weltcup und bei Turn-WM?

Es lassen sich, wie ich des Öfteren schon festgehalten hab, Birnen mit Äpfeln schwer vergleichen, es ei denn, man zieht den Kalorienwert heran. Oder anders ausgedrückt: Was wiegt, das hat´s! Um zur Sache zu kommen, möchte ich die Frage aufwerfen: Wie lässt sich ein undankbarer vierter Platz im Skiweltcup, bei dem man sozusagen wie immer und erst recht beim Heimspiel live dabei war, mit einem vordem noch nie erreichten, aber für ganz normale Sportkonsumenten auch nicht live zu verfolgenden fünften, medaillenlosen WM-Platz im Ringe-Turnen im fernen Japan messen? Ich bin mir sicher, dass man sich so oder so nur Kritik einhandeln kann, erst recht in Österreich…

Aus eigener Fernseh-Tätigkeit ist mir natürlich bewusst, dass Bilder mehr als tausend Worte sagen, erst recht, wenn´s solche sind, die sich bewegen, also Live-Bilder in Live-Sendungen. Wie jetzt bei Kaiserwetter vom Rettenbachferner. Sie lieferten uns einen spannenden Auftakt zur Skiweltcupsaison am Gletscher frei Haus mit dem 70. Jubiläumssieg vom Mikaela Shiffrin in einem finalen Drama gegen Lara Gut-Behrami, die damit ihren 30. Erfolg und den zweiten im Sölden-Riesenslalom nach 2016 ebenso um einen Hauch verpasste wie unsere Doppelweltmeisterin Katharina Liensberger das Podest. Und realistische Alemannin, die sie ist, versprühte sie Zufriedenheit statt Trübsal zu blasen. Das Niveau wäre auch zu hoch gewesen, um zu jammern. Das hätte sich Comeback-Kid Stephanie Brunner eher leisten können.

Gemischter waren da schon die Gefühle bei Vinzenz Höck, dem ersten WM-Gerätefinalisten, den Rotweißrot je hatte. Das größte Highlight seiner Karriere und für den heimischen Turnsport, aber wenn am Ende dann ein Zehntelpunkt fehlt, dann – ja dann ärgert sich jeder Spitzensportler, in dessen DNA der Siegeswille und Erfolgshunger stecken. Anders als beim Skirennlauf, wo die Uhr als unparteiischer Schiedsrichter über die Platzziffer entscheidet, sind es (wie beim Eiskunstlauf) eben Preisrichter, die jene Noten eintippen, die dann das Endresultat ausspucken. Aber Vinzenz Höck hat nicht etwa Unterbewertungen oder Dolchstoßlegenden verantwortlich gemacht, dass aus dem angesichts der tollen Qualifikation (3.) durchaus möglichen Griff nach der historischen Turnmedaille letztlich doch nichts geworden ist. Er klopfte sich selbst an die Brust, weil er halt beim Abgang vom Gerät gewackelt hatte.

Selbstkritik, so heißt es, ist der erste Weg zur Besserung – oder dazu, noch um Quäntchen besser und so gut zu werden, dass nach Weltcupsieg, EM- und Universiade-Silber jene Geldverteiler, die angeblich Birnen und Äpfel so gut vergleichen können, nicht nur dem einen, sondern dem Turnen im Allgemeinen mehr als nur ein Almosen geben können. Ihnen sei nämlich ins Stammbuch geschrieben, dass Turnen zu den drei wichtigsten Grundsportarten gehört, das auch die Basis für die bei uns forcierten, geliebten, auch von mir betriebenen Volkssportarten wie Skilauf und (früher) Fußball bedeutet. Ob sie sich dessen bewusst und damit auch bereit sind, steht auf einem anderen Blatt.

Und  das gilt leider auch für die Jungen aus der Sportjournalisten-(Online-)Branche. Wär´s anders, hätte ich nicht in der Online-Ausgabe der größten Tageszeitung des Landes just am Tag des historischen  WM-Finales von Höck eben dort nur ein „G´schichterl“ über ein neunjähriges, offensichtlich hochveranlagtes Turnpüppchen aus Wien mit dem Namen eines früheren, vor langer Zeit verstorbenen (National)-Torhüters gefunden, die einmal eine Große werden will. So gut oder besser als Höck? Ich fürchte, angesichts der überbordenden WM-Berichterstattung wird sie kaum wissen, dass es ihn gibt und dass er Meilensteine gesetzt hat, die ihr Maß werden sollen…

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