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Wiesberger und andere Märchenprinzen jenseits der Provinzen

Zwar muss Golf jenseits der interessierten Fan- und Insiderszene immer noch mit dem Vorurteil leben, so etwas wie Bewegungstherapie für in die Jahre gekommene Hobbysportler zu sein. Mag schon sein, dass früher einmal sogenannte „Dickerln“ nicht immer, aber oft den Ton angegeben haben. Aber spätestens seit Tiger Woods, einem Athleten von Kopf bis Fuß, der wahrscheinlich in jedem Sport (und nicht nur bei den Frauen, woraus ihm mehrmals ein Strick gedreht wurde) seinen Mann gestanden hätte, hat sich das geändert. Jetzt sind´s nur noch einige Ausnahmen, die die Regel bestätigen, dass es auch und vor allem auf Fitness ankommt, um in Schwung zu bleiben – und auch über genügend mentale Kräfte und höchste Konzentration zu verfügen.

ap

Davon hätte vor gut 20 Jahren hierzulande niemand nicht einmal zu träumen gewagt, ehe ein Profi-Spätzünder wie der diplomierte Betriebswirt Markus Brier kam, um als erster, gebürtiger Österreicher zu großen Schlägen auszuholen und mit European-Tour-Siegen auch Geschichte zu schreiben. Seine Pioniertaten, darunter ein mit keinem Geringeren als Tiger Woods geteilter 12. Platz beim British Open machten ihm sowohl zum Trendsetter als auch zum Wegweiser für Wiesberger. Da er sich mit Brier schon in Juniorenjahren gemessen und gematcht hatte, mag er sich gedacht und gesagt haben: Warum sollte ich nicht schaffen, nein: noch übertreffen, was Markus (genannt Maudi) erreicht hat.

Noch ist/war ja nicht alle Tage Abend beim Masters-Klassiker, der Größen von gestern wie Phil Mickelson, aber auch aktuellen Stars wie McIlroy oder Garcia und andere die Zähne zeigte. Noch wären alle Prognosen, was man von Wiesberger noch alles erwarten könne, bei weitem zu voreilig, denn im Golf können ein oder zwei Fehlschläge alles auf den Kopf stellen – ob so oder so. Was immer noch kommt oder auch nicht – mit der besten Runde des Cut-Tages hat Wiesberger auf dem National Golf Course in Augusta der Welt ein Loch geschlagen. Und demonstriert, dass auch kleine Länder ohne jahrzehntelange (Profi-)Tradition an der Weltspitze mitmischen – und diese an guten Tagen sogar aufmischen können.

Dazu sind derzeit abseits von Pisten, Schanzen, Loipen und Schießständen nur ganz wenige heimische Individualsportler (innen) fähig. Dass sich darunter neben Dadic, Preiner, Weisshaidinger und Auböck demnächst womöglich ein halbes Dutzend GolferInnen (Wiesberger, Schwab, Straka da, Christine Wolf, Sarah Schober und Weltklasse-Juniorin Emma Spitz dort) befindet, stellt diesem einst bei uns belächelten Weltsport ein tolles Zeugnis aus. Aber dazu wird´s nötig sein, etwas über den Tellerrand hinaus zu schauen. Und das Motto abzulegen, das da heißt: In der Provinz bin ich der Märchenprinz. Wiesberger und Co. haben  ihre Märchen in vielen Ländern in aller Welt geschrieben.

Bildnachweis: Twitter.

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