Fussball

Wir sind zwar jetzt Leipzig, haben aber auch ganz tolle österreichische Einzelsportler

Da wir als gelernte Österreicher vor allem im Sport immer und überall nach einer rotweißroten Brille suchen, was ja durchaus in Ordnung und legitim ist, können zumindest die heimischen Fußballfans behaupten: Wir sind wieder deutscher Pokalsieger! Auch wenn mit dem von Frankfurt eher in Zwietracht scheidenden Oliver Glasner ein Oberösterreicher das Trainerduell mit Salzburg-Vergangenheit gegen Marco Rose verlor, so spielten bei den 2:0 siegreichen roten Bullen aus Leipzig mit dem zu den Bayern wechselnden Konrad Laimer und dem eingewechselten Comeback-Kid Xaver Schlager zwei rotweißrote Nationalspieler eine Haupt- und eine wichtige Nebenrolle. Ganz abgesehen davon, dass bei Leipzig auch andere spielen, die vom Salzburger Dosenklub gekommen sind wie Haidara, Szoboszlai, oder Kampl. Oder dorthin wandern wie Seiwald, der auch optisch den roten Bullen verkörpert.

Natürlich tut so etwas der patriotischen (Fußball)-Seele gut, wenn unsere Legionäre von Alaba über Danso, Laimer, Sabitzer, Schlager und auch Arnie gelobt, respektiert und auch hochgehandelt werden, so sind sie allesamt auch Teil einer Mannschaft, in der sie spezielle Aufgaben übernehmen. Wie sie dabei zumindest das Plansoll erfüllen, ist aller Ehren wert, gar keine Frage. Nichtsdestotrotz, so ist das beim Teamwork, hat jeder Mitspieler, auf die Verlass ist, selbst dann, wenn einem Fehler unterlaufen nach dem Motto: Einer für alle, alle für einen. Das ist der große Unterschied zu den Einzelsportlern, die kein Backup haben, sondern so gut wie fehlerlos sein müssen, um vorn mitmischen zu können.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf den trotz EM- wie Universiade-Silber und einigen Weltcupsiegen nach wie vor medial unterschätzten, abseits der Turnszene der Öffentlichkeit kaum bekannten „Herrn der Ringe“ namens Vinzenz Höck verweisen. Nach seinem Aufstieg in die Weltklasse der Ringe-Turner musste er auch verletzungsbedingt ein kleineres Tief durchtauchen, machte aber jetzt bei der Kairo-Premiere mit seinem sechsten Weltcup-Sieg das halbe Dutzend voll. Wer so etwas noch vor ein paar Jahren zu prophezeien gewagt hätte, wäre verlacht worden.

So verlacht wie vor 25 Jahren jeder Fan des damals hierzulande als Profisport noch in den Kinderschuhen steckenden, schönen Golf-Spieles. Aber als dann ein gewisser Markus “Maudi“ Brier nach Abschluss des BWL-Studiums kam, spielte und zunächst auf der Challenge-Tour, dann als erster gebürtiger Österreicher auf der großen European-Tour gleich dreimal siegte, stand er Pate für den rotweißroten Aufstieg zu einer in der Relation starken Golf-Nation. Ohne Brier, so wage ich zu sagen, hätte es wohl keinen Bernd Wiesberger, keinen Matthias Schwab und auch keinen Sepp Straka gegeben, der gerade sechs Jahre alt war, als Top-Amateur Maudi den Sprung zu den Profis wagte.

24 Jahre später gehört eben dieser stramme Sepp, der zwar jetzt in den USA lebt, aber den Wiener Zungenschlag behalten hat, vor allem seit seinem historischen Vorjahrstriumph in der Honda-Classic zu den Topspielern auf der US-Tour, der auch zu den Kandidaten fürs Ryder-Cup-Team. Das beweist er auch beim 20-Millionen-Dollar-Memorial in Dublin, Ohio, dem Jack-Nicklaus-Turnier, bei dem er als zwischenzeitlicher Dritter trotz drei verlorenen Schlägen im Finish immer noch Vierzehnter und auf Schlagdistanz zur Sptze ist, während andere Größen weit hinter ihm rangieren.

Nicht nur beim (Golf)-Spiel gegen das Loch, sondern auch und vor allem im Clinch mit sich selbst zeigt sich, welcher Einzelsportler im Ernstfall allein am stärksten ist. Daran sei erinnert, ohne Mannschaftssportler: Innen einen Zacken aus der Krone zu brechen. Weder den rotweißroten Pokalsieger-Bullen noch den 3×3-Basketballer: Innen, die immerhin das WM-Viertelfinale erreicht und Olympia 2024 in Paris zu Recht im Visier haben. Aber vorerst muss die Qualifikation her – und die ist manchmal so schwer wie der Halbzeit-Cut im Golf. Oder die perfekte Haltung und der präzise Abgang beim Turnen, um einige von vielen Beispielen zu nennen, die großes Können unter greo0em Druck verlangen. 

PS:  Dem grünen und darum auch einseitig gepolten Sportminister sei´s gedankt, dass wir im Staatssender möglichst wenig Beiträge von tollen Ö-Einzelsportlern sehen,P  auch die 3×3-WM nur in ORF-Sport-plus gezeigt wurde, natürlich nicht die roten Leipzig-Bullen  mit Österreich-Bezug, dafür aber zur Primetime in ORF 1 das Champions-League-Finale der Fußballfrauen mit für uns zum Großteil so gut wie unbekannten Größen.  Ja, wir werden richtiggehend “verwöhnt”.

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