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Wo berechtigte Kritik unter die Räder von „Political Correctness“ kommt

Sport und Politik, das ist eine eigene Geschichte. Das eine habe, Gott bewahre, begleitet vom treuherzigen Augenaufschlag, doch mit dem anderen nichts zu tun. Ein Refrain, der seit Jahrzehnten immer wieder gespielt wird, aber mit der Realität nichts am Hut hat. Früher nicht und in der politisierten Gegenwart schon gar nicht. War´s früher noch ein wahrlich handfester Skandal gewesen, der über Olympia 68 in Mexiko City hinausreichte, als sich die farbigen Amerikaner Tommy Smith und John Carlos am Siegespodest mit gereckter Faust für Black Power stark machten, so gehören inzwischen solche Polit-Demos fast schon zum sportlichen Alltag.

Bei allem Verständnis für die Black-Lives-Matter-Bewegung, geboren aus kriminellen Übergriffen mittlerweile verurteilter US-Polizisten – es kann und darf andererseits nicht sein, dass SportlerInnen nur deshalb nicht mehr kritisiert oder höchstens mit Glace-Handschuhen angefasst werden, weil sie dunkler Hautfarbe sind. Es mutet irgendwie grotesk bis paradox an, wenn eine vierfache Grand-Slam-Turniersiegerin wie die in den USA lebende, für Japan spielende Naomi Osaka, Tochter eines Haitianers und einer Japanerin, auf einmal keine Pressekonferenzen mehr aushalten könne, weil sie von Depressionen gepackt werde – drei Jahre nach einem Eklat um Serena Williams bei ihrem ersten US-Open-Sieg, der angeblich auslösendes Moment für die aktuelle Labilität gewesen wäre. Wer sich aber erinnert, wie sehr sich Jung-Twen Osaka in die Black-Lives-Matter-Debatten lautstark, wortgewaltig und emotional eingeschaltet hat, der ist verwundert, dass Naomi andererseits so dünnhäutig ist, obschon es in PK´s ja eher nur um sportliche Fragen geht.

Und wenn von Serena Williams die Rede ist, so beschleicht einen angesichts der (Unter-)Töne von TV- und anderen Kommentatoren das Gefühl, sie wollten sich in fast euphorischem Überschwang an der modischen Extravaganz der knapp 40-jährigen, vollschlanken Jung-Mama ergötzen und ob deren weiterhin vergeblicher Jagd nach dem Grand-Slam-Rekord (24) von Margaret Court-Smith im Trübsal-Blasen überbieten. Natürlich ist´s sozusagen Serenas Kaffee, wie fit und in welchem Outfit sie bei Turnieren auf- und antritt, aber es muss ja noch erlaubt sein (dürfen), sich vielleicht über mehr als gewagte Kostüme ebenso zu mokieren wie auch Form- und andere Kurven zur Diskussion zu stellen. Wer sich an Papa Richard erinnert, aber auch viele Wortspenden oder auch verbale Giftpfeile der Sisters selbst, der wusste und weiß natürlich auch, dass sie beim schlagkräftigen Austeilen nie zimperlich gewesen sind, aber (abgesehen vom legitimen monetären Inkasso) beim Einstecken eher zart besaitet waren und reflexartig Kritik gerne als versteckten Rassismus hingestellt haben.

Noch sind mir solche Vorwürfe oder Untertöne nicht bekannt, was unseren Vorzeige-Legionär David Alaba betrifft, den Bayern-Serienmeister a. D. und Real-Madrid-Star in spe. Was aber seine Leistungen betrifft, die er im Nationalteam abliefert, scheint durchaus berechtigte Kritik unter die (Lauf-)Räder der Political Correctness zu kommen. Die Differenz zwischen dem, was er beim FC Bayern geleistet hat, und den Neben- statt Hauptrollen, die er auch als Kapitän der Nationalelf spielt, ist seinem Multi-Millionenwert alles andere denn angemessen. Und es ist daher auch alles andere denn sportlich korrekt, wenn sein Handeln auf und abseits des Platzes nur seiner Herkunft und Hautfarbe wegen im vorauseilenden Polit-Gehorsam als sakrosankt gilt. Ein sehr heikles Thema, ganz gewiss. Aber im Sport sollte dessen ungeachtet stets das eherne Prinzip regieren: Was wiegt, das hat´s. Wenn´s ist, wie es ist, darf man sich mit ehrlicher Kritik nämlich nie die Zunge verbrennen. Auch wenn´s vielen nicht passt…

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