Nicht nur der GIS-Gebühren wegen, die abgeschafft werden (sollen), muss der staatliche ORF sparen. Das ist ja durchaus verständlich. Schon weniger akzeptabel allerdings wäre es, wenn am heutigen Montag als einer der politischen Weisheiten letzter Schluss oder erstem Schuss der Sportkanal ORF Sport eingespart oder ausgehungert werden soll. Nein, das ist kein Faschingsscherz in Zeiten, in denen Allerwelt-Vorturner der Nation wie Philipp Jelinek mit Romys und anderen Preisen dekoriert und beim Opernball als ORF-Testimonials in die PR-Auslage gestellt werden. Es handelt sich in der Tat um einen Vorschlag, den man getrost auch als Anschlag auf den heimischen Sport bezeichnen kann, vor allem auf die hierzulande als Randsportarten abgestempelten olympischen Kerndisziplinen, denen ohne TV-Coverage – selbst zu nicht gerade Publikums wirksamen Tages- oder Nachtzeiten – auch die Basis für Sponsorenverträge entzogen wird.
Wenn also die schwarz-grüne Regierungskoalition diese kolportierte Streichung tatsächlich im Schilde führt, wenn also der Sport im Zuge des Rotstifts – wie schon in der Regierungserklärung – als fünftes Rad am Wagen unter die anderen vier Räder kommen soll, dann … Ja, wenn man diesen Gedanken weiter spinnt, dann sollte man, nein: müsste man eigentlich den lautesten aller Aufschreie vom Vizekanzler in einer seiner anderen Rollen als Sportminister erwarten, wenn nicht gar die Faust, die auf den Tisch haut: Nein, nein, mein Damen und Herren aus meiner und weiteren Umgebung, das wird, kann und darf nicht sein. Und wenn, dann nur über meine politische Leiche!
Bis Sonntagabends, also die Nacht vor der angekündigten Entscheidung, hab ich von Werner Kogler zu diesem brisanten Thema weder etwas gehört noch was gelesen, da gab´s nur vornehmes Schweigen im Walde – halt zurückhaltend, um nicht zu sagen pazifistisch bis defaitistisch, um sich weder Mund noch Finger zu verbrennen. Ob der Vizekanzler sich selbst als Sportminister verleugnet, vor dem ja kürzlich einige Sportverbände für welches Almosen auch immer einen erbärmlichen Kotau gemacht haben, oder er von sanften Beratern zu Verschwiegenheit ermuntert wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Es ändert aber nichts daran, dass dieser Mann mit vielfältigen, sich überschneidenden oder gar konterkarierenden Funktionen fehl am Platz ist.
Nicht nur Fans, die über Fußball, Ski und Formel 1 (ohne heimische Piloten!) hinaus am Sport interessiert sind, aber nicht interessant genug für PolitikerInnen, hätten sich einen Sportminister erwarten müssen/dürfen/können, der sein Territorium mit Zähnen und Klauen verteidigt statt einen Polit-Schwachmatiker, der dafür als Kulturminister mit – so höre ich – einer ordentlichen Subvention für die Produktion der Film-Biografie von Me-too-Protagonistin Nicola Werdenigg, vormals Spieß, im wahrsten Sinn des Wortes grünes Licht gegeben hat. Wirklich bemerken- bis bewundernswert, dass sich einige heimische Sportverbände in unverbrüchlicher Solidarität noch hinter diesen Sportminister stellen, der mit dem heimischen Spitzensport und dessen Vorbild- und Animierfunktionen wenig bis nichts am Hut hat. Wer aber solch einen Mann als Freund hat, muss sich ja frei nach einem geflügelten Wort, um Feinde nicht mehr sorgen …