Seit es Online-Portale gibt, die am liebsten alles vermelden, was nicht niet- und nagelfest ist, feiert Sex Sells auch im Sportbereich fröhlich Urständ´. Und da bekanntlich dazu immer zwei gehören, in diesem Fall auch jene, die ihn verkauft, ebenso wie alle, die es kaufen, spielt die in dieser Branche geübte Lindsey Vonn auch vier Jahre nach ihrem Rücktritt von den Skipisten wieder eine Hauptrolle. Schon zu ihren besten Rennlaufzeiten hat die zumindest am Siegen erfolgreichste Weltcupläuferin, einfache Olympiasiegerin, mehrfache Weltmeisterin, viermalige Gewinnerin der großen, 16fache Siegerin kleiner Kugeln ja gewusst, wie man sich so gut vermarktet, dass man allmählich zu einem Synonym für Erfolg, aber auch zu so etwas wie einer Femmes Fatale, also auch zu einem Sexsymbol wird, das sich reihenweise populäre Figuren des Welt- oder US-Sports angelt.
Auch wenn Lindsey, Mädchenname Kildow, den einstigen Göttergatten Thomas Vonn schon längst abserviert hat, so bedient sie sich immer noch über alle Liebeleien von Tiger Woods bis zu Football-, Baseball- oder anderen Granden hinweg dieses einprägsamen, kurzen Namens, der auch Sinn macht für Schlagzeilen. Vonn hier, Vonn da, zuletzt der Promotion eines neuen Vonn-Labels wegen im knallgelben, ziemlich transparenten, mehr Fantasie als Einblick gewährenden Designer-Outfit am Cover des Miami-Luxury-Magazins. Titel der Titelgeschichte, die im sonnigen, sandigen Florida nicht nur der betuchten Damenwelt, sondern auch reichen, spendablen Weltmännern ins Auge springen soll: Slopes to Sunshine!
Na endlich kommt das einst Ski-verrückte Mädel aus Minnesota auf dem Umweg über Colorado, California und zahlreiche, medienwirksame Auftritte und TV-Ehrungen in den Sunshine-State, um auch dort ihre neue Brillen-Kollektion unters Volk zu bringen. Und wäre nicht Lindsey, würde sie nicht als geborenes PR-Genie den aktuellen Werbe- und Verkaufsstress aller möglichen Vonn-Produkte in möglichst knappem Kleid und damit möglichst viel Haut als ebenso chaotische Herausforderung bezeichnen wie einst den Rennlauf und den Wettlauf um Rekonvaleszenz nach mehr oder weniger schweren Verletzungen.
Diese Lindsey Vonn mit anderen Stars zu vergleichen, geschweige denn mit sportlich vielleicht noch besseren Vorgängerinnen wie etwa Annemarie Moser-Pröll (kein Super G, keine Super-Kombis, auch zwei Jahre Pause), das ist so, als würde man Birnen und Äpfel in einen Topf werfen, weil allein schon die Zeiten und auch die Parameter ganz anders waren. Von Kopf bis Fuß, von beibehaltenem Ehe-Namen bis zu halbnackten Tatsachen, von Pisten-Speed bis Serien-Comebacks, ist und bleibt Lindsey Vonn ein obendrein mehrsprachiges Unikat, das für sich selbst, aber auch für den (Damen)Skisport als Werbefigur von unschätzbarem Wert gedient hat und immer noch höchst lukrativ dient.
Anders als bei der dreifachen Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber, die als Mama in spe im Babyglück schwanger geht, zeichnet sich angesichts der Werbe- und Verkaufs-Konjunktur bei der bald 38jährigen Lindsey noch kein Nachfolgestress ab. Und mir zumindest ist nicht bekannt, mit welchem Sport-Beau, wenn überhaupt, sie ins Limelight tritt. Das jedenfalls zieht Frau Vonn so an wie Motten das Licht. Auch darin war und bleibt sie ein Golden Girl. Und ein Lust- und Lieblingsobjekt für alle Online-Portale und Tabloids, die auch in Me-Too-Zeiten darauf bauen, dass Sex immer noch Sells.