Es sind traurige Zeiten in diesem Advent, in dem wir uns von Größen der Bühne wie der Sportbühne verabschieden mussten, ob Christiane Hörbiger, ob Karl Merkatz, ob Tennis-Guru Bollettieri oder GP-Beau Patrick Tambay. Wie es um Fußballkönig Pele wirklich steht, das weiß ich nicht, aber unsereins muss hoffen, dass auf ihn wie vor kurzem auf Altkanzler Vranitzky das geflügelte Wort zutrifft, wonach Totgesagte länger leben. Und ohne jetzt blasphemisch oder pietätlos zu sein, möchte ich diesen Faden weiterziehen zum Sport im Allgemeinen und zum Skisport im Besonderen.
Ja, was und wo wären zum Beispiel unsere Speed-Damen, hätten sie nicht eine Conny, eine Niki und oder eine Nina, die allesamt schwere Verletzungen, zahlreiche Operationen, abgebrochene und letztlich doch höchst erfolgreiche Comebacks hinter sich haben. Schlag also nach bei Cornelia Hütter aus Kulmberg bei Graz, die ihre Rückkehr zur Spitze sozusagen auf Raten vollzog, das erste Comeback abbrach, um im zweiten Anlauf mit einer Kunstpause (2. Abfahrt Lake Louise) dann zweimal aufs Podest zu rasen und den ersten Sieg seit fünf Jahren nur um einen Wimpernschlag verpasste. Schlag nach bei Nicole Schmidhofer, deren Horrorsturz in Val d´ Isere um ihr Leben hatte bangen lassen, die im vorigen Winter von vorn anfangen wollte, aber erkannte, dass die Heilungszeit noch nicht reif war.
Und schlag vor allem bei Nina Ortlieb nach, Tochter des Abfahrtsolympiasiegers 1992, die in ihren jungen Jahren überspitzt formuliert mehr Zeit in OP-Sälen, Spitälern und Reha-Zentren verbrachte als auf Weltcuppisten. Auch wenn sie mehr als ein Dutzend an Bänderrissen im Knie, an diversen Brüchen und Wunden hinter sich hat, so hat sie sich davon nicht abschrecken lassen, ganz im Gegenteil wurde ihr Ehrgeiz erst recht geweckt, dem Schicksal davonzufahren. Und wie auch noch als Trainingsschnellste, einmal Sechste, einmal Zweite nach zweijähriger Rennpause!
Ja, wenn das keine fast schon märchenhaften Geschichten sind, was dann? Gar keine Frage, dass sie Musterbeispiele von Spitzen-SportlerInnen sind, die sich einfach nicht unterkriegen lassen, kann kommen, was wolle. Aber diese tollen Resultate haben so wie Medaillen halt auch zwei Seiten, die Sorgenfalten auf den Stirnen der Verantwortlichen im heimischen (Vorzeige)-Skiverband produzieren sollten. Es erhebt sich nämlich unabhängig von der Tatsache, dass vor allem in den Speedrennen die LäuferInnen immer älter werden (müssen), die Frage: Wo, bitte schön, sind denn die jungen Damen, die die Lücken schon in den Rennpausen der Langzeitverletzten hätten füllen können, aber es auch jetzt, obschon ein, zwei Jahre älter, noch immer nicht getan oder zumindest angedeutet haben, dass sie es demnächst schaffen?
Wo blieb, bitte vielmals, eine einstige Überdrüber-Junioren- und Europacupsiegerin wie Nadine Fest aus der Mayer-Heimat Afritz, von der man dachte, sie wäre die legitime Fenninger-Veith-Nachfolgerin? Weit weg von Top 10, geschweige denn Podestplätzen oder Siegen wie ehedem in jungen Jahren? Ja, was ist es, was viele junge ÖsterreicherInnen daran hindert, hochgelobtes Potenzial nicht auszuschöpfen, sondern eher verkümmern zu lassen.
Eine Art sportlicher Wohlstandsverwahrlosung, weil´s ihnen in jungen Jahren zu gut geht, zu viel an Belastung, Verantwortung und auch an Motivation abgenommen wird. Oder simpel ausgedrückt, weil es ihnen in Relation zu den Leistungen einfach zu gut geht? Wie jeder hierzulande nicht nur am Skisport interessierte Österreicher weiß, hat einst ein gewisser, frühzeitig ausgemusterter, aber vom Ehrgeiz getriebener Maurer namens Hermann Maier auf dem strapaziösen Umweg über Austria-Cup, ÖM und Weltcup-Vorläufer den Boden für den späteren Himmelsturm bereitet.
Und die Kostelic-Familie hat im Biwak genächtigt, um Hotelspesen zu sparen. Janica ist bis heute die erfolgreichste Olympiaskiläuferin aller Zeiten. Zwei extreme, aber doch Musterbeispiele, dass nicht die . Brieftasche in der Brust entscheidet, sondern das Herz am rechten Fleck sein muss. Und Erfolgshunger vor jeder anderen Gier stehen muss, um Erfolg zu haben. Alles zu seiner Zeit…
Wenn allerorten lauthals aufgerufen wird, auf die Energie-, Kosten- und Verschwender-Bremse zu steigen, dann muss das auch für den Sport gelten, von dem es heißt, dass er die schönste Nebensache der Welt ist…