Ich wollt´s heute schon früher schreiben, aber dann kam eine Reise mit Verspätungen und anderen Hindernissen dazwischen. Aber jetzt bin ich, etwas verspätet, aber doch noch in der Lage, den runden Geburtstag des letzten Heimsiegers in Kitzbühel, dem zu Ehren auch eine TV-Doku gedreht wurde, gebührend zu würdigen. Hans, der immer-noch-Hansi-Hinterseer wurde heute 70. Jawohl, obschon man es selbst beim mehrmaligen Hinschauen weder feststellen noch glauben würde. Er schaut eigentlich seit einigen Jahrzehnten aus wie immer, ein paar Fältchen mehr auf oder ab im Gesicht, das immer noch umrahmt ist vom halblangen blonden Haar wie eh und je.
Ein Evergreen, der das Glück wie das Pech hatte, als Grünschnabel vor mehr als 50 Jahren und danach in vielfacher Hinsicht ins Rampenlicht gewedelt und im Mittelpunkt erst romantischer, dann trauriger Geschichten gestanden zu sein. Längst bewältigte Vergangenheit eines sportlich Frühreifen Vizeweltmeisters und RTL-Weltcupsiegers, der erst hochgejubelt, dann niedergemacht und schließlich als Spätzünder zum echten Familienmenschen und in einer Zufallskarriere der Schlagerbranche zu einem noch größeren, noch viel populäreren Star wurde mit dem Image und der Aura des idealen, ewig jungen Feschak-Schwiegersohns.
Auch wenn ich mich an die wunderschöne Slalom-Trainingsgeschichte „Wenn der Vater mit dem Sohne“ erinnere, die mein Mentor Gerhard Zimmer zu Beginn der 70er-Jahre in der „Presse“ schrieb, so liegt mir fern, altbekannte, immer wieder kolportierte Hinterseer-Familiengeschichten und Kitzbüheler-Stadttratsch aufzuwärmen oder weiterzuspinnen. Als junger Trotzkopf hatte er sich schon den Schädel eingerannt, aber was ein echter Tiroler Bub von der Seidlalm ist, der dort aufwuchs, der stand auf, um jenseits des Teiches als Profi in Amerika sogar Profiweltmeister zu werden.
Und als erster Fachkommentator im Fernsehen hat er zwar wie in seinem Leben nicht nur Fans und Freunde gehabt, war aber mehr als nur ein Trendsetter und Wegbereiter, weil seine Zeit-Prognosen mit Augenmaß vor den Zwischenzeitmessungen fast zu hundert Prozent gestimmt haben. Auch in dieser Hinsicht ein Meister seines Faches – und darin, in einfachen Worten und ohne viel Umschweife zu erklären, warum was Sache ist.
Dass er irgendwann Platz machen musste, wird ihm nicht mehr so gestört haben, als er dann als Schlagerbarde die Hitparaden stürmte – und so nebenbei auch als Hinterseer den Tiroler, wenn nicht den Hinterseer im Fernsehen oder Film spielte. Auch ohne die zottigen, hellen Moonboots, mit denen er so assoziiert wurde und wird wie mit den langen Haaren, den blitzenden Augen, dem bärigen Wort, der Ehefrau Romana, den feschen Töchtern und nicht zuletzt seiner Stimme, mit der er – so sagt die Fama – mehr Geld verdienen konnte als mit den Brettln, mit denen er als Sohn eines Olympiasiegers fast auf die Welt gekommen war.
Und jetzt zu seinem 70er wurde auch, welch Koinzidenz, der 50. Jahrestag begangen, an dem ein Kitzbüheler in einem Hahnenkammrennen triumphiert hat. Eben Hansi Hinterseer, der so jung wirkt, dass man kaum glauben kann, dass er inzwischen sogar stolzer Großpapa wurde. Ja, es darf nie zu spät sein, darüber zu schreiben. Und zu sagen. Hansi mag man eben. In diesem Sinne: All the best zum Fest!