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Zum Abtritt von Schanzen-Ikone Daniela, die es ohne Pionier-Eva kaum gegeben hätte

Ehe es wieder ernst wird für die Bullen aus Salzburg gegen Real Sociedad aus San Sebastian im Baskenland, eine harte Nuss zum Knacken, möchte ich mich einem ganz anderen Thema zuwenden. Einem, das mit Wintersport zu tun hat, auch wenn der etwa im Skispringen durch Keramikspur und Mattenschanzen auch im (Spät)-Sommer noch Saison hat. Es geht dabei aber nicht um den Sommer-Grand-Prix, der zuletzt vorletzte Station in Hinzenbach bei Linz gemacht hat mit einem Fast-Sieg des Bulgaren Zografski und dem historischen Top-10-Platz für den Türken Ipcioglu endetedamals, der immer mehr ins Fliegen zu kommen scheint. Ein Pionier für ein exotisches Skiland, in dem es aber in Erzurum unterm Bergriesen Ararat schon große FIS-Wettkämpfe gab. Türkische Schanzen-Antwort auf den Griechen-Slalomartisten A. J. Ginnis, sensationell Vizeweltmeister.

Und weil von Trendsettern die Rede ist, so hat´s ja zuletzt große Stories rund um den Rücktritt der 39jährigen Daniela Iraschko-Stolz gegeben, die nach einigen Knie-OP´s einen Schlussstrich gezogen und medial als Wegbereiterin des Frauenskispringens abgefeiert worden war. Und das ist mit Verlaub, ohne der Exweltmeisterin, Olympiazweiten und 16maligen Weltcupsiegerin etwa Zacken aus der Krone brechen zu wollen, schlicht und ergreifend falsch oder zumindest nicht ganz richtig.

Das ist so, als hätte es Profi-Spitzentennis erst seit Muster und Skoff gegeben und nicht schon mit Hans Kary, der Topstars wie Nastase, Smith, Kodes und Co schlug, oder einen Peter Feigl, der drei GP-Turniersiege feierte. Oder nie einen Christian Pravda gegeben, der fürs weiße Wunderteam aus Kitz die Spur gelegt hatte. Oder nie einen Sepp “Bubi“ Bradl, dem der erste Hunderter auf Schanzen gelungen war lange, ehe unsere Adler goldene Flügel bekamen.

Wer weiß, ob Daniela aus Eisenerz je so große Sprünge wie Flüge hätten gelingen können, wäre da nicht eine verwegene Tierarzttochter aus dem Alpinmekka Kitzbühel gewesen, die als Jung-Teenager den Burschen im Streif-Zielraum um die Ohren gesprungen war.

In der Tat, ohne der inzwischen 45jährigen Sporttherapeutin und Sportwissenschaftlerin Eva Ganster und vor allem ihrem Vater Edgar wäre Frauenskispringen ein Wurmfortsatz geblieben und keine olympische und WM-Sportart, neuerdings auch mit Mixed-Teams, geworden. Davon hatte die Eva, die zunächst nur Vorspringerin für die Adams sein durfte, wenn überhaupt, nur träumen können.

Vater Edgar, der auch mir wie anderen Kollegen quasi die Türen eingerannt und sich den Mund fusselig geredet hatte, war anfangs bei der FIS auf ziemlich taube Ohren gestoßen, ehe es inoffizielle Juniorenbewerbe gab – mit Silber für Eva, die als Mädel schon Schülermeister geworden war. Und die lange vor Danielas 200er am Kulm mit einem 167m-Flug für Aufsehen und einen Weltrekord gesorgt hatte – einer Rekordweite wie einst Reinhold Bachler in Vikersund, Norwegen. Das war in den 90er-Jahren das Signal gewesen, dass Frauen auf Schanzen keine Küken mehr, sondern flügge waren…

Wie gesagt, man muss nur in der Geschichte blättern, damit man weiß, dass es ohne dieser Eva aus Kitzbühel auch kaum eine Daniela aus Eisenerz gegeben hätte, die aber dann Pioniermedaillen für Rotweißrot gewann. Frau Ganster, inzwischen vom Hahnenkamm beruflich nach Lech am Arlberg übersiedelt, hat er dabei sicher die Daumen gedrückt. Und sich dabei auch als klammheimliche (Mit)-Siegerin gefühlt. Ich hoffe, dass Daniela für diese „Korrektur“ durchaus Verständnis hat…     

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