Fussball

Zweimal 7:0 in 62 Jahren, Stern- und Geisterstunden

So groß die Ladehemmung in den beiden ersten Bundesliga-Spielen auch gewesen war – gegen Dunajska Streda schoss der LASK im leeren Linzer Stadion aus allen Rohren, traf ein ums andere Mal ins Schwarze und hätte, wäre er nicht zu torgierig geworden, sogar zweistellig gewinnen können. 7:0 gegen einen zuvor neun Spiele lang ungeschlagenen Gegner aus dem slowakischen Nachbarland, ein solches Schützenfest gab´s in der LASK-Europacup-Geschichte noch nie.

Mehr noch, man muss Europacup-Jahrzehnte im Fußballlande Österreich zurückblättern, um auf das legendäre 7:0 des entfesselten Wiener Sport-Club im frühen Herbst 1958 gegen Juventus Turin zu stoßen. Eine der größten Sternstunden des österreichischen Klub-Fußballs gegen eines der größten Starensembles der Welt u. a. mit dem Argentinier Omar Sivori, damals teuerster aller Spieler, mit John Carles aus Wales, dem damals teuersten (Mittel-) Stürmer Europas, mit Giampiero Boniperti, Kapitän Italiens, Teil des Fifa-Weltteams (4:4 gegen England in London) und weiteren hochbezahlten Granden.

Sie alle aber waren im Prater nur Wursteln, Pardon: Statisten beim Spiel- und Torrausch der Dornbacher Ballzauberer, angeführt vom genialen Regisseur Erich Hof, dem Vierfachschützen Pepi Hamerl, von Adi Knoll, Walter „Max“ Horak, Karl Skerlan und Konsorten, von denen nur noch ein Duo (Heinrich Büllwatsch, Erich Hasenkopf) mittlerweile unter den Lebenden  weilt. Welch Ironie des Zufalls, dass bis auf lumpige sechs Tage genau 62 Jahre zwischen dem 7:0 der Linzer gegen inferiore Slowaken und dem 7:0 der Wiener gegen eine Abermilliarden Lire schwere Truppe des Fiat-Magnaten Agnelli liegen. Der Sport-Club bestätigte damals seine Klasse auch mit dem Aufstieg gegen das Dukla-Soldaten-Team aus Prag und mit einem grandiosen Sieg samt Pele-Demütigung in einem Duell mit Brasiliens Meistermannschaft Santos. Das war einmal, das kommt nie wieder.

Was das Tor-Festival des LASK wirklich wert ist, wird sich kommende Woche beim Play-off-Duell mit Sporting Lissabon zeigen, an sich einem Gegner, der österreichischen Klubs schon immer gelegen ist. Schlag nach bei Rapid, bei (Casino) Salzburg und – jawohl, auch beim LASK, der mit einem 3:0 gegen die ebenfalls qualifizierten Portugiesen im Vorjahr in die nächste Runde aufgestiegen ist, damals in Linz mit dem euphorischen Publikum im Rücken. Diesmal allerdings wird nicht auf der Gugl gespielt, sondern im Jose-Alvalade-Stadion in Lissabon, also auswärts, wo es vor einem Jahr ein 1:2 gegeben hat.

Zurück bleibt allerdings die Frage, ob man in Corona-Zeiten wie diesen in kaum besetzten oder gar leeren Stadien überhaupt noch von Auswärtsspielen und/oder Heimvorteil reden kann. Und ob nicht etwa gar dann, wenn Covid-19-Infektionszahlen auch in Portugal plötzlich wieder in die Höhe schnellen, womöglich über Nacht ein neuer Lockdown den Fußball hinter Schloss und Riegel befördert. Und es statt einer erhofften, weiteren Österreich-Sternstunde nur eine Geisterstunde gibt. Auch ohne Geisterspiel…

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