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Zwiespältiges Feller-Ziel: Lieber Gams und Ganslern als Gold in Fernost

Ich weiß, ich weiß, Manuel Feller gehört zu den großen Skilieblingen der Social-Media-Generation, die er auf und abseits der Pisten wie kaum ein anderer verkörpert. Als Revoluzzer, der wider den Stachel lökt, der gefärbten Schnauzbart trägt, sich selbstverständlich Tatoos stechen lässt und die Haare zum Zopf flicht. Fast ein Renegat, der nur nolens volens mit den Wölfen heult, weil er sonst als mehr oder weniger noch ungekrönter Skistar (zwei Weltcupsiege) ja keine Rennen fahren könnte als in FIS-Veranstaltungen. Manuel Feller hat sich nun geoutet – nein, nicht so, wie manch eine Person das vermuten würde, sondern sportlich, genauer gesagt: über seine sportlichen Zielsetzungen. Auch wenn ein Olympiawinter ansteht, auch wenn es nördlich von Peking um Gold, Silber und Bronze geht – Manuel Feller aus Fieberbrunn können die Winterspiele mehr oder weniger gestohlen bleiben.

Und so sagt er frisch von der Leber weg frei heraus, dass ihm ein Triumph im (echten) Kitzbühel-Slalomklassiker viel mehr bedeuten würde als ein Olympiasieg irgendwo hinter der chinesischen Mauer! Na ja, wenn er meint, dass dem so ist, dann soll man in diesem Glauben lassen. Aber vielleicht glaubt er auch, dass er bei einem Erfolg am Ganslernhang in Kitzbühel in einem viel größeren Jubel badet als im Zeichen der fünf Ringe im skifernen Osten. Vielleicht ist´s auch nur Ausdruck eines Widerspenstigen, dem olympische Obrigkeit samt Pathos ein Dorn im Auge sind. Aber wer weiß, ob er es auch wirklich so ehrlich und ernst meint, wie er es sagt, um sich selbst den Druck zu nehmen, es ginge in China um alles oder nichts, was aber bei einem oft von Rückenproblemen gequälten 30jährigen angesichts nachdrängender jüngerer Generationen im kommenden Februar zweifellos der Fall ist.

Aber vielleicht sollte sich Manuel Feller, der ja gern das Herz auf der Zunge trägt und auch darob ein Liebling der jungen Stürmer und Dränger wurde, sich bei Leuten wie Franz Klammer oder aber auch bei Alberto Tomba „La Bomba“ erkundigen, ob nicht ihre Olympiasiege die Basis dafür waren, dass beide zu Mythen geworden sind. Meistens war und ist es ja so, dass große Stars, die fast alles außer olympischem Gold (auch mehrmals) gewonnen haben, sich nach einem Olympiasieg gesehnt haben oder sehnen. Frag nach bei Karl Schranz, der mit Olympia inzwischen längst seinen Frieden geschlossen hat, aber als zweimaliger Olympia-Märtyrer in die Skigeschichte noch mehr eingegangen ist als mit vier Siegen auf der Streif-Abfahrt. Das sei Feller, dem überm Berg von Kitzbühel in Fieberbrunn beheimateten Tiroler, ins Stammbuch geschrieben.  

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