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Vom Schwanengesang für die Geisterrennen im abgeschiedenen Lake Louise

Verständlich, dass nicht nur der skandalisierten Fußball-WM in Katar wegen, sondern auch und vor allem angesichts der ernüchternden Flops zum Saisonauftakt das Ski-Interesse noch nicht richtig aufgetaut ist. Ob sich das mit den ersten Speed-Rennen der Männer am Wochenende in Lake Louise ändert, sei dahingestellt bei der Kollision mit Ball, Binde und damit verbundener politischer Begleitmusik, die nicht leiser, sondern von Tag zu Tag wie auf Bestellung noch lauter wird. Und da auch die eher im Eishockey, aber auch auf Skipisten immer wieder bewunderten Kanadier erstmals seit 36 Jahren (Mexiko 1986) auch wieder bei einer Fußball-WM ihren Mann stehen dürfen und können, ist natürlich auch der Lake-Louise-Weltcup eher sekundär.

Wenn die kanadischen Außenseiter-Kicker ihr WM-Comeback gerade hinter sich haben, erlebt Lake Louise tief in den kanadischen Rocky Mountains zur Saisonpremiere sein Weltcupfinale. Zum letzten Mal seit 1985 wird heuer dort neben dem zugefrorenen See, dort schon gesichteten Grizzly-Bären fast vor der Haustür und mit einem einzigen Hotel (Chateau) als Luxusherberge für Läufer, Trainer, Serviceleute, Medientross zuerst bei den Herren, dann bei den Damen gefahren, ehe der Vorhang fällt, zumindest soll´s beschlossene Sache sein.

Ob unser aller Kaiser Franz (Klammer) dem Berg am See nachweint, ist eher zweifelhaft, hat er sich doch dort einst bei einem Kapitalsturz das Knie zerfetzt. Eher trifft das schon auf Frau Vonn und zu zu, die mit 18 Siegen den Schauplatz ihrer spektakulären Serie in Lake Lindsey umgetauft hat. Auch Rotweißrot hat mit SiegerInnen von Helmut Höflehner in den 89er-Kahren bis Matthias Mayer im Vorjahr, von Sabine Ginther in den 80ern bis zum Comeback-Kid Nicole Schmidhofer (2019) ganz schön abgeräumt auf dieser eher leichten Abfahrtspiste, seit Jahrzehnten wichtig und richtig, um Schwung zu holen für den Speed-Winter.

Jetzt, da der Schwanengesang erfolgt, herrscht mancherorts Heulen und Zähneknirschen ob dieser herrlich stresslosen Abgeschiedenheit bis Einsamkeit fern der Großstadt. Abgesehen einmal von den hohen Kosten eines Events, bei dem man jeden Zuschauer mit Handschlag begrüßen konnte, hat sich in Zeiten wie diesen natürlich auch die Frage nach möglichen Umweltschäden in den kanadischen Wäldern gestellt, die noch teurer kommen könnten als Weltcup-Defizite. Wenn wir hier schon nicht über die ungewisse Zukunft reden, die dem Skilauf im aktuellen Klimawandel droht, so muss sich ein sportlicher Weltverband ganz sicher auch zum Ziel setzen, dass er da und dort (s)eine Show abzieht, wo sie über (in Amerika eher anderwärts interessierte) Networks möglichst viele Zuschauer sehen können, also in oder nahe von Großstädten.

Und da von Kanada die Rede ist, so frage ich mich seit Jahren, warum nicht wieder in der heimlichen frankophonen Haupt- und Olympiastadt Montreal gefahren wird, wo der leider bei einem Bergunfall tödlich verunglückte Reinhard Tritscher vor mehr als 50 Jahren auf dem Mont Real, dem Hausberg mit Sessellift, im Weltcup triumphiert hat. Oder warum nicht die einstigen Weltcuppisten in Whistler Mountain, nur zwei Stunden von der Metropole Vancouver entfernt, für Olympia 2010 einem Facelifting unterzogen, als Magnet für Ski-Fans und solche, die gewinnen will, reaktiviert werden. Auch wenn unberührte Regionen noch so schönen Postkarten-Charakter haben – Geisterrennen ohne Publikum sind alles, nur keine Werbung für den Skisport. Erst recht nicht nach der Pandemie. Ach das wäre über das aktuelle Drittabschlagen innerhalb der FIS hinaus eine echte Herausforderung, die es zu meistern gilt. Mit oder ohne „Head-Coach“ Eliasch…, 

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