Erster Sieg auf Challenger-Ebene, zweiter Sieg auf ATP-Niveau. Es schaut so aus, als würde bei Dominic Thiem langsam der Knoten nach den vielen Niederlagen, Rückschlägen und Abstürzen im Ranking doch noch platzen. Immerhin spricht dafür, dass er im schwedischen Badeort Bastad mit dem Finnen Ruusuvuori nicht nur eine Nr. 43 der Tenniswelt niedergekämpft, sondern sich auf
Sand auch für die glatte Daviscup-Niederlage auf einem schnellen Belag revanchiert hat.
Aber wie schon nach dem ersten Comeback-Sieg in Salzburg, so folgt auch in Schweden die Nagelprobe auf dem Fuß, das liegt angesichts des spanischen Gegners Roberto Bautista Agut auf der Hand – ein Top 20-Spieler, der schon weiter vorn war, auf Mallorca erst im Finale gegen Stefanos Tsitsipas verlor und in Wimbledon nach einem glatten Auftaktsieg erst durch einen positiven Corona-Test gestoppt wurde. Da der Spanier ein Freilos hatte in der ersten Runde, lässt sich schwerlich einschätzen, ob er wieder fit ist und damit der schwere, echte Prüfstein für Thiem wird, den er beim schwierigen Comeback so dringend braucht, um sagen zu können: Jetzt bin ich auf dem richtigen Weg zurück und vielleicht schon beim Heimturnier in Kitzbühel dort, wo ich sein will.
Ja, das wäre wünschenswert im Interesse nicht nur von Thiem, sondern auch des zweitgrößten heimischen Tennisturniers und des Tennissports im Allgemeinen, der in welcher Spielergeneration immer von den großen internationalen und nicht kleinen regionalen Erfolgen unserer Galionsfiguren profitiert und gelebt hat. Was mit Profi-Pionier Hans Kary im Duett und Duell mit Peter Feigl begonnen hat, das setzte sich dann mit dem French-Open-Sieger und Weltranglistenersten Thomas Muster und/gegen Horst Skoff ebenso fort wie mit Stefan Koubek, Jürgen Melzer und Dominic Thiem, dem zweitem Grand-Slam-Turniersieger.
Der erste Sieg auf ATP-Turnierebene, wenn auch auf einem Nebenschauplatz, sollte, nein: müsste ein Motivationsschub für Thiem sein, sich von jenem frustgeplagten, mit sich im Clinch liegenden Thieminho zu trennen, um allmählich wieder der alte zu werden. Aber wie schon nach dem ersten Sieg in Salzburg geschrieben, so geht´s für Thiem jetzt darum, diesen zweiten, viel wichtigeren Erfolg mit einem nächsten so zu bestätigen wie ein Break. Alles nach dem Motto: Siege sind das wichtigste, beste und vor allem erlaubte Doping im Sport und für Sportler!