Ein Besuch in Kufstein bei meinem alten Freund, Wegbegleiter, Helfershelfer und Topinformanten Kurt Matz, dem Hauch an Schweijk, dem sich niemand entziehen kann, hat´s möglich gemacht. Am liebsten hätte er mich ja der Diplomingenieur selbst chauffiert, darf es aber als Rekonvaleszenter (noch) nicht, also hatte er für den Bahnfahrer einen privaten Taxidienst zum Sparkassen-Bambini-Cup organisiert, zu dessen „Geburtshelfern“ einst auch der Matz Kurti, damals Renn- und Tennischef bei Kneissl, gehört hatte. Der Pandemie wegen geht diese vorletzte Juli-Woche mit zweijähriger Verspätung das 50. Jubiläumsturnier für die kleinen und noch kleineren Tennis-Starlets (U12 und U4), die davon träumen, Stars zu werden, in Szene und über drei Bühnen.
Seit Dezember werkt das OK-Team mit Thomas Hechensteiner an der Spitze und darunter einigen aus der Familie des Kufsteiner Tennis-Youngsters Erler an der Organisation des Traditions-Turniers mit knapp 300 SpielerInnen aus aller Herren Länder, darunter auch Australier, sechs Kanadier und insgesamt 35 Österreicher(innen). Mögen andere die Sommerhitze verfluchen, für Hechenberger aber ist das heiße, trockene Wetter ein Segen. „Wenn´s in den ersten beiden Runden und Tagen so bleibt, bringen wir alle Matches durch!“ Gespielt wird auf acht Sandplätzen im Tennis-Klub Kufstein, aber auch im nahen Ebbs und sogar über der Grenze in Kiefersfelden in Bayern. Und zum Training müssen die Kids halt zwangsweise auch in die Sandplatzhalle ausweichen. Alles perfekt durchorganisiert, Turnier-Taxidienst inklusive.
Das ist der Bambini-Cup sich, seinem Ruf und den vielen Topstars, die sich hier die ersten Sporen verdient oder die Hörner abgestoßen haben, auch schuldig. Boris Becker, als er noch das Bobele aus Leimen war, betreut von Günther Bosch, dem verlängerten Tiriac-Arm, machte in Kufstein ebenso von sich reden wie Steffi Graf, die der Slowene Boris Breskvar coachte. Wie später Martina Hingis mit Mama Molitor. Wie Petra Kvitova oder Karolina Pliskova. Wie Landsmann Tomas Berdych. Wie Stefanos Tsitsipas mit Papa, Mama, Schwester, der dreimal kam, aber nie gewann. Wie Dominic Thiem, der mit Günter Bresnik dort erste internationale Erfahrungen sammelte. Wie Alexander Zverev. Und wie Elina Switolina, inzwischen ja Madame Monfils, die sich auch unter die Top 10 spielte und jetzt samt Gespons unter Bresnik-Regie zum Ehe- auch Tennisglück finden wollen …
Was in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts in der damaligen Kneissl-Heimat begonnen hatte, feiert also heuer das durch höhere Corona-Gewalt verspätete 50-Jahr-Jubiläum. Wer von den heutigen Kids neue Beckers, Grafs, Hingis, Thiems etc. werden, kann ich nicht sagen, dazu kenne ich die Mini-Starlets mit wenigen Ausnahmen zu wenig, auch den angeblichen Jungstar Mihailo Topic nicht, der von der Djokovic-Academy gemeldet wurde.
Meine Frage, ob nicht nur der neue Tiroler Tennispräsident, sondern auch jemand vom ÖTV, etwa gar Sportchefs des Verbandes, dem Sparkasse-Bambini-Cup in Kufstein die Aufwartung machen würden, dürfte schneller als gedacht weitergeleitet worden und auch in die falschen Kehlen gerutscht sein. Denn kaum wieder in Wien, gab´s schon einen Anruf vom ÖTV-Generalsekretär Tommy Schweda, der den Verband entschuldigte, „weil wir beim Workshop am Rothenbaum involviert sind – und Melzer und Maruschka bei der Junioren-EM dabei sind. Und die Einladung nach Kufstein haben wir erst vor kurzem, also sehr spät bekommen!“
Wenn ich mich nicht irre, dann muss Melzer wissen, was ein Maximilian Heidlmaier draufhat. Er hat schließlich beim ersten Wimbleodn-U14-Turnier zwei Siege und zwei Niederlagen in der gleichen Woche verbucht, in der meines Wissens nach Jürgen das Round-Robin-Legendenturnier mit Gilles Muller bestritt. Und wenn mich nicht irre, dann musste man im Verband doch wissen, dass am Bambini-Jubiläumsturnier seit Dezember 2021 gearbeitet wird – und es vielleicht gar nicht so schlecht gewesen wäre, ein Joint Venture welcher Art immer mit dem unmittelbar folgenden und in unmittelbarer Nähe stattfindenden Kitzbühel-Turnier sinnvoll wäre. Das aber nur laut gedacht.
Djokovic mit “Akademiker” Topic, Ministars aus aller Welt in Kufstein, Zimmer-Enkel Alexandra in Prerov.
Was die die aktuelle Nachwuchs-EM der U16-Mädels betrifft, so ist mir ein ganz besonderer Name ins Aug´ gesprungen, der mit meinem Journalisten-Leben in großer Dankbarkeit untrennbar verbunden bleiben wird. Beim Talent Alexandra Zimmer handelt es sich um die Tochter von Magister Christian Zimmer, dem Sohn des leider viel zu früh verstorbenen Gerhard Zimmer (+2013), meines langjährigen Chefs und Mentors bei „Die Presse“, dessen Nachfolge ich 1979 antreten durfte.
Alexandra Zimmer scheint die Tennisliebe von Opa und Papa (Klub-Präsident) geerbt zu haben. In Prerov steht die Nr. 6 der heimischen Jugendrangliste jedenfalls wie Fräulein Kostic nach Freilos und lockerem Sieg schon in der 3. Runde. Bei Durchsicht der Bambini-Akten und Fakten kommt man um Frl. Zimmer nicht herum – sie gewann das U12-Turnier von Kufstein im Jahre 2019, ehe die Pandemie kam. Ihr Aufstieg scheint kaum aufzuhalten. Es wär´ zu schön gewesen, hätte der tennisverliebte Opa und TV-Tenniskommentator das noch erleben dürfen…