Wer, bitte vielmals, außer dem harten Golfer(innen)-Kern weiß mit dem Namen Sarah Schober etwas anzufangen? Wenig Sportfans, geschweige denn Normalverbraucher, da möchte ich wetten! Wenn man besonders süffisant ist, dann könnte man sogar sagen: Frau Schober ist auch ein bisschen ein Opfer der Euro-Mania um die Fußballfrauen! Ja, wer ist denn eigentlich Sarah Schober, von der die Rede ist? Golferin, wie eingangs angedeutet. Und zwar eine Golf-Proette, für die es so etwas wie eine mediale Eintagsfliege war, dass man für ein, zwei Tage etwas mehr als eine Notiz von ihr genommen hat – in Österreich! In Europas Golf-Welt, der sogenannten Ladies European Tour, kurz LET, schaut´s anders aus. Da wurde der zweite Platz bei den Big Egg Dutch Open in Rosendaelen, Holland, nur besiegt vom schwedischen Star Anna Nordqvist, richtig eingeschätzt und auch dementsprechend gewürdigt.
Und inwiefern? „Ich hab´“, verrät Sarah stolz, „eine Einladung zu den Women´s Scottish Open erhalten. Die Woche ist frei, ich flieg´ nächste Woche nach Glasgow!“ Gespielt wird auf einem der modernsten Links-Courses, die typisch sind für Schottland. Der Dundonald Club liegt nach Kilmarnock, bekannt vom Fußballklub in der ersten Schotten-Liga. Sarah Schober bekommt´s nicht nur mit Europas Elite zu tun – auch die Nr. 1 der Welt, die Koreanerin Jin Young KO, schlägt mit weiteren Landsfrauen ab, die „Majors“ gewonnen haben.
Sarah Schober stammt aus Wagna bei Leibnitz, der steirischen Muster-Heimat. Ihr Heimatklub ist der GC Murstätten, wo einst Nicole Gergely als zweifache Tiur-Siegerin und das fesche Golf-Model Steffi Michl als Zweite in Asien für Furore gesorgt haben. Schober, inzwischen 30 („Bestes mittleres Alter!“), machte den Umweg bis zur Europa-Spitze über die USA, wo sie drei Jahre lang blieb – zuerst Oklahoma, dann Florida, wo sie in Gainesville Telekommunikation und Journalismus inskribierte, aber das Studium trotz großer College-Erfolge („NCAA-Juniors back to back gewonnen!“) frühzeitig beendete. Oder abbrechen musste, „weil ich die längste Zeit mit Schmerzmittel gegen die lädierte Schulter gegolft hab´. Aber dann ging´s einfach nicht mehr!“
Vor sieben Jahren hat sie ins Profi-Business geschnuppert und 2016 in ihrer ersten vollen Proetten-Saison gleich im Order of Merit in der Access-Series (vergleichbar Challenge-Tour der Herren), der zweithöchsten Ebene, triumphiert. Einen Premieren-Erfolg, den sie mit jenem Schweden Henrik Stenson teilt, dem späteren British-Open-Sieger und aktuellen Ryder-Cup-Captain, der deshalb und auch einiger Schläge(r) wegen zu ihren Vorbildern im Golfsport zählt. Unter den Frauen übrigens hat sie ein anderes Idol, das (noch) nichts oder nichts mehr mit Golf und Tiger zu tun hat. „Das ist Lindsey Vonn, die Kämpferin!“ Eine, die sich trotz Rückschlägen nie hat unterkriegen lassen.
Wie Sarah Schober, lange Zeit nicht nur im Schatten der heimischen Golf-Stars von Brier bis Wiesberger, Straka bis Schwab, sondern auch der Tirolerin Christine Wolf, die wie die junge US-Heimkehrerin Emma Spitz abseits von der sportlichen Golf-Rivalität zu ihren Freundinnen zählt. Dank treuer Sponsoren wie Noricum, Europäischer Reiseversicherung oder GV Murstätten kam Sarah auch dann, wenn sie nur im Mittelfeld gelandet war und kleine Brötchen hatte backen müssen, über die Runden. Nach einem Trainerwechsel (vom Deutschen Pröstl in Bad Griesbach zum Briten Philipp Hedley) ging´s heuer aber stets bergauf, Sara golfte und scorte immer konstanter.
Vor kurzem hatte sie noch an die Top 20 angeklopft, jetzt fehlte ihr nur noch ein Schlag zum Sieges-Durchbruch. Und so gab´s zwar erstmals eine etwas größere, aber doch temporär und an Umfang eingeschränkte Berichterstattung über die Sensation in Holland. Würd´s nicht die überschäumende, alles überstrahlende Frauen-Euro geben, hätte es vielleicht anders ausgeschaut. Vielleicht gelingt´s beim nächsten noch größeren Schlag, wenn es nicht 1 zu 11 steht…