Nach der Schwimm-WM in Budapest ist vor der Schwimm-EM in Rom oder vor der EM ist noch schnell eine Open-Air-ÖM in Wolfsberg, die aber nur insofern Wellen schlug, als sie bei schweren Unwettern vom die Regen in die Traufe und dazu noch eine Flut an abgesagten Bewerben kam. Ja, wo kein Glück, da kommt halt dann noch Pech dazu. Wie gut die Medaillen- und Endlaufkandidaten wie Felix Auböck (200m/400mKraul), vom Großbäcker Ströck großzügig unterstützt, Simon Bucher (50/100m Delfin), Bernhard Reitshammer (50m Brust) oder Ex-Junioren-Vizeweltmeisterin Lena Grabowski (200m Rücken) wirklich drauf sind, ließ sich nicht feststellen. Und warum? Weil es England-Legionär Auböck natürlich vorzieht, wegen seiner Sonnenempfindlichkeit erst am 12. August direkt im sommerlich-heißen Rom einzufliegen und die anderen Schwimmer(innen) sich streichen ließen oder des Gewitters wegen gar nicht mehr zum Schwimmen kamen.
Über die meisten Resultate breitet man auch am besten den Mantel des Schweigens, denn einige davon erinnerten an Zeiten, als nach Olympia, WM oder EM sarkastisch gewitzelt wurde, dass keine Österreicher(innen) ertrunken wären. Das ist Fakt und keineswegs Fake News. Um zu illustrieren, wie weit oder gar sportliche Lichtjahre die anderen Österreicher vom „Austro-Flüchtling“ weg sind, sei gesagt, dass zwischen den jüngsten WM-Rekordzeiten von Auböck und den aktuellen Ö-Meistern schlechte sieben Sekunden auf 200m Kraul und nicht weniger als 19 Sekunden auf 400m Kraul klaffen. Warum dem so ist, wie es schwarz auf weiß nachzulesen ist, das sollte eigentlich ein ernstzunehmendes Diskussionsthema im Schwimmverband sein, oder?
Solange es aber einen Auböck und das eine oder andere Naturtalent gibt, solange es auch die Alexandri-Synchron-Nixen im Dreierpack gibt, die mittlerweile Medaillen fast schon garantieren, solange ist sowieso alles Liebe, Wonne, Waschtrog, solange klopft man sich auf die Schultern, bis … ja, bis wie so oft im österreichischen Sport den sieben fetten die eher sieben oder mehr mageren Jahre folgen. Und während TurnerInnen und Leichtathleten jubeln, weil sie bald in der neuen Arena statt des alten Dusika-Tempels unter Superbedingungen besser denn je trainieren und auch Wettkämpfe austragen können, blieb der Schwimmsport neben seinem Hauptquartier sozusagen „Pool-frei“ quasi auf dem Trockenen sitzen. Wien, Österreich und nicht wettkampftaugliche Bäder, das ist eine eigene Geschichte.
Aber manchmal kann man sich auch dort verkühlen, wo man vermeinen würde, in einem Leistungszentrum würde Vorsorge getroffen. Die Rede ist vom, wie mir gut informierte Kreise zugetragen haben, zu kaltem Wasser im Südstadt-Becken, wo ja die Synchron-Nixen stundenlang trainieren. Kaum zurück vom spanischen Trainingslager, in dem beste Voraussetzungen geherrscht hatten, handelte sich die zweifache Solo-WM-Fünfte und Solo-EM-Medaillenkandidatin Vassili Alexandri eine Verkühlung ein, die sie, aber auch ihre Podest-Chancen in Rom schwächte. Zum Glück hat sie ihre Drillingsschwestern Anna Maria und Eirini, die zweifachen, historischen WM-Bronzegewinnerinnen, nicht angesteckt.
Und wenn´s so bleibt, dann sollten die in vielen Jahren unter der bulgarischen Trainerin Albena Mladenovic gereiften Alt-Griechinnen und Neo-Österreicherinnen sogar – man verzeihe diese politisch inkorrekte Formulierung – einen Angriff auf die WM-Zweiten aus der Ukraine starten. In dieser alles andere als militanten, aber sportlich-friedlichen, ästhetischen Auseinandersetzung könnte es um Gold gehen.
Die Alexandris allerdings wissen auch, dass hinter ihnen das Italia-Duett lauert. Und das hat in Rom natürlich auch Heimvorteil! Und wo es keine unbestechlichen Zahlen durch Zeiten gibt, sondern nur subjektive Noten durch Preisrichter, dort hat´s schon immer überraschende Ergebnisse, enttäuschte Hoffnungen und Katzenjammer gegeben. Man muss auf alles gefasst sein. Vom Regen in die Traufe kann man immer kommen. Nicht nur bei Meisterschaften in Wolfsberg…