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Auch eine Serena Williams ist schließlich als Mama jenseits 40 kein Perpetuum Mobile

Die Meldung wird verkauft, als hätte gerade der Blitz eingeschlagen. Auch wenn sie jetzt in Toronto gegen eine völlig unbekannte spanische Qualifikantin ihr erstes Einzel seit drei Jahren gewonnen hat, so war für die 40jährige gar nicht mehr Jung-Mama Serena Williams die Zeit mehr als reif, ihren (baldigen) Rücktritt vom Turniertennis anzukündigen. So wenig schmeichelhaft bis respektlos einige Aussagen ehemaliger (männlicher) Tennis-Topstars über ihre schwindende Schlagkraft, steigenden Fehlerquoten, üppige Figur und mangelhafte Fitness, aber im Kontrast dazu mehr als nur gewagten Outfits, so sehr hatte sich die US-Sirene diese kritischen Töne selbst zuzuschreiben.

Das war einmal, das kommt wohl nicht mehr wieder: Serena mit Kind und Cupo einst, ohne Pokal mit Olympia.

Je unwahrscheinlicher bis utopischer ihre selbstgewählte Endstation Sehnsucht, den Grand-Slam-Rekord von Margaret Court-Smith mit 24 Titeln einzustellen oder gar zu übertreffen, desto mehr schien sich Williams darin zu verbeißen und zu versteifen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Serena mit ihrer zwei Jahre älteren, trotz Autoimmunkrankheit immer noch tennisbesessenen Schwester Venus einen vordem nie gekannten Ikonen-Status genießt, erst recht nach dem autobiografischen Film-Epos, der Sister-Act und Richard-Papa auch in Hollywood und in den täglichen Tabloids, Klatschspalten und Mode-Magazinen etablierte. Und Hand in Hand, Pardon: Wort für Wort, ging damit eine mediale Kritiklosigkeit auch aus latenter Angst, der eine oder andere Ton könnte als rassistische Dissonanz in die falsche Kehle rutschen.

Es ist ja immer eine Frage des richtigen Zeitpunkts, wann SportlerInnen ihre Spielgerät an den berühmten Nagel hängen, also Nägel mit Köpfen machen statt immer mehr zum Schatten, wenn nicht Karikatur ihrer eigenen Größe zu werden. Und zu welch einer mitunter nahezu unbezwinglichen Größe der einst frühreife Tennis-Teenager im Laufe von gut 20 Jahren wurde, das zeigt ja die Bilanz ihrer unglaublichen Rekorde von 23 Grand-Slam-Einzeltiteln, dazu 16 Grand-Slam-Siegen im Doppel (14 Damen, 2 Mixed), 73 WTA-Turniersiegen, Rinze.- und Doppel Olympiagold, 319 Wochen als Nummer 1 und knapp 95 Millionen Dollar an Preisgeld, ganz zu schweigen von noch weit mehr Millionen, die sie mit Sponsor-Verträgen und Werbe-Kontrakten auf der hohen Kante hat.

Auch und gerade solche Stars wie die Williams-Sisters, die in mehr als zwei Jahrzehnten weit mehr Matches in ihren Armen und Beinen, aber der mentalen Herausforderung wegen auch im Kopf haben, müssen einerseits der Abnützung ihren Tribut zollen, im Falle der spätberufenen Mama aber auch der Mutterrolle. Wie immer die größten unter den Großen der Branche auch heißen, irgendwann müssen sie erkennen, dass sie kein Perpetuum Mobile sind. Nur zu hoffen, dass Serena Williams einsichtig genug ist, mit den US-Open 2022 einen Schlussstrich zu ziehen statt wie ihre Schwester Venus zum – ich muss es leider so nennen – populären Kanonenfutter zu werden.

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