Schwimmen

Sensationelle Lagenstaffel holte Bronze, wegen Corona entkräfteter Auböck nur Blech

Paukenschlag zum krönenden Abschluss! Die Medaille, die ein rekonvaleszenter Felix Auböck am Finaltag der Schwimmbewerbe im Foto Italico aus speziellen Gründen verpasst hatte, die holte mit vereinten Kräften sensationell die 4x100m-Lagenstaffel mit  Bernhard Reitshammer (Rücken), Valentin Bayer (Brust), Simon Bucher (Delfi und Heiko Gigler (Kraul) in 3:33,82  – die erste einer Staffel seit 14 Jahren bei einer EM, damals in Eindhoven (4x200m Kraul mit Rogan, Jukic, Scherübl, Janystin). Welch ein toller Endspurt, den das fabelhafte Quartett da hinlegte. Dass es viel drauf hat, das hatten die glorreichen Vier von Rom ja schon mit dem WM-Finale (6.) in Budapest angedeutet. Mit sechs Medaillen im Pool hat Rotweißrot so gut wie seit den Rogan, Podoprigora und Jukic-Geschwister-Zeiten nicht mehr abgeschnitten. Das ist mehr als aller Ehren wert, auch wenn sich schlussendlich die Erfolgsbilanz auf ein halbes Dutzend an Schwimmern und die Alexandri-Drillings-Nixen einengt. 

Es wäre noch mehr möglich gewesen, wäre Auböck im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen. Er versuchte im 400m-Krfaul-Endlauf, alles herauszuholen, aber das furiose Finale wie sonst blieb aus, wieder einmal musste Felix Auböck die Blechtrommel rühren, nach Bronze über 200m gab´s nur den vierten Platz in seiner Domäne, den 400m m Kraul in der Klassezeit von 3:45,83 Minuten. „Natürlich tut´s weh, weil man immer eine Medaille holen will“, quittierte Felix das neuerliche Blech. „Aber diesmal bin ich zufrieden, wenn  ich an die Vorbereitung denke…“ Aber nicht etwa, dass etwas falsch gelaufen wäre, viel Schlimmeres kam dazwischen, dass er vor dem Start in die Rom-EM bewusst verschwiegen hatte. „Ich konnte nach der WM fast drei Wochen nicht ins Wasser, weil ich krank war – ich hab´ Corona gehabt!“

Angesichts dessen wiegt die Bronzemedaille über 200m noch mehr – und die Blecherne hat fast den Glanz von Edelmetall. Jedenfalls edel von ihm, dass er sich nicht schon von vornherein in Ausreden geflüchtet hat. „Mehr war heute nicht drin, ich hab´ alles gegeben, was möglich war. aber zwei, drei Wochen ohne Training kannst halt nicht verkraften!“ Zurück bleibt dennoch die für ihn beste EM seiner Karriere, „weil man nicht immer alles an einer Medaille festmachen kann. „Aber in einem Jahr hab´ ich jetzt Gold auf der kurzen und Bronze auf der langen Bahn gewonnen- und bin Bestzeiten geschwommen!“ Selbst Corona hat er besiegt.

Auböck: Trotz Corona als 400m-Kraul-Vierter alles herausgeholt. In Rom aus dem Schatten getreten: Bayer.

Als Vorlaufzweiter setzte die Lagenstaffel die Medaillenchance in die Tat um. Auch deshalb, weil es mit Brustschwimmer Valentin Bayer einen Klassemann gibt, der als Spätzünder aus seiner sportlichen Zwangsjacke geschlüpft ist, sowohl über 50m (27,18) als auch 100m Brust (59,43) zweimal nur um Hundertstel eine Medaille verpasst hat, als Blechtrommler auch an Auböck erinnert, der seine erste Medaille erst im Vorjahr (Silber 400m, EM Budapest) errang. „Mich ärgert´s nicht, ganz im Gegenteil, diese Zeiten geben mir Auftrieb, damit ich die nächsten Traumgrenzen in Angriff nehmen kann – unter 27, unter 59 Sekunden.“

Zeiten, von denen der Schützling des ungarischen Südstadt-Trainers Balazs Fehervari noch im Mai beim Mare Nostrum Meeting in Barcelona und Canet en Roussilon nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Aber Valentin vertraute seinem Coach – und kassiert jetzt den Lohn seiner Arbeit. „Es ist das Ergebnis von acht Jahren harten Trainings, das wir zuletzt auch etwas umgestellt haben.“ Und dabei profitierte Valentin Bayer auch von seinem Trainingspartner Christopher Rothbauer, der ihm jahrelang immer etwas voraus gewesen war, also so etwas wie tägliche Herausforderung, die er akzeptiert und bewältigt hat. Rothbauer hingegen ist nach zwei Disqualifikationen über 200m in den Strudel der Krise gelangt.

Bayer selbst leugnet gar nicht, dass er selbst dann und wann an der Kippe gestanden war, aber nicht aufsteckte, sondern den inneren Schweinhund überwand. „Das hat“, sagt Valentin, „auch mit dem Kopf zu tun!“ Muskelkraft und Schwimmtechnik allein sind mitunter zu wenig, um ganz nach vorn zu kommen. Hirn und Herz sind zumindest so wichtige Komponenten. Und das gilt von Auböck über die Lagenstaffel in Rom ebenso wie für alle anderen heimischen Einzelsportler zu Wasser und zu Land, mit Händen und Füßen, mit und ohne Ball, auch hoch zu Ross oder Stahlross, also Rad, die so viel Format haben, dass sie Medaillen oder sogar ganz große Titel gewinnen.

 

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