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Tränenreicher Serena-Abschied und Shitstorm um Meuchelfotos mit Teenager

Aus und vorbei. Serena Williams ist Geschichte. Zumindest Tennisgeschichte. Wenige Wochen vor ihrem 41. Geburtstag ging die Karriere einer der besten, erfolgreichsten und auch jenseits der Tennisplätze kraftvollsten und einflussreichsten Spielerinnen aller Zeiten zu Ende. Beim US-Open. Im Arthur-Ashe-Stadium, benannt nach dem legendären Afro-Amerikaner, wie Serena abseits vom Tennis auch in gesellschaftlicher Hinsicht ein Pionier. Das letzte von 1014 Matches ihres Tennislebens mit 23 Grand-Slam-Single-Titeln verlor die jüngere aus dem schon legendären Sister-Act in der dritten Runde des letzten Saison-Grand-Slams nicht gegen eine allseits bekannte Größe, sondern eine Neo-Australierin aus Serbien namens Ajla Tomljanovic, die dem Publikumsterror trotzte, den verlorenen zweiten Satz wegsteckte und  die ausgepumpte Serena in der Entscheidung mit 6:1 abservierte.

Das Williams-Ende erinnerte meine Wenigkeit an den Schwanengesang von Andre Agassi, einem der wenigen Topstars a la Laver, Federer, Nadal, Djokovic, die alle vier Grand-Slam-Titel (Melbourne, Paris, Wimbledon, New York) gewonnen haben. Auch die Agassi-Karriere wurde von einem so gut wie Unbekannten mit einem allerdings großen Namen beendet, von einem gewissen Benjamin Becker, einem US-Studenten aus Deutschland, im TV-Insert als B. Becker ausgeschildert, was Kommentator John McEnroe damals zum sarkastischen Ausruf veranlasste: „B. Becker? Auch wenn er Deutscher ist – nach Boris schaut der nicht aus!“

Was Serena Williams betrifft und ihre (nicht nur in New York) große Fan-Gemeinde, so war sie immer, überall und jederzeit eine unverwechselbare Größe, vor der sich auch ihre sowohl spielerisch als auch mental gefestigte Bezwingerin verneigte: „Es ist geradezu surreal, dass eine wie ich in Amerika im direkten Duell die Karriere von der Spielerin beendet hat, zu der ich vor 20 Jahren als kleines Kind bewundernd aufgeschaut hab´. Sie hat so viel im Tennis geleistet, aber auch so viel verändert …“ Daran gibt es nichts zu rütteln, auch wenn der Williams-Sister-Act zum einen übers Tennis hinaus als Türöffner diente, zum anderen aber zwischendurch auch – früher oft angestachelt durch Papa Richard – vor allem in den in manch Hinsicht gespaltenen Vereinigten Staaten immer wieder zu Reizfiguren wurden, an denen sich (politische) Geister schieden …

Die Williams-Sisters waren noch Tennis-Produkte, die ihren sportlichen Himmelsturm den Eltern, ihren Aufstieg zu Weltstars aber auch den elektronischen wie Printmedien verdankten. Da waren sie am Puls der Zeit oder eben dieser schon Voraus, also keine Kinder der Social Media, die heutzutage mit immer absurderen Geschichten ihren Stempel auch in allen anderen Medien hinterlässt. Da steckt der Teufel oft im kaum erkennbaren, aber übertrieben aufgemascherlten Detail, da werden aus Mücken schnell Elefanten gemacht, die dann quasi rund um die Welt trampeln. Wie im Falle der 16jährigen Tschechin Sara Bejlik, die nach ihrer sensationellen Qualifikation für den Hauptbewerb von ihrem Vater (!) und von ihrem langjährigen Trainer („Er kennt mich, seit ich 8 bin, er trainiert und massiert mich seit acht Jahren!“) im Tennisglück umarmt und dabei auch am verlängerten Rücken (nicht einmal Hintern) beklatscht, nicht begrapscht wurde.

Ob Me-Too-Bewegung oder wer immer, da wurden vermeintlich belastende Fotos ins Netz gestellt und Vater wie Trainer dargestellt, als hätten sie sich sexuell vergriffen. Die Folge? Ein Shitstorm, auf Neudeutsch! Es stimmt schon, wenn Teenager Sara dazu sagt, „dass sich keiner von uns so etwas dabei gedacht hat, so was wie in Tschechien nicht der Rede wert wäre, wir aber hier in Amerika sind, wo aus der kleinsten Nichtigkeit ein Drama oder gar Skandal gemacht wird!“ Da kann man der jungen Dame nur recht geben. Und bei der Gelegenheit sei auch daran erinnert, dass auch die Williams-Sisters, Siege und Triumphe hin oder her, in manch Belangen übers Ziel geschossen haben mit ganz bewusst gesetzten Provokationen. Sonst hätten sich ja über alle Erfolge hinaus nicht viele Geister an ihnen geschieden. Auch wenn man es nicht gerne hört – Heuchelei bis Scheinheiligkeit gehört eben zum US-amerikanischen Wesen.

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